13. April 2023Peter Pionke
Fatima Guth erfüllt sich mit „Cinderella“ einen Traum
Fatima De la Calleja Manzanedo, wie die Tänzerin mit gebürtigem Namen heißt, kam 2010 nach Deutschland – der Liebe und ihres Prinzen wegen. Im Gespräch mit „Die Stadtzeitung“ verrät sie: „Wenn man zu viel nachdenkt, macht man es nicht. Man muss einfach machen.“
Ein kleines Stück Magie führte dazu, dass ihr „Traumprinz“ Dirk Guth der damals Achtundzwanzigjährigen fünf Jahre zuvor in einem Restaurant begegnete, in dem sie als Bedienung während ihres Marketing-Studiums arbeitete, um sich das Geld für Tanzschulen und die dazugehörigen Aufführungen zu verdienen. (Anmerkung der Redaktion: In Mexiko ist es gang und gäbe, dass Akteure die Inszenierungen mitfinanzieren.)
Fatima De la Calleja Manzanedo war bereits in jungen Jahren klar, dass sie für ihre Träume arbeiten und kämpfen würde. „Die Stadtzeitung“ hat nachgefragt: „Immer wieder hört man, dass das Leben und Aufwachsen in Mexiko schwierig, gar gefährlich ist. Wie haben Sie das empfunden?“
Das große Glück, Privatschulen besuchen zu dürfen
Fatima Guth: „Ich hatte das große Glück, Privatschulen besuchen und behütet aufwachsen zu dürfen. Deswegen vermisse ich die Heimat und meine Eltern sehr (Patricia Manzanedo Cisneros und René de la Calleja Sánchez), die inzwischen glückliche Großeltern geworden sind.“
Die Künstlerin lacht ihr offenes und warmherziges Lachen, wirft einen Seitenblick auf ihre elfjährige Tochter Elli Carlotta, die zum Interview mitgekommen ist.
Und das hat einen besonderen Grund! Denn mit der heute Elfjährigen begann 2019 alles. Das damals siebenjährige Mädchen liebte bereits im zarten Alter von fünf Jahren Geräteturnen, Ballett und das Malen; Fatima Guth wollte ihre talentierte Tochter noch mehr fördern.
Deswegen meldete sie Elli beim Ballett-Tanzstudio Katja Krüger an. (Anmerkung der Redaktion: Mäuerchen 12, 42103 Wuppertal – Ein ausführlicher Bericht über Katja Krüger später an dieser Stelle!) Elli Carlotta nahm begeistert Tanz- und Ballettunterricht. Die Stadtzeitung greift diese Information auf, um sich nach Fatimas Guths eigener Jugend zu erkundigen: „Ist Ballett von Kindheitsbeinen an Ihre Leidenschaft gewesen, oder mochten Sie auch andere Formen des Tanzes?“
„Ich liebe jegliche Form der Tanzkunst, habe bereits in der Grundschule und in Tanzschulen mit Jazz-Dance angefangen. Das Ballett kam später, als ich fünfzehn Jahre alt war. Es ist meine Möglichkeit, Geschichten in ihrer Schönheit mit dem ganzen Körper zu erzählen. Ich habe in mehreren Produktionen als Hauptrolle mitgewirkt, an mehreren Wettbewerben teilgenommen sowohl in Mexiko als auch in Florida und Deutschland. Tanzen gehörte schon immer zu meinem Leben, doch es gab eine Zeit, in der ich Mutter geworden bin und eine sehr lange Pause machen musste. Nach zehn Jahren habe ich die Ballettschuhe wieder angezogen, mich wieder aufgerappelt. Und jetzt Cinderella“, antwortet die Ballerina strahlend und streicht ihrer Tochter liebevoll über den Kopf.
