15. November 2022Peter Pionke
Autorin Tanja Heinze trauert um „Seelenhund“ Basco
Die Kunstfigur „Mathilde Krähenfuß“ hat die erfolgreiche Wuppertaler Autorin Tanja Heinze geschaffen. Soviel sei schon verraten: Auch in ihrem neuen Kriminal-Roman „Traumfänger“ hat die Hobby-Detektivin wieder die richtige Spürnase.
Für Tanja Heinze ist „Traumfänger“ ein ganz besonderes Buch. Es entstand unter dem Eindruck des Todes ihres treuen Seelenhundes Basco. Der reinrassige, kleine Münsterländer musste mit 14 Jahren eingeschläfert werden. Er litt unter Lymphknotenkrebs.
Am 23.11. (18 – 21 Uhr) stellt Tanja Heinze ihren neuesten Krimi im Visiodrom, sozusagen am „Tatort“, mir einer Lesung vor. (Mehr über „Traumfänger“ und Tanja Heinze lesen Sie weiter unten).
Wir haben uns mit Tanja Heinze über die Entstehung des Romans und ihren schweren Verlust unterhalten.
DS: Inwieweit haben der Schmerz über Bascos Tod und Ihre Emotionen auf das Schreiben und den Inhalt des Romans „Traumfänger“ Einfluss genommen?
Tanja Heinze: „Tatsächlich sehr viel! Ich bin eine Autorin, die – im Gegensatz zu den meisten anderen der Kolleginnen und Kollegen in meinem Umfeld – für gewöhnlich keine Schreibblockaden kennt. Doch der Tod meines über alles geliebten Seelenhundes Basco hat eine ebensolche Blockade ausgelöst. Ich war an einem Punkt, an dem ich dachte, „Traumfänger“ vollende ich nie. Umso glücklicher bin ich jetzt, ihn endlich veröffentlicht zu haben.“
DS: Einen treuen Freund zu verlieren, tut immer sehr weh. Wie schwer war es für Sie die dramatischen Umstände seines Todes zu verarbeiten?
Tanja Heinze: „Sehr schwer! Vier Wochen vor seinem Tod wurde Lymphknotenkrebs diagnostiziert. Unter hoher Dosierung von Kortison konnte er seine letzten Tage ohne Schmerzen überstehen. Bis auf die letzte Nacht, das möchte ich nicht beschönigen! Ein Tumor im Magen platzte, und er erbrach Blut. Der Notdienst wollte nur kommen, wenn ich genug Euro in bar im Haus hätte. Aber diese Summe stand mir im Akutfall mitten in der Nacht nicht zur Verfügung. Am nächsten Morgen verließ Basco diese Welt in einer liebevollen Tierarztpraxis. In meinen Armen reichte er mir in seinen letzten Sekunden zum allerletzten Mal seine Pfote. Ich habe mein Versprechen ihm gegenüber gehalten: „Für immer an deiner Seite bis zum letzten Atemzug!“
DS: Was hat Basco für Sie bedeutet?
Tanja Heinze: „Er kam mit knapp zwölf Monaten zu mir, weil sich die Lebensumstände seines Vorbesitzers geändert hatten und er ihn in gute Hände abgeben wollte. Basco wurde der Freund meines anderen Hundes Dias, sie verbrachten acht Jahre gemeinsam. Dias war ein Familienhund, doch Basco entschied, dass ich sein Seelenmensch werden sollte. Er war immer an meiner Seite, hat mich ohne Worte verstanden, ist durch jede Krise standhaft mit mir gegangen. Natürlich hat er auch Bucherfolge mitgefeiert, war auf etlichen Lesungen dabei und ist auf drei Buchcovern verewigt („Das Lächeln der Teddybären“, „Im Garten des Lebens“ und „Götterdämmerung“). Keine Worte können ausdrücken, was dieser Hund mir bedeutet hat und bedeutet!“
DS: Sie haben inzwischen Ronny, einem Hund, der sich bereits in einer Tötungsstation om Kroatien befand, ein neues Leben geschenkt. Wie ist es dazu gekommen?
