20. April 2023Peter Pionke
28:38 gegen Lemgo: BHC ging an der Lippe unter
Bemerkbar machte sich das Fehlen von Lukas Stutzke und Tom Kare Nikolaisen. Erstgenannter musste aufgrund einer Gehirnerschütterung, die er sich gegen den SC Magdeburg zugezogen hatte, noch passen. Nikolaisen leidet unter Schulterproblemen.
Damit standen dem BHC gleich zwei Innenblockspieler nicht zur Verfügung. Frederik Ladefoged musste durchspielen, neben ihm stand Csaba Szücs.
Das funktionierte zunächst gut. Lemgo fand kaum Lösungen, der BHC traf per Konter sowie aus dem Positionsangriff. Nach dem 7:8 erzielten die Gäste durch zwei Mal Linus Arnesson sowie Frederik Ladefoged und Isak Persson vier Tore in Serie zum 11:8.
Arnesson hatte sogar das 12:8 in der Hand, scheiterte aber. Nach einer Auszeit fand der TBV das Rezept, auf das die Bergischen keine Antwort mehr hatten. Lemgo ging in die Tiefe, setzte auf gewonnene Zweikämpfe und Durchstöße sowie Anspiele an den Kreis.
Noch vor der Halbzeit drehten die Gastgeber so das Spiel, und sie kamen auch besser aus der Kabine heraus. Zügig erhöhten sie von 18:15 auf 22:16. BHC-Coach Jamal Naji stellte auf eine 5:1-Abwehrvariante um, doch auch gegen die schlossen die Lemgoer hochprozentig ab.
Im eigenen Angriff kamen die Bergischen zwar zu zahlreichen Gelegenheiten, ließen aber auch sehr viel liegen, so dass sich früh abzeichnete, dass die Punkte im Lipperland bleiben würden.
Dann allerdings wirkte der BHC so, wie er das schon ein paar Mal in dieser Saison getan hatte. Die Mannschaft sah emotional angeschlagen aus. Daran änderten auch zahlreiche Wechsel nichts mehr. So durfte zum Beispiel Simen Schönningsen mal wieder etwas länger im rechten Rückraum ran. Letztlich kamen alle Spieler, die auf dem Protokoll standen, auch zum Einsatz.
Zumindest Arnor Gunnarsson nutzte die zweite Hälfte noch, um einem persönlichen Meilenstein näher zu kommen. Nach seinen vier Toren fehlen dem Isländer nur noch elf Treffer, um die 1000er-Marke in der 1. Bundesliga zu knacken.
Davon abgesehen würde der BHC diesen Samstagabend in Lemgo sicher gerne bald vergessen.
Stimmen zum Spiel
Jamal Naji: „Ich muss heute sagen, dass Lemgo das wirklich sehr gut und auf den Punkt gespielt hat. Sie haben die Schwächephase, die wir in der ersten Halbzeit hatten, genutzt. Eigentlich kommen wir, wie ich finde, gut rein und lösen das auch mit unserem zusammengeschusterten Innenblock ganz gut. Aber es gibt dann diese drei, vier Minuten, die nicht so ideal für uns laufen und wo wir uns dann vielleicht auch etwas zu sehr über die ein oder andere Aktion echauffieren. Lemgo ist da bei sich geblieben und hat die Phase für sich genutzt, um mit plus drei in die Kabine zu gehen. Was dann allerdings in der zweiten Halbzeit passiert, das geht so nicht. Wir können hier in Lemgo verlieren. Es sind für mich zwei Mannschaften, die von ihrem Potenzial und ihrer Qualität auf Augenhöhe sind. In solchen Spielen ist die Tagesform entscheidend und da hatte der TBV heute einfach die Bessere. Aber das wir uns dann unserem Schicksal ergeben, den Meter weniger gehen, dass wir vorne stehen bleiben, weil wir auf den Schiedsrichter-Pfiff warten und es dann Schuldzuweisung gibt, das wird auf dem Niveau in der Bundesliga gnadenlos bestraft. Daher können wir mit dem Spiel heute einfach nicht zufrieden sein.“
Florian Kehrmann: „Ich bin heute sehr erleichtert, dass wir nach der emotional schwierigen Woche nach dem Final Four, wo die Mannschaft wirklich alles investiert hat, das Spiel gewonnen haben. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie wir in die Bundesliga zurückkommen: Entweder fällt man dann so in ein Loch und nimmt alles hin oder man kämpft sich daraus und kämpft sich zurück in den Alltag. Wir hatten mit dem BHC einen unangenehmen Gegner, der gerade in den letzten Wochen sehr gute Ergebnisse und auch Magdeburg lange Zeit am Rande der Niederlage hatte. Es ging daher darum, die Jungs wirklich emotional heißzumachen und das Spiel hier zu Hause voll anzunehmen. Das haben wir in unglaublicher Manier gemacht. Wir haben unser Publikum genutzt und ich finde, dass gerade die Halle uns wie in den vergangenen Spielen unheimlich hilft. Wir kommen, glaube ich, erst in der 22. Minute erst so richtig ins Spiel und schaffen es dann, zur Pause einen 7:2-Lauf zu haben. Das hat uns Sicherheit und Vertrauen gegeben. Wir haben insgesamt über die 60 Minuten eine sehr gute Abwehr gespielt. So kamen wir an Ballgewinne und nach der Pause konnten wir dann direkt vier, fünf Tore in Führung gehen. Wenn man dann zu Hause die Sicherheit und die Emotionen hat, dann kann man so ein Spiel zu Ende spielen. Wir haben die einfachen Fehler des BHC immer wieder bestraft. Großes Lob heute an die gesamte Mannschaft. Wir haben das wirklich sehr gut gemacht.“
Jörg Föste: „Heute können wir festhalten, dass wir schlicht zu Staub zerfallen sind. Wir starten sehr gut, hätten mit vier weggehen können, produzieren aber einen technischen Fehler und kassieren einen Gegentreffer. Das ist im Handball manchmal ein Fingerzeig dafür, dass man ein Auswärtsspiel nicht so souverän bestreiten kann, wie man das bei der Kulisse machen sollte. Außerdem sind ganz rational und nüchtern betrachtet viele kleine Dinge gegen uns gelaufen, die insgesamt zu einem großen Ding wurden. Wir hatten fünf, sechs freie Bälle vom Kreis, die wir nicht verwertet haben. Kein Vorwurf diesbezüglich an Frederik Ladefoged, der hinten wie vorne 60 Minuten ackern musste. Wir hatten mehr technische Fehler als Lemgo, und wir hatten auch nicht die Qualität im Abschluss, die man braucht, um gegen Finn Zecher zu bestehen. Wir haben bis auf Linus Arnesson fast das gesamte Spiel flach geschossen.“
TBV Lemgo Lippe – Bergischer HC 38:28 (18:15)
TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic – Hutecek (4), Zehnder (6/4), Brosch (5), I. Guardiola, Simak (3), Schagen, Blaauw (1), Schwarzer (1), Suton (3), Zerbe (6), Versteijnen (7), G. Guardiola (2), Houtepen. Trainer: Florian Kehrmann
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (2), Nothdurft, Gutbrod, Weck (1), Arnesson (8/1), Babak (4), Szücs, Ladefoged (5), M ́Bengue (1), Scholtes (1), Schönningsen, Gunnarsson (4), Persson (2). Trainer: Jamal Naji
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