Choreografische Assistentin bei „Il Canto“ und „Die Piraten“
„Was kam zuerst, was geschah vor der Möglichkeit, die Cinderella zu tanzen?“, möchte ich wissen: „Ich durfte im Zeitraum von 2020 bis 2021 im Wuppertaler Opernhaus als Tänzerin und Choreographische Assistentin bei den Produktionen „Il Canto“ und „Die Piraten“ arbeiten. Es war eine wundervolle Erfahrung, die Magie der Bühne wieder zu spüren.“
„Wie kam es nun zu Cinderella“, erkundige ich mich weiter. „Ich habe mich von der Freude meiner Tochter anstecken lassen und mich ebenfalls bei Katja Krüger angemeldet. Als klar wurde, dass wir Cinderella aufführen wurden, habe ich in der Hauptrolle eine Möglichkeit gesehen, mich als Tänzerin wiederzufinden und weiterzuentwickeln. Doch die war vergeben an eine schöne und weitaus jüngere Ballerina. Ich weiß“, nachdenklich bricht sie ab und senkt die Lider.
Fatima Guth gibt bereitwillig zu: „Ich weiß, dass ich nicht die beste und jüngste Schülerin von Katja bin, trotzdem durfte ich die Choreos einstudieren, die Zweitbesetzung sein. Doch jetzt fällt die Hauptbesetzung fällt aus und ich darf die Hauptrolle komplett übernehmen, was mir eine große Ehre und Herausforderung bedeutet! Ich bin sehr dankbar und glücklich!“
Die Tänzerin weiter: „Nach einigen Proben wurde mir klar, wie groß die Verantwortung ist, die Hauptrolle zu tanzen. Nicht nur die eigene Erwartung an mich selbst ist hoch, auch die jungen Mädchen sehen fasziniert zu. Ich trainiere an vier Tagen die Woche jeweils drei Stunden mit meinem Partner Yannik Primke, dem Prinzen. Er ist vierundzwanzig. Es ist eine Reise, ich musste und muss noch viel lernen, viel üben, mich ständig überwinden, jeden Tag anpassen, auf viel verzichten und Momente finden, in denen ich durchatmen kann.“
Fatimas Familie ist mächtig stolz
„Was sagt Ihre Familie, Ihr persönlicher Prinz zu diesem Engagement?“, möchte ich wissen. „Es gibt viele Menschen, Dirk, meine Schwiegereltern Lotti und Joachim Guth, Tänzerinnen und Tänzer, die mich unterstützen und mein Leben bereichern. Natürlich sind alle stolz darauf, dass Elli Carlotta die Rolle einer roten Blume übernimmt und auch als Uhr tanzt.“
„Die eigene Tochter steht mit Ihnen gemeinsam auf der Bühne. Was bedeutet Ihnen das?“, greife ich das Thema auf. Fatima Guth strahlt: „Es bedeutet mir alles, mit Elli gemeinsam auf der Bühne stehen zu dürfen. Wir sind zusammen in der Szene zu sehen, in der die gute Fee Cinderella die Uhr zeigt zur Erinnerung, dass der Zauber ein Ende hat“, erzählt die Tänzerin sichtlich bewegt.
„Diese Geschichte soll eine Botschaft sein an alle die denken, sie seien nicht groß, nicht gut genug, nicht jung, nicht schön genug. Ihr seid genug, solange ihr nicht aufgebt, solange ihr Träume zu erfüllen habt und dafür euer Leben in die Hand nehmt, so lange ihr euch menschlich und verletzlich wisst und trotzdem den Mut habt, das Beste von euch zu geben und weiterzugehen. Danke an Katja Krüger für diese wunderschöne Erfahrung, für die Unterstützung, für den Glauben an mich. Danke an jede Tänzerin und jeden Tänzer, mit denen ich Übungsstunden verbringen durfte. Ich freue mich auf die baldigen, zauberhaften Aufführungen.“
„Ich danke Ihnen im Namen von „Die Stadtzeitung“ für das schöne und ausführliche Interview!“, beende ich das Gespräch. Selbstverständlich werden wir am 28. 05. 2023 die Premiere von „Cinderella“ besuchen.
Text TANJA HEINZE
Für die Aufführung am 03.06.2023, 15 Uhr, Wuppertaler Rudolf-Steiner-Schule, Schluchtstraße 21, 42285 Wuppertal sind noch Tickets frei. Infos und Bestellung unter: Katja Krüger, 0202 440104
Tickets: 22 € Erwachsene – 12 € Kinder & Jugendliche
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