Tanja Heinze: „Nach dem Tod Bascos wollte ich einem Hund aus dem Tierschutz eine Chance auf ein gutes Leben geben, einem Hund, der nicht hübsch sein sollte und schwarz, denn solche Hunde sind schlecht zu vermitteln. Als ich ihn ausgesucht habe auf dem Foto der Webseite des Vereins „Adoptadog“ (https://adoptadog.de), litt er an einer Milbeninfektion, sah zwar irgendwie süß, aber struppig aus. Der Verein hatte ihn in den ‚Shelter‘ gerettet, damit er dort adoptiert werden konnte. Dieser Verein rettet Hunde aus Kroatien, leistet wunderbare Arbeit. Die liebe Kathrin Kley vom Verein hat mich vor der „Adoption“ besucht und sich sein potentielles neues Zuhause angeschaut – sie ist immer noch meine Ansprechpartnerin und Freundin. Im Schnitt befinden sich im ‚Shelter‘ 600 Hunde aufgrund der vergessenen und ausgesetzten Tiere sowie der unkontrollierten, kommerziellen Hundezuchten. Dem Verein ist Aufklärung und Transparenz wichtig und vor allem die Betonung der Verantwortung von Hundehaltern.“
DS: Wie sehr ist Ihnen Ronny mittlerweile ans Herz gewachsen?
Tanja Heinze: „Ehrlich? Ich hatte noch nie einen Hund, der bei meiner Arbeit auf einer Decke auf dem Tisch gelegen hat, den Kopf ganz nah neben der Tastatur. Ronny hat in den acht Monaten bei mir gelernt, dass er um Futter nicht kämpfen muss, dass andere Hunde Freunde sein können, beim Interview neben mir (dann natürlich auf dem Boden) zu liegen. Und er ist abrufbar. Mittlerweile klaut er nur noch jede dritte Socke und gibt die dann sogar nach Mahnung bereitwillig wieder her. Ich zeige ihm die Welt: Wald und Wiese, Stadt, Lesungen (daran müssen wir definitiv noch arbeiten), ermögliche ihm das Spiel mit anderen Hunden und gebe ihm all meine Liebe. Er ist aber kein Ersatz für Basco, sondern eine eigenständige, liebenswerte Hundepersönlichkeit. Ich liebe ihn sehr!“
DS: Welche Rolle haben Tiere in ihrem bisherigen Leben gespielt?
Tanja Heinze: „Meine Ermittlerin Mathilde besitzt Graupapageien, das ist dem Umstand geschuldet, dass ein Graupapagei mich schon als Baby begleitet hat. Eine Mischlingshündin (Lotte) hat Frau Krähenfuß auch, aber das sollte jetzt niemanden verwundern. Unser erster Familienhund Charly und der Papagei lebten ‚Nase an Schnabel‘.“
DS: Welche Rolle spielen Tiere in Ihren Büchern?
Tanja Heinze: „In ‚Aralandia‘ beschäftige ich mich mit der Intelligenz der Vögel (Hyazint-Aras und Krähen), in ‚Bärenmord‘ spielt ein Saarlooswolfhund eine große Rolle. Und alles andere dürfen die Leserinnen und Leser gerne selbst entdecken.“
DS: Wie finden Sie die neue Tierschutzstation, die „Pechpfoten e.V.“ in den nächsten zwei Jahren neben der Bergischen Diakonie baut?
Tanja Heinze: „Ich finde es sehr bedenklich und traurig, dass es aktuell kein Tierheim in Wuppertal gibt! Das habe ich auch in einem früheren Interview mit der STADTZEITUNG ganz deutlich zum Ausdruck gebacht. Ich danke den Pechpfoten für diese großartige Initiative, die ich auch unterstütze.“
DS: Welche Projekte stehen in diesem Jahr noch bei Ihnen an?
Tanja Heinze: „Am 23. November findet im Visiodrom des Gaskessels Heckinghausen von 18 – 21 Uhr die Premierenlesung von ‚Traumfänger ’statt. Es werden zwei Shows gezeigt („Humans“ und „Monet – Rebell und Genie“), die meine szenische Lesung umrahmen.“
DS: Wie beschrieben Sie selbst den Inhalt von „Traumfänger“?
