12. September 2022

Leocardia Hirtes: Kunstwerke zwischen Malerei & Skulptur

"NATURE - Luxury of Tomorrow", also "Natur - der Luxus von morgen", so markant und mahnend ist der Titel der neuen Ausstellung, die am kommenden Sonntag (18.09.) um 11:30 Uhr im Vok Dams ATELIERHAUS mit einer Vernissage eröffnet wird. Im Fokus stehen die Arbeiten der Bochumer Künstlerin Leocardia Hirtes. Es sind Werke zwischen Malerei und Skulptur.

Leocardia Hirtes beim Vorbereiten ihrer Ausstellung im Vok Dams ATELIERHAUS – © Vok Dams iNotes

Die Galerie Vok Dams ATELIERHAUS ist seit knapp 10 Jahren der Geheimtipp für außergewöhnliche Künstler und spektakuläre Ausstellungen. Hier werden Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken ausgestellt, die es verdient haben, außerhalb des klassischen Kulturbetriebes entdeckt und gefördert zu werden. In der Regel haben diese Künstlerinnen und Künstler Bezüge zu Kunst, Kommunikation und Gesellschaft.

So wie die Bochumerin Leocardia Hirtes, die in den letzten Jahrzehnten eine enge berufliche Verbindung zum Unternehmen VOK DAMS worldwide entwickelt, das im Bereich der Live-Kommunikation für deutsche und internationale Marken agiert. Sie gestaltet jetzt die erste Ausstellung nach zwei Jahren Corona-Pause.

Leocadia Hirtes arbeitet eng mit dem Musiker und Komponisten Bertram Ernst zusammen, mit dem sie seit vielen Jahren liiert ist.

Wir haben uns mit der Künstlerin unterhalten, die spektakuläre, emotionale Werke wie „Follower“, „Zone 34N“ der „Promiss“ geschafften hat.

DS: Wie erklären Sie die Verknüpfung von Wirtschaft und Kunst?

Leocardia Hirtes: „Ich sehe einen Zeitenwandel in der Kommunikation: Die Ära der Markenjünger ist vorbei. Heute müssen die potentiellen Zielgruppen einer Marke immer wieder von neuem überzeugt und begeistert werden. Neben einem USP-Transfer und einem klaren Werteprofil setzt die Kommunikation vermehrt auf glaubwürdige Emotionen. Sport und Musik sind diesbezüglich etablierte Kommunikationsgrößen, die Bildende bzw. visuelle Kunst jedoch hat in diesen Zeiten eine ganz besondere Qualität.“

DS: Das können Sie doch sicher näher erklären?

Leocardia Hirtes: „Vor einigen Jahren zählte Bildende Kunst noch als reines Investitionspotential für Marken bzw. Unternehmen, das zugegebenermaßen zudem eine gewisse Strahlkraft nach außen hatte. Doch Bildende Kunst kann mehr. Sie bewegt Menschen und formt bzw. vereint gesellschaftliche Strömungen. Sie ist real, anfassbar, spricht den Menschen auf eine direkte Art und Weise an  und ist ein spürbar angenehmer Gegenpol zum wabernden Metaversum.“

Peter Pionke (l.) im Gespräch mit Leocardia Hirtes und Bertram Ernst – © Vok Dams iNotes

DS: Wo sehen Sie die neuen, bahnbrechenden Herausforderungen?

Leocardia Hirtes: „Wir sind Zeitzeuge eines großen gesellschaftlichen Umbruchs, die Menschen suchen Orientierung und Perspektiven, unter deren Dach sie sich selbst wiederfinden, vereinigen und auch mitgestalten können. Wir erleben die Notwendigkeit einer ökologischen und soziokulturellen Umgestaltung, bei welcher die Marken unbedingt mitwirken sollten, im Sinne der allgemeinen Verantwortung und um weiterhin präsent zu bleiben. Erkannt haben das bereits viele Unternehmen, indem sie ihre Kommunikation nicht nur in Richtung Green und soziale Gerechtigkeit navigieren, sondern sie suchen neue Begegnungsformen, die den potentiellen Zielgruppen eine fühlbare „Heimat“ bietet.“

DS: Und Sie sind davon überzeugt, dass Bildende Kunst diese Ziele umsetzen kann?

Leocardia Hirtes: „Ja, denn: Zu viele Dinge rauschen momentan einfach vorbei, ohne dass ihnen eine adäquate Aufmerksamkeit gegeben wird. ‚Wir müssen reden‘. Das ist der beste Initialfunken bei der Begegnung mit jeglicher Kunstform. Der ersten Wahrnehmung und dem Öffnen von neuen Blickwinkeln folgt eine instinktive, innere Reflexion und der subtile Transfer von Werten und Sinnhaftigkeiten. Anschließend kommt es zur Auseinandersetzung mit anderen und bestenfalls zur Aktivierung des eigenen Antriebs, für eine Sache einzutreten. Essenz: Die Wirtschaft braucht die Bildende Kunst als „guten Geist“ ihres Handelns. Nach außen und nach innen.“

DS: Was sind die Faktoren, die Bildende Kunst  im Sinne einer Unternehmenskommunikation einsetzbar macht?

