26. April 2023Peter Pionke
Jan Filipzik: Ein tiefenentspanntes Indien-Update
Wer hätte gedacht, dass Indien so entspannt sein kann. Nun gut, es ist schweinewarm. So heiß, dass mir der Schweiß über Arme und Beine läuft, obwohl ich im Schatten sitze und mich nicht bewege. Das bisschen Wind, das der Ventilator erzeugt, reicht kaum aus, um die Fliegen zu vertreiben.
Doch dann ist da dieser Blick auf das Meer, die Dünung der Wellen, die in regelmäßigen Sets hereintrudeln und sich am Strand zu riesigen Brechern auftürmen, in weißer Gischt enden, nackte Füße umhüllend.
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Das Geschrei der Vögel, wenn in der Ferne die Fischer mit ihren Booten zurück in den Hafen einlaufen. Die unzähligen Palmen am Ufer, die sich sanft wiegen und sich in ihrem leuchtenden Grün vom strahlendblauen Himmel abheben. Und ansonsten gibt es eigentlich auch nichts zu tun, nicht viel zu erzählen – das hier ist Goa und hier gönnen wir uns eine kleine Auszeit von der Weltreise.
Wobei ich fairerweise sagen möchte, dass die Entspannung schon vorher begonnen hat. Von Munnar, dem Bergdorf inmitten der Teeplantagen, führt uns unsere Route nach Kochi. An dieser Stelle machen wir viel richtig, denn wir nehmen uns eine Unterkunft in der Altstadt, auf einer Halbinsel direkt am Wasser gelegen.
Mittlerweile hat die Nebensaison begonnen – und die Stadt wirkt beinahe ausgestorben. Nur hin und wieder fährt ein einsames Tuk Tuk durch die malerischen Gassen, vorbei an den Fassaden alter Gebäude, es gibt eindrucksvolle Kirchen, alte Friedhöfe und ein jüdisches Viertel zu bestaunen.
Während im Zentrum der Stadt das indien-typische Chaos tobt, segeln wir hier in einer Oase der Ruhe dahin, gönnen uns nach Monaten die erste Pizza und finden eine Kellerbar, die ein kühles Bier serviert.
Einen Tag stürzen wir uns dann aber doch in das Getümmel, nehmen die Fähre aufs Festland, von dort weiter mit der Metro – zuerst in ein Museum, später in eine der größten Shopping-Malls Indiens. Hier gibt es sogar eine Achterbahn inklusive Free-Fall-Tower mitten im Gebäude. Und ein riesiges Kino, das eigentliche Ziel unseres Ausflugs.
Mit einer großen Portion Karamell-Popcorn sitze ich zufrieden im gemütlichen Ledersessel, dessen Fußablage sich nach vorne und Rückenlehne nach hinten verstellen lässt, und sehe einen mittelmäßigen Film mit Russell Crowe. Doch ehrlich gesagt geht es mir ohnehin vielmehr um das Ambiente und um das Popcorn, als um die Handlung.
Was uns auffällt ist, wie aufgeschlossen und freundlich die Inder auch hier sind. Immer wieder werden wir angesprochen, meist von jüngeren Indern, die wissen wollen, wo wir herkommen, was wir hier machen und wie es uns gefällt.
Andere geben uns Tipps für den öffentlichen Nahverkehr – und ganz oft werden Fotos mit uns gemacht, einmal bekommt Lena sogar ein kleines Kind auf den Arm gedrückt. Kurze Zeit später sehen wir, wie die Bilder inklusive Musik und Fotoeffekten auf Facebook gepostet werden.
Mit alldem ist Kochi eine Stadt, in der wir uns sehr wohlfühlen. Am letzten Tag – wieder einmal warten wir darauf, dass unser Nachtbus abfährt – kommen wir in unserem Hostel mit zwei Indern in ein sehr intensives und langes Gespräch.
Gegenseitig löchern wir uns mit Fragen und lernen eine Menge über die indische Kultur und Sichtweisen, über Unterschiede in den Generationen und Lieblingsspeisen. Die Zeit vergeht schnell und angenehm, bis wir schließlich aufbrechen müssen.
Wir sind froh, dass uns ein Tuk Tuk-Fahrer hilft, den Bus zu erwischen. Mehrfach telefoniert er mit dem Fahrer des Nachtbusses, wir stehen irgendwo an einer stark befahrenen Straße, fernab jeder Haltestelle, in der Nähe einer blauen Brücke, die die beiden schließlich als Erkennungszeichen und Treffpunkt ausmachen. Allein hätten wir das definitiv nicht hinbekommen.
Die Fahrt ist diesmal anstrengend, wir haben nur einen Semi-Sleeper, was in dem Fall bedeutet, dass es ganz normale Sitze gibt, die sich lediglich recht weit zurückklappen lassen. Viel Schlaf bekomme ich nicht, denn ich bin schlicht zu groß für die ganze Konstruktion.
Wirklich tragisch ist das allerdings nicht – schließlich wartet eine der bislang entspanntesten Wochen der ganzen Reise auf uns. In Goa haben wir uns einen kleinen Bungalow direkt am Meer gemietet, sechs Meter von unserer Terrasse entfernt schwappen die Wellen über das felsige Ufer. Von hier sind es nur wenige Minuten bis zum benachbarten Strand.
Oft starten wir unseren Tag mit einem Sprung ins Meer, danach ein Frühstück mit Blick auf die Wellen. Wir schlafen aus, machen hin und wieder ein wenig Sport, verbringen viel Zeit im Wasser, leihen uns Bodyboards aus und lassen uns von der Kraft des Wassers zurück ans Ufer und in den weichen Sand werfen.
Einen Abend bleiben wir bis lange nach Sonnenuntergang am Strand, bekommen schließlich Lust zu schwimmen, mittlerweile ist es stockdunkel und wir sind allein.
Im pechschwarzen Wasser spülen uns die Wellen durch, wir sehen sie erst in letzter Sekunde, bedrohlich ragen sie meterhoch vor uns auf – dabei sind wir umgeben von fluoreszierendem Plankton, jede unserer Bewegungen erzeugt ein intensives Leuchten im Wasser. Es ist abenteuerlich und magisch und ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Vor zwanzig Jahren, damals, als ich zum ersten Mal in Indien gewesen bin, wollte ich schon nach Goa – jetzt bin ich froh, dass ich es endlich geschafft habe. Diese entspannte Atmosphäre, die freundlichen Menschen und das Glitzern des Wassers – ich werde es vermissen.
Zumal in den kommenden Tagen ein absolutes Kontrastprogramm auf uns wartet: Wieder einmal mit dem Nachtbus reisen wir weiter, es geht ins quirlige und moderne Mumbai, wo wir für voraussichtlich drei Nächte bei einer indischen Familie unterkommen. Die Geschichte dazu und dahinter gibt es im nächsten Blogbeitrag.
Von Mumbai führt uns die Reise dann nach Delhi, wo wir spätestens Ende des Monats sein möchten. Zum einen, weil ich dort meinen Geburtstag feiern möchte, zum anderen, weil wir für den 1. Mai einen Flug nach Kathmandu gebucht haben.
Nepal wartet auf uns, seit langem ein absolutes Traumziel von mir. Ein, zwei, vielleicht auch drei Wochen werden wir hierbleiben, die Natur und die einzigartige Landschaft entdecken und in die Kultur des Landes eintauchen.
Jan Filipzik
25.04.2023
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