„Contradiction“ – eine musikalische Ära geht zu Ende 

Die erfolgreiche Wuppertaler Heavy Metal-Band „Contradiction“ in der aktuellen Besetzung. Im Vordergrund Sänger und Gitarrist Oliver Lux – © Front Row Images

Drei Jugendliche sind es, die im Ronsdorfer Jugendheim Scheidtstraße den Plan schmieden, eine Band zu gründen, deren Namen schnell feststand: „Contradiction“ – auf Deutsch: „Widerspruch“. Widersprüchlich wollten sie sein, und das blieben sie all die Jahre, die sie auf der Bühne standen.

Extrem temporeiche Episoden kombiniert mit melodischen Klängen zeichnen ihren Musikstil aus, der besonders auf den zahlreichen Live-Auftritten die Fans zum Toben brachte und noch bringt. 

Oliver Lux (Leadsänger), Oliver Kämper (Gitarre) und Kay-Uwe Fischer (Schlagzeug) starteten durch und fanden nach einigen Versuchen in Lars Fischbach endlich den richtigen Mann für die Bassgitarre. Sie nahmen die zur damaligen Zeit üblichen Standard-Demo-Tapes für Musikstudios und – labels auf (ganz klassisch auf Kassette).

Karrieresprung als Supporter von „Iced-Earth“

Nach „Deadly Games“ folgte 1992 „Old Demon“, eine stark verbesserte und ausgereiftere Speed und Thrash Metal-Version. Danach ging alles ganz schnell: Die Veranstalter vom Haus der Jugend in Wuppertal-Barmen waren begeistert und buchten die Band, um im Oktober 1992 den Auftritt der renommierten US-Band „Iced-Earth“ zu eröffnen.Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres bereits folgte die erste eigene CD-Studioproduktion.

In Eigenproduktion brachte „Contradiction“ die CD „Rules of Peace“ heraus, die in der Fachpresse (z.B. „Metal-Hammer“) und in den Wuppertaler Stadtmagazinen außergewöhnlich gute Kritiken erhielt. In dieser Zeit gründete sich ein erster Fanclub, der die Jungs auf ihren Auftritten im Ruhrpott und in Köln begleitete.

„Contradiction“ spielten 2014 beim „Dong Open Air“ in Neukirchen-Vluyn u.a. neben „Arch Enemy“ und „Grave Digger“: (v.r.) Oliver Lux  (Sänger und Gitarre) und Oliver Kämper  (Gitarre) – © privat

1993 gewann die Band einen Förderpreis – die Produktion eines Video-Clips, der nicht nur auf MTV („Headbangers-Ball“) und Viva lief, sondern auch im großen Unihallen-Konzert als Vorband der Band „Tankard“ (Freibier für alle) ausgestrahlt wurde. Die Band konnte das Interesse der MTV-Moderatorin Vanessa Warwick gewinnen, die sie mittels eines handgeschriebenen Briefs zur MTV-Road-Liveshow ins legendäre Solinger „Getaway“ (mittlerweile dauerhaft geschlossen) einlud.

An ihrer zweiten LP arbeitete die Band intensiv und lang in den Jahren 1994 und 1995. „All we hate“ erschien über ein Musik-Label offiziell im Handel und konnte bundesweit in den Plattenläden sehr erfolgreich verkauft werden. Erstmals waren nun auch Tonträger der Band im Ausland erhältlich.

Nach drei eher ruhigeren Jahren entstand 1998 die Demo-LP „Good Company“, die zur Vorsprache bei Musiklabels gedacht war. Es folgten Auftritte von Hamburg bis Offenburg. In dieser Zeit entwickelte die Band ihren wohl wichtigsten Grundsatz: „Do it yourself!“

Die Entscheidung, in Eigenregie zu produzieren und Veranstalter zu kontaktieren, independent, unabhängig zu sein, erforderte ein hohes Maß an Organisation. Auch die Printmedien blieben Contradiction gewogen. Dies hatte zur Folge, dass es im Jahr 2002 richtig losging. Die Band tourte in Deutschland und den Benelux-Ländern im wahrsten Sinne des Wortes „rauf und runter“.

