3. November 2022Peter Pionke
Ein Pfostentreffer der HSG Wetzlar rettet BHC den Sieg
Tomas Babak nutzte den letzten Löwen-Angriff zur Führung, im Anschluss verhalf auch das Glück der Mannschaft zum dritten Saisonsieg, weil der letzte Tor-Wurf der HSG Wetzlar wenige Sekunden vor Schluss am Pfosten landete.
Überragend hatten die Bergischen 60 Minuten lang verteidigt. Frederik Ladefoged und Tom Kare Nikolaisen blieben im Innenblock stabil, Torhüter Christopher Rudeck hielt, was zu halten war. Doch beim letzten Wurf von Jonas Schelker waren sie alle geschlagen. Der Rückraumspieler der HSG Wetzlar hatte das 24:24 in der Hand, doch der Ball traf nur den Pfosten. Damit war das Löwen-Glück perfekt. Die Mannschaft lag sich in den Armen und war angesichts dieses hart erkämpften Erfolges sichtbar erleichtert.
Bis dahin war es ein hartes Stück Arbeit gewesen. Die ersten gut 20 Minuten waren von einem auf beiden Seiten sehr zähen Angriffsspiel dominiert. Waren die Gastgeber zunächst bei einigen freien Chancen erfolglos gegen HSG-Keeper Till Klimpke gewesen, mühten sie sich im weiteren Verlauf auch zunehmend, vielversprechende Gelegenheiten zu erarbeiten. Für Wetzlar galt allerdings nahezu dasselbe. Abwehr und Torhüter zogen den Mittelhessen den Zahn, so dass es gute acht Minuten vor der Pause gerade einmal 6:5 für die Bergischen stand.
Trainer Jamal Naji setzte fortan auf den siebten Feldspieler und hatte damit Erfolg. Frederik Ladefoged, zwei Mal Alexander Weck, Noah Beyer, Tom Kare Nikolaisen und Linus Arnesson nutzten schön herausgespielte Chancen auf dem Weg zur 12:9-Pausenführung. Djibril M’Bengues möglichem 13:9 blieb die Anerkennung verwehrt, weil die Kugel Bruchteile einer Sekunde zu spät die Linie überquert haben soll.
So flüssig lief es nach der Pause nicht weiter. Das taktische Mittel des siebten Feldspieler beendete Naji nach ein paar Fehlversuchen, und die Gäste kamen nach und nach wieder heran. Auch spektakuläre Aktionen, wie der erfolgreiche Heber von Linus Arnesson beim Siebenmeter gegen den knapp zwei Meter großen Klimpke, brachten nicht den erhofften Push. Stattdessen hatten sogar die Gäste bei Abprallern ein wenig Glück – wie zum Beispiel Lenny Rubin, der seinen von Rudeck parierten Strafwurf wieder auffing und im zweiten Versuch Erfolg hatte. Überhaupt kam der Schweizer nun in Schwung.
Beim 15:15 war das Duell wieder ausgeglichen. Scheinbar unbeeindruckt legten die Löwen aber wieder vor. Tomas Babak bewies seine enorme Zweikampfstärke mit tollen Aktionen und wichtigen Toren, Arnesson verwandelte die Siebenmeter sicher, und Noah Beyer überwand Klimpke von außen mit einem Heber.
Doch auch der 20:16-Vorsprung genügte dem BHC nicht. Wetzlar stellte auf eine offensive Deckung um, gegen die der BHC Schwierigkeiten hatte. Zum Problem hinzu kamen ein paar seitens des Publikums erwartete Pfiffe von den Schiedsrichtern, die allerdings nicht ertönten, so dass Wetzlar in Ballbesitz kam. Nach einer Aktion von M’Bengue, die durchaus einen Freiwurf verdient gehabt hätte, traf Wetzlar zum 21:21 ins leere Gehäuse.
Wieder war alles offen, und die Partie befand sich in der Crunchtime. Stark herausgespielt war das 22:21 durch Tom Kare Nikolaisen, ein erstes Mal Glück hatten die Löwen beim Pfostenwurf von Rubin, den Arnesson aufsammelte, um präzise Isak Persson im Gegenstoß zum 23:21 zu bedienen. War das nun die Entscheidung? Mitnichten. Beyer scheiterte an Klimpke, Arnesson setzte einen Schlagwurf knapp daneben – auf der anderen Seite traf jeweils Rubin, so dass die Partie auf die letzten beiden Angriffe reduziert wurde.
Tomas Babaks herausragend gewonnener Zweikampf zum 24:23 bedeutete zumindest einen sicheren Punkt. Dass es zwei wurden, war ein Glücksfall für die Löwenseele.
Stimmen zum Spiel
Benjamin Matschke: „Ob das ein verdienter oder unverdienter Sieg des BHC war, lassen wir mal beiseite. Beide Mannschaften waren sehr gut aufeinander eingestellt, haben aber auch viele Fehler gemacht. Die Abwehrreihen waren sehr gut mit starken Torhütern dahinter. Wir hatten viele Chancen, das Spiel enger zu gestalten. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten wie Pfosten und rein sowie Pfosten und raus. Das ist aber auch das Glück, das man sich erarbeiten muss.“
Jamal Naji: „Wir hätten den Sack früher zumachen müssen. Es war sicher kein ästhetisch schönes Handballspiel, aber beide Mannschaften haben dem Gegner viele Waffen weggenommen. In der Abwehr ist uns vieles gelungen, im Angriff hingegen zu wenig. In der ersten Halbzeit haben wir von Alexander Weck und den Außen gelebt. In der zweiten Halbzeit dann von Tomas Babak und seinen Isolationen. Für unser Gemüt war das ein ganz wichtiger Sieg. Vielleicht ist es sogar besser, mal so einen dreckigen Erfolg zu haben als einen mit sechs oder sieben Toren Unterschied. Man muss aber auch sagen, dass wir gegen die offensive Deckung von Wetzlar unseren Kopf verloren haben. Trotzdem fahren wir heute zufrieden nach Hause.“
Jörg Föste: „Wir haben das Spiel so angenommen, wie man ein derartiges Spiel annehmen muss und haben das Glück erzwungen. Wir sind belohnt worden für diese Einstellung. Es ist ein wichtiger Sieg zur richtigen Zeit, ein Sieg für die Seele und die Moral. Wir haben etliche Spiele in dieser Saison knapp verloren. Eine Partie auch knapp gewinnen zu können, ist eine Gewissheit, die man in der Saison mit weitertragen kann. Der Umkehrschluss wäre gewesen, mit einem Tor zu verlieren. Das wäre wirklich bitter für das Gemüt gewesen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Erleichterung ist groß, und die Zuversicht wächst.“
Bergischer HC – HSG Wetzlar 24:23 (12:9)
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (4), Nothdurft, Weck (4), Gutbrod, Arnesson (5/3), Babak (4), Nikolaisen (3), Ladefoged (1), Bergner, M’Bengue (1), Persson (2), Gunnarsson. Trainer: Jamal Naji
HSG Wetzlar: Klimpke, Suljakovic – Lipovina (2), Schmidt (2), Nikolic (1), Becher (3), Weissgerber (3), Schelker (2), Fredriksen (2), Wagner (2), Okpara, Cepic, Rubin (5), Novak (1/1). Trainer: Benjamin Matschke
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