6. November 2022Peter Pionke
Vok Dams: „Aufbruchstimmung ist kein Selbstläufer“
Im Zusammenhang mit der Mehrheits-Entscheidung für die Durchführung der Bundesgartenschau (BUGA) im Jahr 2031war in Wuppertal vielfach die Rede von Aufbruchsstimmung. Es wurden Beispiele zitiert, die von dem Neuen Döppersberg über die Nordbahntrasse, das Visiodrom im Gaskessel, Circular Valley, das Solar Decathlon Europe und das geplante Pina Bausch-Zentrum genannt.
Doch hat sich wirklich Aufbruchstimmung im Tal breit gemacht? Diese Frage haben wir dem Marketing-Experten und Wuppertal Botschafter Vok Dams gestellt.
DS: In unserem Interview (SIEHE UNTEN) vom 6. Juni dieses Jahres kommentierten Sie die Entscheidung für die BUGA 31 mit dem Satz „Jetzt hat Wuppertal eine Chance!“ Nutzt Wuppertal diese Chance?
Vok Dams: „Das will ich hoffen. Bis auf die Tatsache, dass die Verträge unterschrieben sind, hört man allerdings nicht sehr viel davon. Organisatorisch wird sicher einiges vorbereitet. Ob das reicht, wird sich zeigen. Bei der Kommunikation gibt es aber auf jeden Fall noch Luft nach oben. Vor allem wenn es darum geht, die positive Stimmung aufrecht zu erhalten und auf alle Wuppertaler zu übertragen. Das ist kein Selbstläufer. In dem Interview habe ich das so formuliert: „Es kommt darauf an, in einem demokratischen Prozess über eine Laufzeit von knapp zehn Jahren auch die Skeptiker und Bedenkenträger für ein großes Projekt zu gewinnen. Ein Projekt, dass die Zukunft des Standortes WUPPERTAL sichert und die Stadt als innovativ, kreativ, offen und lebenswert präsentiert.“
DS: In Ihrem NotizBlog (SIEHE UNTEN) haben Sie auch das Thema Pina Bausch Zentrum wieder angesprochen. Ein Dauerthema, für die Stadt von existentieller kultureller Bedeutung, das in der öffentlichen Wahrnehmung fast in Vergessenheit geraten ist. Wir hier genug getan, um das Thema im Fokus zu behalten?
Vok Dams: „Auch hier laufen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Vorbereitungsarbeiten. Aber auch hier gibt es keine Diskussion über die übergreifende Zielsetzung, die Einbindung der Stadtgesellschaft und den Nutzen für die Stadt-Marke WUPPERTAL.So verweise ich hier gern mit Anregungen auf beispielhafte Aktionen unserer Nachbarstädte. Ein Wuppertal-Festival in oder mit dem Pina Bausch Zentrum würde als kommunikative Einheit die doppelte Wirkung in der Öffentlichkeit entfalten.“
DS: Das sind aus Marketingsicht die langfristigen überregionalen Baustellen, die derzeit bearbeitet werden. Wie sehen Sie die Situation regional, also aktuell in der Stadt? Etwa mit der „Kultur im öffentlichen Raum“, Nachrichten vom Laurentius-Platz und einer Marketing-Präsentation im Hauptbahnhof gibt es ja auch hier News in Ihrem NotizBlog. Was halten Sie denn von den viel diskutierten goldenen Bänken auf der Herzogstraße in der Elberfelder Innenstadt?
Vok Dams: „Nachdem wir uns lange genug über den „trostlosen“ Von-der-Heydt-Platz geärgert haben, werden wir jetzt mit bombastischen Gold-Quadern in dem angrenzenden Bereich der Herzogstraße konfrontiert. Das ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Zumal wir nur nebenbei (wenn überhaupt) erfahren, dass sie Teil eines Gesamtkunstwerks sind, das in absehbarer Zeit auf dem Von-der-Heydt-Platz verwirklicht werden soll.Entsprechend sensibilisiert findet der Betrachter dort dann auch Elemente, die wiederum auf das angrenzende Von-der-Heydt-Museum hinweisen. Ob und in welchen Zusammenhang bleibt dabei offen.“
DS: Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Passen „Gold-Bänke“ als Teilelemente eines Kunstwerkes Ihrer Meinung nach überhaupt in die Elberfelder Innenstadt?
Vok Dams: „Im Moment wirken die Quader definitiv als Fremdkörper. Auch die protzige Goldfarbe ist nicht jedermanns Sache. Gleichzeitig verändern die Elemente allerdings die Proportionen des gesamten Umfeldes. Sie bringen Spannung in die dominanten Flächen des Platzes. Denkt man sich also weitere (Kunst-?)Elemente und das Wachstum der vorhandenen Baumbepflanzung hinzu, könnte daraus etwas werden. Nur was bleibt ein großes Rätsel.“
DS: Wie kommt es zu der Verunsicherung in der Beurteilung, von der wir von Besuchern der Innenstadt immer wieder erfahren?
Vok Dams: „Das große Rätsel ist (falls überhaupt vorhanden) die Planung der Innenstadt und die Kommunikation mit der Bevölkerung. Die Gesamtplanung ist undurchschaubar und die Zielsetzung diverser Einzelmaßnahmen nicht transparent. Fehlte bereits bei der Fußgängerzone Laurentiusplatz die Einbindung in ein Gesamtkonzept, so ist die Anbindung des Von-der-Heydt-Platzes an das Museum, getrennt durch die geteerte „Bus-Autobahn“ Wall, im Zentrum der Fußgängerzone völlig abwegig. So wird jede Maßnahme als Teil eines Puzzles empfunden, das aus verschiedenen Baukästen entnommen wird. Also auch nicht passen kann und somit kein Gesamtbild ergibt.“
DS: Die Stadtplanung als Puzzle. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass sich daraus doch noch ein passables Gesamtbild ergibt?
Vok Dams: „Eine Standortbestimmung der Stadt und eine daraus abgeleitete strategische Ausrichtung könnte auch bei der Stadtplanung helfen.“
DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch.
Das Interview führte Peter Pionke
NotizBlog/Interview: „BUGA – jetzt hat Wuppertal eine einmalige Chance“
https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2022/06/06/buga-jetzt-hat-wuppertal-eine-einmalige-chance/
NotizBlog/Stadtzeitung: „Pina Bausch Zentrum oder Wuppertal Festival“
https://www.die-stadtzeitung.de/index.php/2022/10/16/pina-bausch-zentrum-oder-wuppertal-festival/
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