Leocardia Hirtes: „Es sollte eine ideologische Übereinkunft vorhanden sein. Kunst sollte hier und jetzt schwingen, mit den Ereignissen, die die Menschen bewegen.Sie sollte Signale geben und Positionen anbieten und dennoch Freiraum für eigene Gedanken und Gefühle liefern.“

Leocardia Hirtes erklärt ihr Werk „Follower“ – © Vok Dams iNotes

DS: Warum funktioniert Ihre Kunst so gut als sinnstiftendes ‚Zeitzeichen‘?

Leocardia Hirtes: „Ich widme mich auf eigene, natürliche Weise den Herausforderungen unserer Zeit, bestehend aus den Themenfeldern ‚Umwelt‘ und ‚Soziale Gerechtigkeit‘. Mein Leithema ist auch die Titel meine Ausstellung: ‚NATURE – Luxury of Tomorrow‘, also ‚Natur ist der Luxus von morgen‘. Die Kraft dieser Aussage wirkt initiierend und irritierend zugleich. Aber nach dem Entdecken der Werkreihe können sich die Betrachterin oder der Betrachter von einer anfänglichen Beklemmung befreien und eine gemeinsame Hoffnung erkennen.“

DS: Wie würden Sie ihre beeindruckenden Kunstwerke  selbst beschreiben?

Leocardia Hirtes: „Die Machart der Werkreihe ist besonders und magnetisch: Deren Materialien ergeben einen bemerkenswerten Verbund und das Licht ist ein zusätzlicher Faktor, der die Aussagen unterstützt. Die dazu zugehörige, flankierende Klangkollage setzt die Reliefe in zusätzliche Bewegung. Die Hölzer, die ich verwende, haben bereits ihre eigene Geschichte. Ihre Zertifikate weisen ein Alter von bis zu 4000 Jahren aus. Wenge, Mahagoni, Zebrano oder Eiche – jedes ausgewählte Holz hat seinen eigenen Charakter, diesen führe ich in eine neue Geschichte. Deren Be- und Verarbeitung fragmentiert das Originalholz in eine Art „Superzeichen“, das sich im Ganzen zu einer abstrakten, aber dennoch emotionalen Gesamtkomposition entfaltet. Schlussendlich ist das soziokulturelle Signal der Werkreihe eindeutig: Die Natur ist die Währung der Zukunft. Kurzum, es lohnt sich, von Anfang an den Weg ‚NATURE – Luxury of Tomorrow‘  mitzugehen und bei diesem Auftakt dabei zu sein. Ich brauche Impulse. Von allen.“

DS: Ihre Werke sind dreidimensional. Welche Rolle spielt dabei das Licht?

Leocardia Hirtes: „Eine sehr große Rolle. Dadurch dass meine Bilder eine dritte Dimension haben, erzeuge ich unterschiedliche Licht- und Schattensituationen. Das führt dazu, dass das Bild unterschiedlichen Aussagen hat. Ich kann mit Licht auch die Dramatik steigern. Ich will ausdrücken, dass die Dinge immer zwei Seiten haben. Je nachdem von welcher Seite ich sie beleuchte.“

Betram Ernst: „Ich bekomme ja aus der zweiten Reihe mit, wie schwer es ist, den Werkstoff, die besonderen Holzarten, für Leocardias Arbeiten zu beschaffen. Das ist oft eine reine Odyssee. Ihr Haupt-Holzhändler, der in Süddeutschland sass, ist aufgrund der Corona-Pandemie insolvent. Jetzt geht die Sucherei wieder los. Leocardia wählt ihre Hölzer je nach Thema aus. Die Bilder symbolisieren teilweise Gefahr und besitzen ein aufrüttelndes Signalpotential. Normalerweise entfernt sich ein Splitter von alleine. Aber ein Splitter der afrikanischen Holzart Wenge zieht sich herein. Das sind Erlebnisfaktoren, die ich als sehr aufregend empfinde. Ich schaue mir die Bilder jeden Tag an und jedes Mal sehe und entdecke ich sie neu, weil auch das Licht anders ist. Das ist faszinierend.“

Für ihre imposanten Kunstwerke verwendet Leicardia Hirtes Hölzer wie Wenge oder Mooreiche – © Vok Dams iNotes

DS: Warum verarbeiten Sie in Ihren Werken solch spezielles Holz wie Wenge?

