27. Januar 2023Peter Pionke
Bluthochzeit: Konflikt zwischen Gefühlen und Vernunft
Inszeniert wird die „Bluthochzeit“ von Peter Wallgram, für die Dramaturgie ist Barbara Noth verantwortlich. Lorcas Werke gehören zu den am häufigsten gespielten Dramen des 20. Jahrhunderts.
Schon dreimal verfilmt, war die andalusische Tragödie „Bluthochzeit“ bereits auf den Kinoleinwänden zu sehen. Das Drama wurde 1933 in Madrid uraufgeführt, durfte aber in Spaniens Franco-Diktatur nicht aufgeführt werden.
Lorcas früheste Frauentragödie
Es ist die frühste von Lorcas Frauentragödien. Sie handelt von der Unterdrückung der weiblichen Sexualität in einer von lebensfeindlichen Ehrbegriffen umstellten bäuerlichen-archaischen Welt. Es thematisiert den Konflikt zwischen Gefühlen und Vernunft in den Zwängen einer sittenstrengen Gesellschaft.
Die Geschichte entstammt einer echten Begebenheit in einem andalusischen Dorf des spanischen Hinterlandes, wo Menschen lebten wie vor Jahrhunderten und weder Kirche noch Staat etwas gegen die alten Sitten der Blutrache auszurichten vermochten.
Eine ältere, verbitterte Frau und Mutter (gespielt von Silvia Münzen Lopez), die aus gutem Grund die Vergangenheit nicht vergessen kann, steht im Mittelpunkt. Nach traumatischen Ereignissen haßt sie alle Waffen und sei es ein noch so ein kleines Messer, was sie als Symbol von Gewalt und Tod sieht.
Ihr Sohn, ein junger Bauer (gespielt von John Sander) trifft Hochzeitsvorbereitungen. Die Mutter sieht die angestrebte Verbindung zu der jungen Braut aus der Familie Félix mit großer Sorge. Ihren Mann und den älteren Sohn hatte sie durch Blutrache genau dieser Familie verloren.
Eine überwältigende Last der Familiengeschichte. Der feindlichen Sippe gehört auch Leonardo (Alexander Peiler), ein früherer Verlobte der Braut (Julia Meier) an, der jetzt mit einer anderen Frau unglücklich verheiratet ist und mit ihr ein Kind hat.
Ehe aus wirtschaftlicher Sicht nützlich
Trotz dieser Vorgeschichte und aller Vorbehalte besucht die Mutter des Bräutigams den Familiensitz der Familie Félix. Sie wolle dem Glück ihres Sohnes nicht im Wege stehen. Mit dem Vater der Braut wird sie sich einig, dass die Ehe aus wirtschaftlicher Sicht für beide Familien nützlich ist.
Als der frühere Liebhaber Leonardo von der kommenden Hochzeit erfährt, ist er verbittert, auch weil er glaubt, seine Verbindung sei nur an seinen wirtschaftlichen Verhältnissen gescheitert.
Leonardo ist immer noch von der Braut besessen und reitet oft mit seinem Pferd bei ihr vorbei und beobachtet sie heimlich aus der Ferne. Am Tag der Hochzeit beschließt Leonardo, die Braut zu besuchen, um sie noch einmal zu sprechen.
Anfangs scheint alles gut zu gehen. Es gibt gutes Essen, stimmungsvolle Musik, Tanz sowie versöhnende Worte. Die Feier nimmt zunächst einen guten Verlauf, bis die Braut und auch Leonardo plötzlich verschwunden und in mit dem Pferd in die Wälder auf und davon sind.
Von seiner dominanten Mutter angetrieben, macht sich der betrogene Bräutigam mit Freunden auf die Suche nach Leonardo und der Braut. Damit sind tragische Ereignisse vorprogrammiert.
Der Zuschauer erfährt in dem Stück nun die Symbolik des Dramas zum Thema „Blut“ (span. Sangre), das für das Leben und zugleich für den tragischen Tod steht. Im Finale des Schauspieles erlebt das Publikum, wie der Konflikt zwischen Gefühlen und Vernunft verarbeitet wurde.
Hier kommt zum Tragen, was Federico Garcia Lorcas internationalen Ruhm begründen: Die Emotionalität seiner Stoffe, die Musikalität seiner Sprache und die Suggestionskraft seiner Stimmungen. Drei Akte mit einer Dauer von zusammen zwei Stunden und 10 Minuten hat die Vorführung im Barmer Engelsgarten.
Eine sehr gelungene Premiere
Die anschaulichen Bühnenbilder und Kostüme von Miriam Grimm haben eine ganz eigene Prägung und zeigen in den drei Akten u.a. den übergoßen offenen Kussmund, Orangenblüten sowie den rustikalen Wohnraum des Bräutigams. Musikalische Einblendungen, für die Luzia Ostermann verantwortlich zeichnete, unterstreichen die Poesie der Texte.
Nach der sehr gelungenen Premiere steht Fedrig Garcia Lorcas Bühnen-Klassiker im Theater am Engelsgarten noch Samstag (28.01) um 19.30 Uhr und am Donnerstag (09.02.) um 19.30 Uhr auf dem Programm.
Text Siegfried Jähne
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