3. Mai 2023

Ellen Neugebauer: „Kunst kann mehr als Dasein“

Die Stärke der Wuppertaler Künstlerin Ellen Neugebauer liegt in der Portraitkunst, obwohl sie auch alles andere „auf die Leinwand“ bringen kann. Die 1948 geborene Malerin lebt mit und für ihre Bilder – und engagiert sich für wohltätige Zwecke, wobei ihr besonders der Tierschutz am Herzen liegt.

Die Künstlerin Ellen Neugebauer mit dem Bonus-Kleid, das sie gemeinsam mit der Autorun Tanja Heinze gestalten wird – © Tanja Heinze

Im Gespräch mit „Die Stadtzeitung“ verrät sie, dass ihr Vater Herbert Schilling (Neugebauers Mädchenname) Zeit seines Lebens sowohl Landschaften als auch Portraits in Öl auf Leinwand gebracht hat. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass sie ihr Talent vom Vater geerbt hat. I

hre künstlerischen Fähigkeiten zeigten sich bereits in der Grundschule, was unter anderem ein Klassentreffen im Jahr 2018 bewies. Dort erinnerten sich ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler daran, Drucke einer Linolschnitt-Arbeit über Juliette Greco zur Erinnerung mitgenommen zu haben. 

Ellen Neugebauers künstlerischer Werdegang nahm einige Umwege, obwohl sie ihr kreatives Ziel niemals aus den Augen verlor! Sie absolvierte die Volks-, Real- und höhere Handelsschule und qualifizierte sich durch eine Sonderprüfung für ein Studium an der Universität: Kunst, Germanistik und Psychologie auf Lehramt. Es geschah in den 70er Jahren, als sie im zarten Alter von neunzehn Jahren schwanger wurde – damals betrug die Grenze zur Volljährigkeit noch einundzwanzig Jahre.

Portrait des berühmten Physikers Albert Einstein – © Ellen Neugebauer

Ihre Eltern waren davon nicht begeistert, und Ellen Neugenauer zog in ein Mädchenheim. Trotz aller Widrigkeiten heiratete sie den Kindsvater und ging Arrangements mit anderen studierenden jungen Frauen in derselben Situation ein. Das Konzept ging leider nicht auf, denn zur damaligen Zeit hatten Ehemänner Schwierigkeiten damit, wenn Frauen „schlauer“ oder „gebildeter“ wurden. Das hatte viele Trennungen zur Folge – und traf auch Ellen Neugebauer.

Was macht eine junge und somit alleinerziehende Frau in diesen Jahren? Sie berichtet, das Studium zwangsläufig aufgegeben zu haben, um Geld für ihr Kind und sich selbst zu verdienen. Bei einer Firma in Schwelm arbeitete sie als kaufmännische Angestellte, ein Werdegang, der sich bis zur krankheitsbedingten Frührente mit dreiundsechzig Jahren durchzog.

In all der Zeit widmete sie sich nebenbei ihrem größten Talent – der Portraitkunst. Regelmäßig begeisterte sie „Geburtstagskinder“ mit Portraits, an Übung mangelte es ihr somit niemals. 

Die nackte Frau, ein anmutiges Aktbildnis – © Ellen Neubauer

Im Interview gibt sie an, die Schwere und den Reiz der gezielten Abbildung von Menschen immer der Landschaftsmalerei vorgezogen zu haben. Eine schwere Erkrankung veranlasste sie mit dreiundsechzig Jahren, in Frührente zu gehen; damit begann alles. Sie nahm an Workshops und Lehrgängen teil (Guiseppe Medagli, Naoum Schnittmann, Brigitte Guhle) 

Ihr Talent konnte sich von nun an frei entfalten. Nach Gemeinschaftsausstellungen in der Luisenstraße und der Wuppertaler Rathausgalerie sind ihre Werke aktuell bei Bernd Schlagermann in der Friedrichstraße zu bewundern. 

Das Besondere von Ellen Neugebauers Kunstverständnis sind zwei Punkte: Als Erstes spendet sie den Erlös all ihrer Werke für wohltätige Zwecke. Im Gespräch sagt sie, sich durch ihre körperliche Schwäche nicht im Bereich der aktiven Pflege hilfebedürftiger Tiere einsetzen zu können (Zum Beispiel das Reinigen der Käfige). Aber mit ihrer Kunst Geld für Hund, Katz und Maus zur Verfügung zu stellen, das kann und macht sie auf bewundernswerte Art und Weise.

Tiere liegen Ellen Neubauer – wie man hier sieht – auch sehr am Herzen – © Ellen Neugebauer

Zum Zweiten bringt sie Künstlerinnen und Künstler zusammen, schafft gegenseitigen Respekt und Unterstützung. Aktuell ist sie am Projekt „Meine lebendige Stadt Wuppertal“ (Die Stadtzeitung berichtete) von der Designerin Viktoria Zilberberg beteiligt, nicht nur durch Akquise der Beteiligten, sondern auch mit eigenen Werken. Zur Erinnerung: Zilberberg entwarf eine Wuppertal-Kleiderkollektion mit Sehenswürdigkeiten der Stadt. (Zum Beispiel Grüner Zoo, Museumsbahn, Laurentiuskirche usw.)

Das sogenannte „Bonuskleid“ wird erstmals am 20. Mai um 14 Uhr in Wuppertal Cronenberg im Rahmen eines Catwalks präsentiert. Ein weiteres Mal werden alle Kleider im Rahmen der Veranstaltung Barmen live am Sonntag, 11. Juni ab 16 Uhr auf der Hauptbühne zu bestaunen sein.

Die Mona Lisa – © Ellen Neugebauer

Das „Bonus“- oder „Sonderkleid“ wird gemeinsam von Ellen Neugenauer und der Wuppertaler Autorin Tanja Heinze umgesetzt – ein „Märchenkrimikleid“. Beide Veranstaltungen werden von Autorin und Mitarbeiterin von „Die Stadtzeitung“ moderiert. 

Eines ist sicher: Von Ellen Neugebauer werden wir noch viel hören!

Text: TANJA HEINZE

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