22. August 2022Peter Pionke
Bernd Klüser: Schlauer ‚Fux‘ wechselte rechtzeitig sein Revier
Doch der Erfolg ist ihm nie zu Kopf gestiegen. Auch nicht, als sämtliche TV-Sender bei ihm auf der Matte standen, um den erfolgreichen Newcomer in ihren Musik-Shows ins Rampenlicht zu hieven. Die Hochphase von Fux fiel in die Zeit, in der die Neue Deutsche Welle langsam abflaute. Kolleginnen und und Kollegen aus der Musikbranche erkannten das grosse Talent von Bernd Klüser, Pop-Songs zu schreiben und standen bei ihm Schlange.
Und so komponierte und produziere er u.a. Titel für Tony Christie, Nino de Angelo, Chris Roberts, Roland Kaiser oder Christina Bach. Aber auch Fux bekam irgendwann den fast revolutionären Wandel in der Musikbranche zu spüren. CD’s verkauften sich nicht mehr so gut, Plattenfirmen gingen Pleite, TV-Sender strichen Musiksendungen aus ihren Programmen.
Schlau wie ein Fux nun einmal ist, fand Bernd Klüser schnell ein neues Revier. Er blieb zwar der Musik treu, aber seine Zielgruppe änderte er radikal: Ab da schrieb er Lieder für zwei bis zwölfjährige Kids und deren Eltern. Seine Vertragspartner waren jetzt nicht mehr Plattenfirmen und Labels, sondern die Industrie, die Kinder- und Jugend-Organisatoren und die großen Freizeitparks. Ein echter Glücksgriff!
In der Kinder-TV-Show „Tigerentenklub“ (KiKA) und anderen Kindersendungen sind Original-Fux und sein Kumpel „Fanny Fux“, eine Figur im Fuchskostüm, gern gesehene Gäste.
Bei seinem jungen Publikum trifft Musiker Bernd Klüser, selbst Vater von zwei Kindern, jedenfalls mit seiner modernen, gängigen Pop-Musik und den kindgerechten Texten genau den richtigen Ton. Under hat bei dem einen oder anderen Lied auch durchaus einen pädagogischen Ansatz. In seinem Song „Joey aus Jamaica“ thematisiert er beispielsweise das Problem Integration.
Wir haben uns in unserer Interview-Reihe „Hand aufs Herz“ mit Bernd Klüser über die alte und neue Fux-Ära unterhalte.
DS: Sie sind seit über 30 Jahren im Musikbusiness. Hat Sie die Arbeit mit Kindern selbst auch jung gehalten?
Bernd Klüser: „Sehr! Nach einem Auftritt für Kinder bin ich abends immer sehr froh und glücklich, dass ich das gemacht habe. Obwohl ich nach all den Jahren vor Auftritten morgens immer noch nervös bin.“
DS: Die meisten traditionellen Kinderlieder sind für Erwachsene nur schwer zu ertragen, bei Ihren Kid-Songs summen Mama und Papa mit und wippen mit dem Fuß. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Bernd Klüser: „Als wir angefangen haben, Musik für Kinder zu schreiben, war es uns sehr wichtig, dass wir diese Musik selbst auch ertragen konnten. Es gab allerdings auch Eltern, die mich gefragt haben, ‚warum hat Deine gelbe Kinder-CD eigentlich keinen Selbstzerstörungsmodus, unsere Kids wollten auf der Fahrt zur Ostsee die ganze Zeit lang nur Dein Album hören?‘ (lacht). Aber unterm Strich kann man unsere Kinderlieder als Erwachsener wirklich gut ertragen.“
DS: Was ist schwieriger: Songs für Erwachsene oder Kinder zu schreiben?
Bernd Klüser: „Ich kann mich bei Kinderliedern viel mehr austoben. Da sind die Themen Zwischenmenschlichkeit, Umwelt, da kann ich einfach drauf losschreiben. Bei den Erwachsenen tue ich mich persönlich schwerer mit den Texten. Da fühle ich mich viel eingeschränkter.“
DS: Gibt es beim Produzieren von Liedern für Kinder oder Erwachsenen überhaupt einen Unterschied – und falls ja – worin liegt der?
