2. Januar 2023Peter Pionke
Udo Dziersk: Haben nichts aus bisherigen Kriegen gelernt
Er kommt viel in der Kunst-Welt herum. Udo Dziersk ist Kunstpfofessor an der Kunstakademie in Düsseldorf und besitzt eine Gastprofessur in China (Academy Of Fine Arts in Xi’an). Außerdem erhielt er Lehraufträge in Albanien (Kunstakademie in Trirana), in Rußland (Kunstkademie Savitski in Pensa) und Italien (Accademia di Belle Arti in Palermo).
Sein Atelier und sein Zuhause hat der der Maler und Dozent Udo Dziersk (61) in einer alten Schreinerei in der Nähe der Steinstraße. Hier entstehen seine Werke, eine Mixture aus abstrakten und gegenständlichen Elementen.
Der gebürtige Gelsenkirchener hätte beinahe nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit dem Fußball Karriere gemacht. In der Oberliga-Mannschaft des STV Horst-Emscher spielte er im Tor.
Im Interview mit der STADTZEITUNG warf er einen Blick zurück und einen nach vorn.
DS: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz des Jahres 2022 aus?
Udo Dziersk: „Ich bilanziere: Ich bin dankbar dafür, dass die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sich deutlich verringert haben und sich deshalb natürlich mein eigener Radius wieder vergrößerte. Die Ausstellungstätigkeiten konnten dadurch auch wieder an Fahrt gewinnen. Was mich natürlich freut. Wenig erfreulich ist die Einsicht, dass die Menschen selbst im 21. Jahrhundert nichts aus den bisherigen Kriegen gelernt haben.“
DS: Was ist aus Ihrer Sicht positiv gelaufen?
Udo Dziersk: „Ich konnte im Jahr 2022 einige Ausstellungen gestalten, die mir ein cooles Feedback brachten. Einige verwilderte Katzen – schwarz + schön – haben meine Bleibe, mein Anwesen erobert.“
DS: Was hat Sie eher nachdenklich gestimmt oder gar schockiert?
Udo Dziersk: „Der Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Einige politische Entscheidungen bezüglich der Auswirkungen des Krieges als auch der Pandemiebekämpfung erscheinen mir wenig zu Ende gedacht und verursachten durchaus Irritationen im Privaten und Beruflichen.“
DS: Wie interpretieren Sie für sich das „Wort des Jahres“ Zeitenwende?
Udo Dzierksk: „Ich kann mit dem Begriff „Zeitenwende“ überhaupt gar nichts anfangen. Kann sich eine Zeit denn eigentlich irgendwo hinwenden? Würde mit jedem Krieg eine Zeitenwende eingesetzt haben, so hätten wir sicherlich mehr gelernt, empfänden mehr Friede, Liebe und soziale Gerechtigkeit. Gibt es eigentlich auch den „Federhalter“ des Jahres?
DS: Haben die aktuellen Ereignisse sogar dazu geführt, dass Sie alte Überzeugungen über Bord geworfen und Sie Ihre Meinung geändert haben?
Udo Dziersk: „Nein, ich setze auf Dialog, Gelassenheit und Intelligenz.“
DS: Löst Putins Krieg in der Ukraine sogar Zukunftsängste bei Ihnen aus?
Udo Dziersk: „Nein, tut er nicht. Habe ich während der letzten Kriege zu meinen Lebzeiten diese Ängste gehabt? Meine Mutter – diese 92-jährige bezaubernde Dame – hat den zweiten Weltkrieg in Deutschland miterlebt; durch sie habe ich erfahren positiv in die Zukunft zu schauen.“
DS: Was sind Deine größten Sorgen?
Udo Dziersk: „Dass meine schwarzen + schönen „Mitbewohner“ mich wieder verlassen…“
DS: Was macht Ihnen Hoffnung?
Udo Dziersk: „Hoffnung worauf?? Sicherlich mein Vertrauen in meinen Gestaltungswillen.“
DS: Welches war für Sie der rührendste, emotionalste Moment im angelaufenen Jahr?
Udo Dziersk: „Ein Sturm zerlegte meine riesige Zeder und diese legte sich nicht gerade sanft auf mein Atelierdach: Sieben Stützbalken gebrochen. Aua!! Die sofortige und tatkräftige Hilfe von einigen meiner Freunde und Freundinnen hat mich sehr beeindruckt und das war schon sehr sehr emotional.“
DS: Mit welchen Vorsätzen gehen Sie ins neue Jahr?
Udo Dziersk: „Ich habe keine Vorsätze, aber ich habe Ideen.“
DS: Welche Wünsche haben Sie für 2023?
Udo Dziersk: „Endlich wieder in Xi `an (China) meine Studierenden und dortigen Kollegen und Kolleginnen im Rahmen meiner Gastprofessur zu sehen und meinen Unterricht mit den Studierenden wieder aufzunehmen. Ich hoffe Corona macht mir in 2023 nicht erneut einen Strich durch meine Rechnung. Ruhe im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.“
DS: Was können die Wuppertalerin und Wuppertaler von Ihnen im nächsten Jahr als Künstler und Kulturschaffender erwarten?
Udo Dziersk: „Auf jeden Fall neue Bilder, interessante Ausstellungen und möglicherweise auch mal eine in Wuppertal?“
Das Interview führte Peter Pionke
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