Leocardia Hirtes: „Es passte haargenau zu meiner Vision. Eines meiner Bilder heisst ‚Follower‘. Meine Idee war, die Themen Digitalisierung und die Netzwerke darin aufzugreifen. Das Holz ist von der Struktur gradlinig und lässt sich recht leicht brechen, so dass ich mit Wenge sehr gut die Follower symbolisieren konnte, Menschen die gradlinig einer Idee folgen. Und natürlich ist Holz als Werkstoff Träger meiner Grundidee, Träger des Themas ‚Natur‘.“

Bertram Ernst: „Von jeder Holzart, die Leocardia verwendet, bekommen wir eine Expertise, wie alt das jeweilige Holz ist. Zum Beispiel 1000 Jahre alte Mooreiche. Und dann gibt es eine Holzart, die stammt aus der Zone 34N in Uganda. Jedes Holz hat seine eigene Geschichte und Leocardia überlegt dann, wie sie diese Geschichte durch ihre Werken weitererzählen kann. Es gibt zwischen Material und Kunstwerk immer eine absolute Zwillingsverwandtschaft.“

DS: Wie entstehen Ihre Werke?

Leocardia Hirtes: „Ich habe immer eine Grundidee, eine Vision, welches Thema ich aufgreifen möchte. Aber das Bild entwickelt sich während der Arbeit weiter und verselbständigt sich, dass es mir beispielsweise sagt, mache es so oder so.“

DS: Wie haben Sie den Weg zur Ihrer Kunstform gefunden?

Leocardia Hirte: „Ich habe an der Folkwang-Schule Industriedesign studiert. Da hatte ich dann viel mit Maschinenbau zu tun, aber auch mit Kunst. Und dabei bin ich auch mit der Bildhauerei in Berührung gekommen. Und das hat mich total fasziniert und tut es auch heute noch.“

Die Künstlerin Leocardia Hirtes – © Vok Dams iNotes

DS: Wie viele Kunstwerke schaffen Sie in einem Jahr?

Leocardia Hirtes: „Das hängt natürlich vom Format der Arbeit ab. Aber im Schnitt brauche ich pro Werk einen Monat.“

DS: Fällt es Ihnen auch so schwer, sich von einem Ihrer Kunstwerke zu trennen?

Leocardia Hirtes: „Auf jeden Fall. Meine Arbeiten sind ja schon in Wuppertal, wo meine Ausstellung im Vok Dams ATELIERHAUS vorbereitet wird. Ich vermisse sie jetzt schon zuhause. Einige Werke habe ich auch schon verkauft. Das werde ich jetzt erst einmal nicht mehr tun, weil nach Wuppertal weitere Ausstellungen geplant sind und das Schaffen neuer Objekte sehr aufwendig ist. Es geht mir in erster Linie darum, die Menschen mit den Themen meiner Bilder zu berühren und nicht ums Geld.“

DS: Der Musiker Betram Ernst ist Ihr Lebensgefährte und Kooperationspartner, der Ihre Ausstellung auch eindrucksvoll musikalisch ergänzen und untermalen wird. Hat Sie die berufliche Begegnung zusammen geführt?

Leocardia Hirtes: „Nein, wir waren schon vorher ein Paar. Wir kennen uns quasi aus dem Sandkasten. Für Kunst haben wir uns eigentlich immer sehr stark interessiert, so kam es fast zwangsläufig zur Zusammenarbeit auf der künstlerischen Ebene. Für uns sind ohnehin alle Künste gleichwertig.“

DS: Vielen Dank für das spannende, interessante Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

Das kongeniale Künstler-Duo: Leocadia Hirtes & Bertram Ernst – ª Vok Dams iNotes

Termin:

Ausstellung

„NATURE – Luxury of Tomorrow“

Leocardia Hirtes

Vernissage: Sonntag – 18. September 2022 – 11:30 Uhr

Vok Dams ATELIERHAUS  –  Herberts Katernberg 50  –  42113 Wuppertal

Die Einführung hält Aysel Osmanoglu, Vorstandsmitglied der GLS Bank Bochum:“Geld ist für mich ein Mittel, um gesellschaftliche Entwicklung sozial und ökologisch zu gestalten.“

Für musikalische Interpretationen sorgt Bertram Ernst, internationaler Komponist und Musiker sowie Lebensgefährte von Leocardia Hirtes: „Kunst hat einen inneren Klang, den ich hörbar mache.“

 

Wenn Sie wissen möchten was Sie erwartet, schauen Sie in den Vok Dams NotizBlog:

Atelierhausbesuch bei Leocardia Hirtes:
NATURE – Luxury of Tomorrow!

https://vokdamsatelierhaus.de/2020/01/27/atelierbesuch-bei-leocardia-hirtesnature-luxury-of-tomorrow/

Auferstanden (…) von Corona
… und der Zukunft zugewandt!

https://vokdamsatelierhaus.de/2022/04/29/auferstanden-von-corona-und-der-zukunft-zugewandt/


 

 

 

 

 

 

 

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