Bernd Klüser: „Man spricht ein ganz anderes Zielpublikum an. Alles, was man für Kinder schreibt finde ich direkter, freier, ehrlicher. Das ist einfach so mein Gefühl und meine Wahrnehmung.“
DS: Wie viele eigene Kinder haben Sie eigentlich selbst?
Bernd Klüser: „Ich habe habe zwei Kinder. Mein Sohn ist 24 und meine Tochter Lina 19 – sie sind also schon voll groß.“
DS: Tritt denn eines ihnen einmal in Ihre Fussstapfen?
Bernd Klüser: „Beide sind sehr musikalisch. Besonders meine Tochter singt sehr gern und spielt gern Klavier. Ich habe beide immer zum Musikunterricht gedrängt und darauf geachtet, dass sie halbwegs Noten lesen können. Aber ob sie sich wirklich auf die Bühne stellen und ins Musikbusiness einsteigen wollen, das bezweifele ich. Aber sage niemals nie.“
DS: Sind Ihre Kids mit die ersten, die sich einen neuen Song von Ihnen anhören dürfen oder müssen?
Bernd Klüser (lacht): „Müssen ist gut! Ich spiele die neuen Songs immer zuerst in der Familie vor. Besonders meiner Frau und meiner Tochter, die mehr auf Musik abfährt als mein Sohn. Zum Gück sind sie meine Fans und sehr gnädig mit mir.“
DS: Verarbeiten Sie Erlebnisse mit Ihren Kindern in Ihren Songs?
Bernd Klüser: „Das inspiriert mich auf jeden Fall und wenn es Erlebnisse mit meinen Kindern gab, dann habe ich sie auch in meinen Songs verbraten. Solche Storys kann man auf all meinen Alben wiederfinden. Erlebnisse aus der eigenen Kindheit, Erlebnisse mit den eigenen Kids.“
DS: Das Musikgeschäft hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Inwieweit hat Sie das berührt?
Bernd Klüser: „Total! Ich habe ja sehr früh mit der Kindermusik einen eigenen Weg gewählt. Es war schon ein komisches Gefühl, als sich die CD’s nicht mehr wie gewohnt verkauften und die ganzen Zwischenhändler, Labels und Verlage wegbrachen. Aber da wir mit unserer Kindermusik seit 20 Jahre eng mit der Industrie und mit Freizeitparks zusammenarbeiten, dadurch autark sind und nicht mehr auf Plattenfirmen angewiesen waren, habe ich die ganze Entwicklung im Musikbusiness nur noch von der Seite mitbekommen.“
DS: Was hat Sie bewogen, Ihren alten Hit „Überdosis Glück“ nach 30 Jahren noch einmal neu einzuspielen?
Bernd Klüser: „Das wurde wie die Kindermusik von außen an mich herangetragen. Bekannten und Freunde haben gesagt: ‚Mensch, Überdosis Glück war in den 80er Jahren so ein geiler Song, warum nehmt Ihr den nicht noch einmal ganz neu auf?‘ Ich haben dann in alten Tapes herumgekramt und auch die alten Studiobänder wiedergefunden und da natürlich reingehört. Und sofort hatte ich Bock, den Song noch einmal ganz neu und zeitgemäss einzuspielen.“
DS: Inwieweit unterscheiden sich die Versionen von 1988 und 2022?
Bernd Klüser: „Die 80er Version ist langsamer als die neue, der ich einen tanzbaren Groove verpasst habe.“
DS: In welchen TV-Sendungen sind Sie bereits aufgetreten?
Bernd Klüser: „In den 80er Jahren sind wir wohl in allen Showsendungen aufgetreten, die es damals gab. Viele Privatsender waren zu der Zeit noch gar nicht am Start. Mit unserem Song ‚Der Stoff aus dem die Träume sind‘ hatten wir allein bestimmt 40 Fernseh-Auftritte. Mit der Kindermusik war ich regelmässiger Gast bei KiKA im Tigerentenclub.“
DS: Sie schreiben nicht nur für Kinder, sondern komponieren und produzieren auch Songs für erwachsene und gestandene Künstler-Kollegen: Können Sie einmal ein paar Namen nennen?