„Contradiction“ von den Fans gefeiert: Oliver Lux & Co. beim Jubiläums-Konzert „30 Jahre Contradiction“ im „Underground“ © privat

Wem sagt das wohl berüchtigtste Heavy Metal-Festival „Wacken“ nichts? Die Antwort auf diese Frage ist wohl eindeutig: Dieses Event kennt jeder, ob Rockfan oder nicht.

Die legendäre Veranstaltung „Wacken Open Air“ fand 1990 zum ersten Mal statt, seitdem öffnen sich die Bühnen in der Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein jährlich in der ersten Augustwoche. Bands wie Iron Maiden, Motörhead, Slayer, Sodom sowie Ozzy Osbourne und Slash (Guns`n Roses) bringen die Metal-Fans zum Toben. Contradiction ist dabei!

Doch es gibt für alles eine Steigerung, denn die Band erobert das Ausland! Portugal! Wärme, Süden, Leidenschaft, auch dort steht die Band auf der Bühne. Ein Open Air-Festival, bei dem die Musiker als zweite Band im Dunklen auftreten dürfen, vor weit mehr als 1.500 Menschen.

„Contradiction“ halten Wuppertals Fahne hoch

Wuppertal, die Stadt im Bergischen Land, die Stadt mit der Schwebebahn, die Jungs halten die Fahne hoch für ihre Heimatstadt, machen sie durch ihre Musik bekannt. So sahen und sehen sie sich: ein kleines Stück weit als Botschafter der Heimat, als Vertreter für Wuppertal.

„Da sieht man, wie sehr Musik verbinden kann“, erzählt Oliver Kämper im Interview mit „Die Stadtzeitung“. Und verbunden haben sie Island mit Wuppertal als die einzige Heavy Metal-Band, die auf der kleinen Insel tourte.

„Menschen im Ausland kennenzulernen, wie wir es erlebt haben, das schaffst du als Tourist nicht“, so Kämper. Voller Stolz wurde den Musikern die Insel gezeigt, die Geysire und Wasserfälle zum Beispiel.

„Contradiction“ ist pures Gefühl, Energie und Lebensfreude. Das spiegelt sich wider in 7 veröffentlichten Alben, 2 Demo-Tapes und über 600 Konzerten in ganz Europa.

„Contradiction“ ging als einzige Heavy Metal-Band auf Island-Tournee – © privat

Warum geht die Ära „Contradiction“ zu Ende und vor allem – wie?

Die Bandmitglieder – Oliver Lux (Gesang und Gitarre), Oliver Kämper (Gitarre), Ilja Jesulic (Bassgitarre), Patrik Nau (Schlagzeug) – finden immer weniger Termine zum Proben, Touren, Weitermachen.

Aus beruflichen und familiären Gründen können sie ihrem Anspruch nicht mehr gerecht werden – in der Größe, die die Band ausmacht, für die sie steht! Eine letzte Tour, bei der die Band bereits Termine in Portugal und überall auf der Welt plant, wird ihr Ende an dem Ort finden, an dem alles begann.

Am 09. Dezember erreichen 34 Jahre Berg- und Talfahrt im LCB Barmen ihren Höhepunkt. Das letzte offizielle Konzert, eine Party mit allen, die sie mögen, mit allen, die sie feiern werden und wollen. Ein letzter Tanz auf dem Vulkan mit ganz vielen Überraschungen.

Text Tanja Heinze

Über die Autorin Tanja Heinze

Die Autorin Tanja Heinze wurde 1975 in Wuppertal geboren. Sie lebt und arbeitet bis heute in ihrer Heimatstadt. An der Bergischen Universität Wuppertal studierte sie Philosophie.

Tanja Heinze hat sich weit über Wuppertal hinaus in erster Linie als Krimi-, aber auch als Kinderbuch-Autorin einen Namen geschaffen.

Außerdem gehört sie zum freien Autoren-Teams der STADTZEITUNG wie u.a. der Journalist, Marketing-Experte und Galerist Vok Dams, sowie die Journalisten Dr. Matthias Dohmen und Siegfried Jähne.

Die Autorin Tanja Heinze © privat

Ihre Veröffentlichungen in Auszügen:

TRAUMFÄNGER

Tanja Heinze

02.11.2022

BiD – Books on Demand

ISBN: 978-3-75568-2521-9