13. September 2022Peter Pionke
Lena: II dolce far niente am Gardasee
II dolce far niente am Gardasee – auf Deutsch: „Faulenzen am Gardasee“.
Es ist Sonntagvormittag und mir scheint die Sonne auf den Rücken, während ich an „meinem“ Schreibtisch sitze und diese Zeilen schreibe. In einiger Entfernung kann ich die Glocken der Kühe und Schafe hören, die auf den Wiesen am Berg weiden, dazwischen das Bellen einiger Hofhunde, die lautstark auf sich aufmerksam machen und noch weiter entfernt – unten im Tal – das Rauschen der Autos und Motorräder, die sich entlang des Seeufers schlängeln.
Wenn ich meinen Kopf drehe und nach rechts aus dem Fenster schaue, sehe ich grüne Hänge, kleine Dörfer, die sich an die Hügel schmiegen, weiter hinten hoch aufragende Berge und einen kleinen Ausschnitt des Gardasees, auf dem die Sonne glitzert. Absolut idyllisch.
Nach unserem Schweiz-Abenteuer ist es hier ein wenig ruhig um uns geworden. Vielleicht liegt es daran, dass die Wanderung durch die Schweizer Alpen wirklich anstrengend, fordern – bisweilen auch überfordernd – und sehr intensiv war, sodass sich diese Eindrücke erst einmal setzen mussten, bevor wir über unsere nächste Station berichten.
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Vielleicht ist der Grund aber auch einfach der, dass hier oben auf unserem Berg in Pra‘ da Bont, nicht so wahnsinnig viel passiert, worüber es sich zu berichten lohnt. Gemeinsam mit vier, fünf anderen Gebäuden, liegt unser Häuschen etwas nach hinten versetzt an der einen engen Straße, die entlang dieses Berges führt – sehr idyllisch, aber eben auch absolut ab vom Schuss.
Das nächste Dorf ist knapp 25 Minuten zu Fuß entfernt, also auch nicht so nah, dass man „mal eben“ seine Mittagspause dort im Café verbringt, oder häufig nach Feierabend auf ein Getränk vorbeischaut. Wenn man es doch tut, gilt es auf jeden Fall ein wachsames Auge auf die Motorräder, deutschen SUVs und italienischen Kleinwagen zu haben, von denen letztere gerne wie kleine Geschosse um die engen Kurven jagen und aufgrund der fehlenden Gehwege, recht gefährlich werden können.
Insbesondere die Zeit von Montag bis Freitagnachmittag, beschränkt sich somit weitgehend auf unser 50 Quadratmeter-Domizil, in dem wir uns teilweise fast ein wenig eingesperrt fühlen, weil eben leider auch kein entspannter Spaziergang mal eben so die Straße entlang möglich ist und wir nicht ständig das Auto nehmen möchten.
Natürlich wollen wir uns nicht beklagen und sind sehr dankbar, gerade vier Wochen in Italien verbringen zu können, aber trotzdem sind es aktuell doch eher die Wochenenden, auf die wir uns freuen, da sie es sind, die für Abwechslung und echtes Urlaubsfeeling sorgen.
So haben wir unser erstes Wochenende am Gardasee traditionell italienisch mit „Aperitivo“, Oliven, Nüssen und salzigen Chips (bekommt man hier tatsächlich in jedem Lokal automatisch gereicht) im Nachbardorf Gardola eingeläutet. Am Samstag haben wir uns vom Regen nicht abhalten lassen und sind hinunter ins Tal, um die wunderschönen Orte Limone Sul Garda und Riva del Garda zu besuchen. Während es im ersten Ort wirklich sehr, sehr nass war – irgendwie aber auch gemütlich – ist das Wetter später am Tag zum Glück noch deutlich besser geworden. So konnten wir den Bummel durch die vielen Gassen, die bunt verputzten Häuser und den südländischen Charme von Riva del Garda ausgiebig genießen.
Während wir am Samstag die nördlichste Spitze des Gardasees erkundet haben, hat es uns am Sonntag genau in die entgegengesetzte Richtung, ans Süd-Ufer gezogen, wo wir bei herrlichem Sonnenschein eine 18 Kilometer-Wanderung unternommen haben. Ausgehend von Desenzano del Garda, in dessen Altstadt wir uns dann abends auch mit Pizza und Eis entsprechend belohnt haben.
Nach einer etwas weniger ereignisreichen Arbeitswoche hoch oben auf unserem Berg, die wir abends mit viel Sport, lesen, Podcast hören und Serien schauen verbracht haben, sind wir uns treu geblieben und haben unser Programm vom vorherigen Freitag einfach wiederholt – die Aperitivo-Hour (die hier zugegebenermaßen gefühlt rund um die Uhr stattfindet) auf dem Marktplatz von Gardola ausnutzen, in das italienische Lebensgefühl eintauchen und den Dorfbewohnern bei ihrem abendlichen, lautstarken Austausch lauschen – herrlich und Urlaub pur.
Gestern ging es dann für Jan früh mit dem Rennrad und für mich etwas später mit dem Auto in den Süden, wieder nach Desenzano del Garda, wo wir uns mittags getroffen haben, um einen ausgedehnten Spaziergang auf die Halbinsel Sirmionezu machen.
Auch ein wunderschöner Ort mit ganz viel Charme, in dem Pizza und Eis nach unserem 14 Kilometer-Spaziergang natürlich ebenfalls nicht fehlen durften. Von dort ging es entspannt mit der Fähre zurück zu unserem Ausgangspunkt. Heute freue ich mich sehr darauf, dass auch ich mal wieder nach längerer Pause aufs Rennrad steigen kann.
Da die Welt bekanntermaßen ein Dorf und der Gardasee offensichtlich noch ein bisschen mehr Dorf – zumindest als andere Orte – ist, treffen wir uns heute mit einem ehemaligen Arbeitskollegen von Jan, der mit seiner Familie gerade zufällig nur 20 Kilometer von uns entfernt in Maderno Urlaub macht. Wie ich hörte, dürfen wir uns auf Obst, Kuchen und Stand Up Paddling auf dem Gardasee freuen. Also der perfekte Sonntag, bevor wir uns heute Abend 660 Höhenmeter zurück, „unseren“ Berg hinauf mit dem Rennrad kämpfen
Unser bisheriges Italien-Fazit, besteht somit darin, dass eine ruhige und abgelegene Unterkunft im Grünen grundsätzlich total schön ist, dann aber bitte mit der Möglichkeit auch zu Fuß entspannt die Umgebung und Natur erkunden zu können.
Wir freuen uns jetzt erst einmal darauf, nächste Woche Samstag weiter nach Bergamo zu fahren, wo wir direkt in der Stadt sein werden und sozusagen das Kontrastprogramm erleben können.
Lena Lichterbeck
September 2022
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