Bernd Klüser: „Das war in erster Linie in den 90er Jahren. Wir hatten Erfolg und dann wird man auch von Kollegen angesprochen ‚Das ist geil, was Ihr da macht. Kannst Du mir nicht auch einmal einen Song schreiben?‘ Dann kommt man fast automatisch rein ins Komponieren und Texten. Damals habe ich für Nicole, für Chris Roberts, Roland Kaiser, Tony Christie, Christina Bach oder Nino de Angelo gearbeitet. Das hat sehr viel Spass gemacht. Das hat nachgelassen, als sich CD’s nicht mehr so gut verkauften. Dann kam zu Glück das Kinder-Projekt und ich hatte ich auch gar keine Zeit mehr, für Kolleginnen und Kollegen zu schreiben.“
DS: Was sind das für Kinder, denen Sie Musikunterricht erteilen?
Bernd Klüser: „Das sind große ud kleine Kinder und sogar Erwachsene, denen mit 40 oder 50 Jahren auf einmal einfällt, dass sie eigentlich immer schon Klavier- oder Gitarrenspielen lernen wollten. Ich sage allen Interessenten egal welchen Alters vorab: ‚Klassischer Musikunterricht ist nicht mein Ding, bei mir gibt es keine kleinen Mozarts. Nachdem sie das Notenlesen und Harmonielehre gelernt haben, machen wir einfach zusammen Musik, spielen bekannte Songs gemeinsam. Am besten funktioniert das in Ensembles von drei oder vier Schülern. Das macht auch allen richtig viel Spass. Andere gehen in klassische Musikschulen, bei mir machen wir eben POP-Musik.“
DS: Woran arbeiten Sie gerade?
Bernd Klüser: „Jetzt im Sommer bin ich sehr viel mit meinem Kinder-Projekt unterwegs. Ich habe demnächst einen TV-Auftritt bei „Immer wieder sonntags“ im Freizeitpark Rust. Und sobald es nicht mehr so heiss ist und ich keine Lust mehr habe, jeden Tag in die Bigge zu springen, bekomme ich sicher auch wieder große Lust, an neuen Songs zu arbeiten.“
DS: Wird man Sie noch einmal mit Band auf der Bühne sehen?
Bernd Klüser: „Kann schon sein: Wenn die Leute die neue Version von ‚Überdosis Glück‘ und andere alte und neue Songs richtig geil finden und es sich auch einigermassen finanziell rechnet, dann hätte ich voll Bock darauf, noch einmal mit Band auf der Bühne zu stehen und die Sachen live zu spielen. Solange präsentiere ich ganz allein die Songs mit der Akustikgitarre und Halbplayback. Das macht mir auch Riesenspass und den Leute gefällt es auch, ich sehe immer in glückliche Gesichter. Aber so ein Band-Projekt würde mich schon sehr reizen. Mit ‚FUX‘ sind wir damals viel zu selten live aufgetreten. Wir haben insgesamt höchstens 20 Gigs gespielt. Ansonsten hatten wir irgendwelche Promo-Auftritte, um die Alben zu vermarkten.“
DS: Welche Musik hören Sie privat?
Bernd Klüser: „Jazz, Latin, POP-Musik und die alten Sachen, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich mag heute immer noch die Songs von den Beatles, von Simon & Garfunkel oder den Pet Shop Boys. Ich habe so meine ganz persönliche Playlist, da tauchen auch immer wieder mal ganz neue Songs auf – z.B. Lieder von Ed Sheeran.“
DS: Was halten Sie von der jungen Musikergeneration?
Bernd Klüser: „Es gibt ja Newcomer wie ‚Jeremias‘, die sich wieder wie klassische Bands auf die Bühne stellen, alles live spielen, gute Texte haben. Da gibt es auch Schülerinnen und Schüler im Musikunterricht, die sagen, ‚lass uns doch mal einen Song von Jeremias spielen‘. Es scheint so, dass handgemachte Musik wieder im Trend liegt. Und das finde ich als Musiker mega.“
DS: Welche Hobbys haben Sie?
