5. April 2023Peter Pionke
Pelze: Wenn Tiere für puren Luxus getötet werden…
Die Haltungsbedingungen für Pelztiere sind, trotz vorhandener rechtlicher Grundlagen, schlichtweg katastrophal. Seit 2011 sieht die rechtliche Grundlage, die sogenannte „Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung“, vor, dass den Pelztieren zehnmal mehr Platz in ihren Käfigen zugestanden werden muß als zuvor. Zu den Pelztieren gehören Nerze, Iltisse, Füchse, Marderhunde, Sumpfbiber und Chinchillas. In Nordrhein-Westfalen und nahezu bundesweit werden jedoch ausschließlich (NRW) sowie vorwiegend (bundesweit) Nerze gezüchtet. Deshalb beziehen sich die nachfolgenden Aussagen auf diese Tiere.
Einem einzelnen Tier muss ein Quadratmeter Lebensraum zur Verfügung gestellt werden, einem Muttertier mit Nachwuchs mindestens drei Quadratmeter. Der Gesetzgeber hatte diese Maßnahme rechtlich vorgeschrieben, weil die Pelztiere starke Verhaltensauffälligkeiten aufweisen. Ihr normaler Drang zur Bewegung kann nicht erfüllt werden. So rennen sie ständig von der einen Käfigseite zur nächsten. Man bezeichnet das als „Manege-Bewegung“ oder auch „stereotypes Verhalten“.
Die Käfige besitzen nur wenig Struktur. Es sind Drahtgitter an allen Seiten. Lediglich eine kleine Röhre steht als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Die weiblichen Tiere (Fähen) bekommen während der Aufzucht der Jungtiere lediglich ein spärliches Nest aus Heu oder Stroh. Diese karge Einrichtung und die Drahtgitter haben nur einen Sinn: Eine möglichst effiziente und mühelose Reinigung der Käfige und Fütterung der Tiere. Ein Futterbrei mit u.a. fischigen Bestandteilen wird maschinell auf den Käfig geladen. Die Tiere müssen diesen mühsam vom Käfigdach ablecken. Wasser wird nur durch Nippeltränken angeboten.
Die Käfig-Verordnung gilt bundesweit, dennoch klagten die Betreiber von Pelztier-Farmen die Vergrößerung der Käfige. Da sich die „Pelz-Produzenten“ standhaft weigerten, die Verodnung umzusetzen, verhängte das Land NRW schließlich Zucht-Verbote. Einige der in Nordrhein-Westfalen ansässigen Betriebe haben dann eine Verlagerung ihrer Pelztiere Tiere in die umliegenden Mitgliedstaaten der EU vorgenommen, in denen die deutschen Käfig-Bestimmungen nicht gelten.
Auch wenn die allermeisten Pelztier-Zucht-Betriebe in Deutschland zwischenzeitlich nicht mehr existieren, boomt der Markt mit dem Handel von Pelzen. Der weltweit größte Produzent ist Finnland. Wie in allen Bereichen wird der Handel durch „Angebot und Nachfrage“ bestimmt. Solange weiterhin Pelze gekauft werden, müssen dafür Pelztiere unter grausamen Haltungsbedingungen leiden und sterben. Gerade in der letzten Winter-Saison waren Pelzapplikationen an Jacken oder auch Ponchos „in“.
Tauriger Fakt ist, dass auch der Handel mit anderen Fellen, z.B. von Katzen, stark angestiegen ist. Sie werden in China zu Decken verarbeitet. Wie aber können Sie erkennen, ob es sich um künstlichen oder echten Pelz handelt? Hier einige Tipps: Besteht das Unterfell aus feinen, kleinen Härchen, die zudem leicht gewellt sind, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um echten Pelz oder echtes Fell.
Pustet man in echten Pelz oder echtes Fell, bewegt sich zwar das Haar, geht aber wieder zurück in die ursprüngliche Lage. Bei Kunstfell ist dies nicht der Fall. Scheitelt man echtes Fell oder Pelz, so stößt man auf Leder. Kunstfell hingegen ist in einem Gewebe vergeknüpft. Seien Sie also wachsam beim Kauf von Kleidungsstücken. Tiere sind keine Luxus-Gegenstände, sondern unsere Freunde. Sie verdienen es, angemessen gehalten und behandelt zu werden.
Ihre Dr. med. vet. Marita Langewische
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