23. Juli 2022Peter Pionke
Frank Elstner: Auf der Welt unterwegs, um Tierarten zu retten
Gerade ist er von einer Azoren-Expedition zurück, wo er die Bedrohung der Blauwale dokumentierte. Im Gespräch mit der BUNTEN erzählt Frank Elstner von seinem Kampf gegen das Artensterben.
Mit 80 Jahren legen andere die Füße hoch und genießen den Ruhestand. Was treibt Sie?
Frank Elstner: „Es begann vor zehn Jahren mit einem Auftritt des Tierschützers Willie Smits in meiner Sendung „Menschen der Woche“, in der er über das Aussterben der Orang-Utans in Indonesien berichtete. Ich versprach ihm, ihn beim nächsten Mal zu begleiten. Die drei Wochen bei den Orang-Utans in Borneo wurde die emotionalsten Reise meines Lebens.“
Was hat Sie so bewegt?
Frank Elstner: „Die Gene der Orang-Utans sind zu 97 Prozent identisch mit denen der Menschen. Wenn ich daran denke, dass diese vom Aussterben bedrohten Tiere gefangen und abgeschlachtet werden, kommen mir heute noch die Tränen. Der Mensch hat ihren Lebensraum systematisch durch falschen Anbau von Palmöl zerstört. Felder werden verbrannt, Wälder abgeholzt, natürliche Lebensräume zerstört. Mit meinen Filmen möchte ich die Menschen aufrütteln, damit dieses Artentöten gestoppt wird.“
Welche Reise bleibt in besonderer Erinnerung?
Frank Elstner: „Jede Reise berührt mich. In Ostafrika stand ich vor dem letzten nördlichen Breitmaulnashorn. Es hieß Sudan. 14 Tage später habe ich erfahren, dass Sudan auch gestorben ist. Das war für mich, als hätte ich das letzte Mammut sterben sehen. Welch ein schrecklicher Verlust. Da frage ich mich: Mensch, was richtest du an, was tut du der Schöpfung an?“
Sie kommen gerade von den Azoren zurück …
Frank Elstner: „Hier geht es um die Rettung des größten Tieres, das jemals auf der Welt gelebt hat, den Blauwal. Er wurde durch Jagd nahezu ausgerottet und wird als stark gefährdet eingestuft. Der Blauwal ist bis zu 33 Meter lang. Allein die Zunge wiegt vier Tonnen. Er ist 190 Tonnen schwer. So schwer wie 2.500 Menschen. Und der Mensch hat diese Art, diesen Giganten der Meere beinahe ausgerottet.“
Wer reist, verändert sich. Wie hat Sie die Reisen rund um die Welt verändert?
Frank Elstner: „Die Begegnungen mit Menschen und mit vom Aussterben bedrohten Tierarten haben mich eindrucksvoll verändert. Diese Reisen haben meinen Blick auf unsere Welt geschärft. Aus der Welt der Show bin ich in die Welt des Ursprungs und Echten geraten. Ich überwand Ängste, lebte in der Wildnis. Ich erlebte ein nie geahntes Glück.“
Sie haben fünf Kinder. Ihr jüngstes Enkelkind ist noch kein Jahr alt. Fragen Sie sich manchmal, welche Erde wir unseren Kindern hinterlassen?
Frank Elstner: „Sollte nicht ein Wunder geschehen, hinterlassen wir unseren Kindern und Kindeskindern unsere Welt in einem schlechten Zustand. Wir haben uns viel zu spät um Klimaschutz bemüht, um Artenschutz, um die Wälder, unsere natürliche Lunge. Die durch uns verursachte Erderwärmung, die von uns erzeugten Schadstoffe werden unsere Kinder so weit bringen, dass sie zurecht ihre Eltern als Versager ansehen werden.“
Was kann jeder Einzelne tun, um das Artensterben zu stoppen?
Frank Elstner: „Wir alle können etwas tun. Jeden Tag. Überall. Denn so lange nicht jeder von uns einen kleinen Beitrag zu diesen Themen leistet, so lange wird die Gleichgültigkeit bis zur Handlungsunfähigkeit wachsen. Ich danke allen jungen Leuten, die mit Fantasie, Einsatzwille und großer Disziplin den Kampf gegen diese Gleichgültigkeit aufnehmen. Und ich wünsche ihnen das Durchhaltevermögen, das wir Älteren gebraucht hätten, um die Politik in entscheidenden Situationen zu mehr Erfolg zu führen.“
Wenn Sie ein Tier in hoffentlich sehr vielen Jahren im Himmel wiedersehen möchten – welches Tier wäre das?
Frank Elstner: „Es wäre das erwähnte nördliche Breitmaulnashorn. Diesem Tier eines Tages wieder zu begegnen, hieße, dass die Anstrengungen der Wissenschaftler belohnt worden wären.“
Text: Martin Heidemanns / BUNTE
Link zur Webseite der BUNTEN
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