Bernd Klüser: „Ich spiele seit ewigen Zeiten Fußball. Seit 20 Jahren laufe ich in der Altliga auf. Ich lasse sogar ein Spiel meines Lieblingsvereins Borussia Mönchengladbach im TV sausen, wenn ich in der Zeit selber spielen kann. Musik ist nicht nur mein Job, sondern auch mein Hobby. Ich mache sogenannte Selbersingen-Konzerte, zu denen ich Leute einlade. Dann projeziere ich die Texte einfach auf eine Leinwand und alle singen mit. Das mache ich seit 40 Jahren. Ich setze mich ans Klavier oder greife zur Gitarre und spiele dann Songs von Elton John oder den Beatles. Im Sommer gehe ich täglich schwimmen im Biggesee. Ansonsten fahre ich gern mit dem Rad, für ein Tischtennis-Duell bin ich auch immer zu haben. Und als passionierter Hobby-Gärtner verbringe ich möglichst viel Zeit in meinem Pastorsgarten.“
DS: Vielen Dank für das interessante, offene Gespräch
Das Interview führte Peter Pionke
VITA BERND KLÜSER ALIAS FUX
Bernd Klüser wurde 1965 geboren und wuchs in Finnentrop (Sauerland) auf. Schon schnell bekam er wegen seiner roten Haare den Spitznamen Fux. Er erhielt Klavierunterricht und lernte das Gitarrenspielen.
Mitte der 80er Jahre gründete er mit Uli Sprenger die Band Fux. 1988 kam das Debütalbum „Überdosis Glück“ heraus. Die gleichnamige Single wurde ein Hit. Ebenso die Songs „Einsam für mich“, „Der Stoff aus dem die Träume sind“, „Ich und Du – Rendezvous“ oder „Alles nur geträumt“. Seither hat Fux fünf Alben veröffentlicht: „Überdosis Glück“ (1988) – „Rendezvous“ (1989) – „Funny Fux“ (2001) – „Ich mach Spass“ (2005) – „Hereinspaziert“ (2010).
Bernd Klüser komponierte zudem Songs für Nicole, für Chris Roberts, Roland Kaiser, Tony Christie, Christina Bach, Michael Morgan oder Nino de Angelo.
Die Erfolgs-Single „Überdosis Glück“ hat er jetzt nach über 30 Jahre noch einmal in ganz neuem Gewand in seinem eigenen Tonstudio eingespielt.
Seit 2001 macht er – um es mit seinen eigenen Worten auszudrücken – „Live-Entertainment mit Herz und Sinn für Kinder“. Zielgruppe sind die Zwei- bis Zwölfjährigen und deren Eltern. Klüser engagiert sich immer wieder für soziale Organisationen und auch für die „Aktion Mensch“.
Positive Schlagzeilen machte sein Inklusions-Workshop für die „Aktion Mensch“. Mit behinderten und nicht behinderten Musikern und Sängern nahm er „Ich bin Ich“, den bekannten Song der Band „Glasperlenspiel“, in seinem eigenen Tonstudio auf. Live uraufgeführt wurde das Lied anschließend in der Kirche Lennestadt-Meggen. Von dem Projekt produzierte Bernd Klüser ein beeindruckendes Video (siehe Link weiter unten).
Als freier Produzent und Songwriter arbeitete er u.a. für das NRW-Verkehrsministerium, die Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen sowie für viele andere Vereine, Unternehmen, Institutionen und Künstler.
Viel Spass bereitet ihm auch die eigene Musikschule, in der er Kindern, aber auch dem einen oder anderen Erwachsenen das Klavier-, Keyboard- oder Gitarrenspieler beibringt.
Bernd Klüser ist seit vielen Jahren mit Simone verheiratet. Gemeinsam haben sie einen 24 Jahre alten Sohn und die 19 Jahre alte Tochter Lina.
Seine Hobbys: Musik, Fußballspielen in der Altliga, Schwimmen, Radfahren, Tischtennis und Gartenarbeit.
Link zur Webseite von Fux:
Link zum Video „Ich bin Ich“ – Inklusions-Workshop für die „Aktion Mensch“:
https://www.youtube.com/watch?v=0G608xKY3DU
Link zur neuen Version von „Überdosis Glück“:
https://www.youtube.com/watch?v=Deo9yV9-UxE
Den neuen Song kann man bei Spotify, Amazon, iTunes etc. kostenpflichtig herunterladen
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