4. Dezember 2022Peter Pionke
Jan: Der Countdown läuft – Zeit für ein erstes Fazit
Es ist ein bisschen still geworden um uns. Das letzte Update ist einiges her, was nicht zuletzt daran liegt, dass wir die vergangenen Wochen ganz einfach: in Chemnitz gelebt haben.
Keine ausgefallenen Ortswechsel, kein permanentes Umziehen – sondern für einige Zeit Chemnitzer sein. Abends ins Fitnessstudio um die Ecke, einkaufen, ein bisschen was kochen, danach eine Serie oder lesen.
Ausflüge nach Leipzig und Dresden, beides wirklich wunderschöne Städte mit einem großartigen Flair. Mal mehr und mal weniger früh ins Bett, mal mit mehr und mal mit weniger Glühwein oder heißem Kakao mit Rum im Bauch.
Dass wir tatsächlich angekommen sind – waren, muss ich korrekterweise sagen – merke ich, als ich ein Päckchen zur Post bringe. Ins Gespräch verwickelt, fragt mich der Mitarbeiter irgendwann, ob ich mich auch noch daran erinnern könne, wie „wir“ in der DDR früher als Kinder diese kleinen Spielsteine gehabt hätten, die ein bisschen wie Lego gewesen seien.
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Es mag an meinem Outfit liegen, dicke Winterschuhe mit Jogginghose, definitiv nicht an meinem Dialekt, aber irgendwie freue ich mich trotzdem in diesem Moment dazuzugehören.
Chemnitz haben wir inzwischen verlassen, sind jetzt wieder in Greven bei Münster, für zwei Wochen erneut bei Lenas Mutter – und haben damit den offiziellen Teil unserer Reise durch Deutschland beendet. Unsere Fahrräder stehen im Keller, der Dachgepäckträger unseres Autos ist abmontiert, viele Sachen haben – für unbestimmte Zeit – einen neuen Platz bekommen.
Sie werden nicht mehr Teil unserer Reise sein, wir verabschieden uns nach und nach von den letzten Konstanten: der Kühlbox, der French Press, unseren dicken Schlafsäcken, sämtlichen Sachen fürs Fahrrad, Spielen, Weingläsern, Gewürzen, Kordel, Putzmittel und vielem mehr.
Vieles, das wir die vergangenen sechs Monate liebevoll durch Deutschland gekarrt haben, brauchen wir nicht mehr. Auch das Auto werden wir schnellstmöglich verkaufen. Es ist ein komisches und zugleich schönes Gefühl, auch diese Anker nach und nach loszuwerden. Weil es bedeutet, dass wir der Weltreise mit riesigen Schritten näherkommen.
Noch zwei Wochen in Greven, dann drei Wochen bei meinen Eltern in Wuppertal, dann geht der Flieger nach Kuala Lumpur. Wie ist die Reise also bislang gewesen? Es ist schwer das in wenigen Worten oder Sätzen zusammenzufassen.
Viele spannende Orte und Menschen kennengelernt
Ich bin auf jeden Fall saufroh, dass wir sie gemacht haben. Wir haben so viele spannende Orte, neue Städte und Menschen kennengelernt – und es selbst in der Ferne immer wieder geschafft, unsere Freunde zu sehen und den Kontakt nicht abreißen zu lassen.
Das macht mich glücklich. Umgekehrt würde es sich nicht gut anfühlen, jetzt noch in der alten Wohnung in Wuppertal zu sein und den Auszug und alle Abschiede noch vor mir zu haben. Es ist besser, jetzt schon gestartet und mit wenig unterwegs zu sein.
Und es war definitiv die richtige Entscheidung, die Wohnung aufzugeben und sie nicht unterzuvermieten. Schon verrückt, dass wir eine Zeitlang geglaubt haben, das könne ein Fehler sein. Umgekehrt würde es mich stressen, zu wissen, dass sie da ist und darauf wartet, irgendwann wieder von mir bewohnt zu werden.
So haben wir die absolute Freiheit – und genau das macht dieses ganze Projekt für mich aus. Spannend war auch, ein Jahr komplett im Mobile Office zu arbeiten. Das hatte mit der Reise durch Deutschland nichts zu tun, sondern stand von Anfang an mit dem neuen Job fest – und meine Zuversicht hat sich bewahrheitet.
Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und bei denen ich das Gefühl habe, sie zu kennen, auch wenn wir uns im echten Leben bislang nur wenige Male oder sogar noch nie gesehen haben. Es mag nicht für jeden das Richtige sein, mobil zu arbeiten, für mich ist es das definitiv.
Und dennoch ist es so, dass ich die wenigen Male, in denen ich die Menschen tatsächlich getroffen habe, sehr genossen habe. Und ich glaube auch, dass ich beim nächsten Job zumindest die Möglichkeit haben möchte, noch öfter im realen Leben zu connecten. Denn diese wenigen Momente machen definitiv einen Unterschied.
Freude auf die Weihnachtszeit
Wie geht es jetzt bis zur Abreise weiter? Ich freue mich auf die Weihnachtszeit, Zeit mit der Familie, Weihnachtslieder, Plätzchen, Glühwein, kitschige Filme. Nachdem Weihnachten vergangenes Jahr durch unsere Reise nach Mexiko ausgefallen ist, will ich es jetzt genießen.
Entsprechend habe ich mich gefreut, als Super RTL mir neulich beim Zappen verkündet hat, bis zum 24. Dezember jeden Abend zwei Weihnachtsfilme zu zeigen. Denn ja, ich will die wirklich gucken, zumindest einige. Abgesehen davon wäre ein bisschen mehr Sport ganz gut, um den Plätzchen entgegenzuwirken, und auch, weil die Badesaison für uns in nächstem Jahr ja schon im Januar beginnt.
Da gibt es definitiv noch Verbesserungsbedarf, was die Optik betrifft. Und dann bin ich einfach gespannt, ob und was die Weltreise mit mir macht. Denn gerade in den vergangenen Wochen ist mir noch einmal bewusst geworden, wie sehr die Arbeit mich ausmacht. Wie viel sie nicht nur an Stunden in meinem Tagesablauf, sondern auch an Gedanken in meinem Kopf einnimmt.
Was passiert, wenn das alles wegfällt? Womit wird sich dieser Platz füllen? Was werde ich mit der gewonnenen Zeit anfangen? Und worüber werde ich mich definieren? Wenn ich nicht mehr Jan der Mitarbeiter bin, also ein bisschen überspitzt ausgedrückt, welcher Jan werde ich dann sein? Kann ich mir das einfach aussuchen? Lassen wir uns das herausfinden, würde ich sagen.
Jan Filipzik
29. November 202
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