Tanja Heinze: „‚Traumfänger‘ nimmt meine Leserinnen und Leser mit auf die Reise eines Mannes, der in jungen Jahren seine Liebe bei Native Americans in Kalifornien gefunden hat, die Frau und den Stamm jedoch aus materiellen Gründen aufgegeben und im Stich gelassen hat. Im Leben als Anwalt zieht es ihn immer wieder in den Abgrund seiner verlorenen Träume und in die immersive Welt der Shows im Visiodrom. Er ist eine ambivalente Persönlichkeit, knallharter und steinreicher Strafverteidiger, Familienvater sowie Kunstmäzen. ‚Traumfänger‘ erzählt das Leben und den Tod eines Mannes, der sich immer wieder fragt, ob er jemals existiert hat. Der Krimi ist ein Pageturner, spannend und berührend bis zum Schluss. Dies sagen zumindest meine Leserinnen und Leser.“
DS: Was planen Sie die nahe Zukunft?
Tanja Heinze: „Im nächsten Jahr arbeite ich am nächsten Krimi der Romane um ‚Mathilde Krähenfuß‘.“
DS: Das Jahr 2022 ist fast schon wieder vorbei. Wie fällt Ihre ganz persönliche Bilanz aus?
Tanja Heinze: „Tja, ich habe meinen Seelenhund in diesem Jahr zu Grabe getragen, und es hat ein Krieg Russlands mit der Ukraine begonnen! Diese Bilanz ist sowohl im ‚kleinen Privaten‘ als auch im ‚großen Weltgeschehen‘ dramatisch! Aber ich bin – trotz allem – ein optimistischer Mensch. Ich habe mit meiner wundervollen Kollegin Jacqueline V. Droullier ein gemeinsames Kinderbuch herausgebracht ‚Fabian und die Wellenfrau‘ (Die Stadtzeitung berichtete), „Traumfänger“ veröffentlicht und einen Hund gerettet. Darauf wiederum bin ich stolz.
DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch.
Das Interview führte Peter Pionke
„Traumfänger“: Premieren-Lesung im Visiodrom
Premierenlesung von „Traumfänger“, dem neuen Kriminalroman von Tanja Heinze, findet am Mittwoch (23.11.) von – 18 -21 Ur im Visiodrom im Gaskessel Heckinghausen statt.
Programm: Christian Höher, Kurator und Moderator des Kultur-Events führt ein Interview mit Autoron Tanja Heinze.
Im Rahmen der Lesung werden auch die iimposanten Shows „Humans“ uns „Monet – Rebell und Genie“ gezeigt. Außerdem gibt es eine Präsentation der fünf Gemälde zum Buch und der sechs Fotografien zentraler Handlungsorte (zum Beispiel der Gaskessel Heckinghausen und das Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges)
Das Künstlerehepaar Isa und Markus Heinemann ist bei der Veranstaltung vor Ort.
Eintritt: 17 Euro – Tickets gibt es über www.wuppertal-live.de und an der Abendkasse.
Über Mathilde Krähenfuß
„Traumfänger“ ist der sechste Fall, den Mathilde Krähenfuß, die bergische Miss Marple, liöst. Dieses Mal ermittelt sie in einer diffusen Welt der Träume, in der nichts ist, wie es zu sein scheint!
Die Kunstfigur Mathilde Krähenfuß ist Politredakteurin a.D., freie Mitarbeiterin bei der Ronsdorfer Gazette und die Hobbyspürnase nimmt nicht nur das Visiodrom des Wuppertaler Gaskessels in Heckinghausen unter die Lupe, sondern auch das Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges!
Über „Traumfänger“
Ein bekannter Wuppertaler Anwalt im besten Alter wird tot im Visiodrom während der laufenden Show „Humans“ aufgefunden. Die Indizienlage ist eindeutig: Tod durch eine Überdosis Heroin! Selbstmord?
Davon geht die Staatsanwaltschaft aus und legt den Fall zu den Akten. Mathilde Krähenfuß lässt dieser scheinbare Suizid des Erfolgsmenschen keine Ruhe, sie ermittelt auf eigene Faust weiter und gerät in einen Strudel aus Ritualen, Native Americans, Zirkus- und Modewelt sowie phantastischer Kunst.
Dieser Kriminalroman wird begleitet von Malerei und Fotografie. Im Buch enthalten sind fünf eigens für den Roman angefertigte Bilder und fünf Fotografien der zentralen Handlungsorte.
Die Bilder zeichnen die Stimmung der Welt hinter den Akteurinnen und Akteuren, die Fotos zeigen den Gaskessel, das Luisenviertel, das Schloss Hardenberg und mehr. Geschaffen wurden sie vom Künstler-Ehepaar Isa und Markus Heinemann.
Link zum Trailer von „Traumfänger“:
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