3. Mai 2023Peter Pionke
Georg Rose: Digital fotografiere ich nur für meine Frau
Nach mehreren Jahrzehnten Pause hat der Rundfunk-Journalist und Foto-Künstler jetzt die Liebe zur Schwarz-Weiß-Fotografie wiederentdeckt – selbstverständlich weiterhin analog.
Dafür nimmt Georg Rose gerne in Kauf, jetzt immer mit zwei Kameras unterwegs zu sein – die eine mit Farbfilm, die andere mit Schwarz-Weiß-Film.
Er ist allerdings von Spiegelreflextechnik auf kleinere und leisere Messsucherkameras umgestiegen, die sich besonders gut für seine ‚Street Photography‘ eignen.“ Bei der Street-Fotography werden das Leben im öffentlichen Raum und zum Teil alltägliche Motive in den Fokus gestellt.
Georg Rose zeigt in seiner Ausstelung „Analoge Photographie“ aktuelle Bilder – nicht nur s/w. Wir haben uns mit dem Foto-Künstler über das Fotografieren unterhalten, das für ihn weit mehr ist als ein hochwertiges, anspruchsvolles Hobby.
DS: Bei der Street-Fotographie können sehr schnell auch Persönlichkeitsrechte tangiert werden. Wie lösen Sie das Problem, da Sie viele der Fotos später in Ausstellungen öffentlich präsentieren wollen?
Georg Rose: „Ich bin da sehr vorsichtig. Ich gehe vorher auf die Leute zu und erkläre ihnen, was ich vorhabe. Nur wenn Sie mir ihr Okay geben, fotografiere ich sie auch. In meinem Job als Journalist kann man man ja gar nicht schüchtern sein. Trotzdem musste ich es erst lernen, auf die Leute zuzugehen und sie zu fragen, ob ich sie fotografieren darf. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich, weil ich bisher fast auschließlich Motive fotografiert habe, die nicht weglaufen konnten.“
DS: In ihrer aktuellen Ausstellung zeigen sie beeindruckende Schwarz-Weiß-Fotos, wo sind diese entstanden?
Georg Rose: „Die habe ich zum großen Teil in Porto (Portugal) und Palermo (Italien) fotografiert. Zwei schöne und interessante Städte. Wenn auf den Fotos Menschen zu sehen sind, habe ich diese immer vorher gefragt, ob sie damit einverstanden sind, dass ich sie fotografiere.“
DS: Ihre Fotos sind Kunstwerke, die man verfielfältigen kann. Verkaufen Sie die Bilder auch?
Georg Rose: „Das ist zwar nicht mein vorrangiges Ziel, aber ich freue mich natürlich, wenn meine Fotos den Leuten gefallen. Und man kann sie dann auch kaufen. Meine Fotos haben immer eine limitierte Auflage. Es gibt von jedem Motiv maximal 5 – 10 Exemplare. Niemand muss befürchten, dass irgendein Foto von mir hinterher in 100 Häusern hängt.“
DS: Die Street-Fotografie ist eigentlich eine spontane Sache. Inwieweit planen Sie überhaupt vor?
Georg Rose: „Eigentlich kann man nichts vorplanen. Ich habe mir einfach nur vorgenommen, in Porto und Palermo auf Motivsuche zu gehen, weil beide Städte meiner Art, zu fotografieren, sehr entgegenlommen. Es sind schöne Städte, die aber an einigen Stelle auch ziemlich abgeranzt sind, einen besonderen Charme versprühen und mir dadurch viele interessante, attraktive Motive geliefert haben. Das krasse Gegenteil dazu war Prag (Tschechien). Die Stadt sieht mittlerweile aus wie geleckt. Ich war dort eine Woche mit der Kamera unterwegs und habe kaum mehr als fünf Fotos gemacht. Mehr hat mich nicht interessiert. Da hätte ich mir gleich Ansichtskarten kaufen können. Da gibt es bei uns in Wuppertal spannendere Motive.“
DS: Street-Fotographie erfordert oft vollen Einsatz, um die Motive fotografieren zu können, die einen Straßen-Fotografen wirklich interessieren. Wie halten Sie es damit?
Georg Rose: „Voller Einsatz ist wichtig. Man muss auch mal auf Mauern kletttern, in die Hocke gehen oder sich sogar hinlegen, um das gewünschte Motiv optimal ablichten zu können. Beim Drücken auf den Auslöser muß einfach alles stimmen. Ich bearbeite meine Fotos hinterher ja nicht mehr, ich mache keine Ausschnitte und benutze auch keine Bearbeitungsprogramme wie ‚Photoshop‘.“
DS: Sie fotografieren analog. Speichern Sie Ihre Fotos denn hinterher digital ab?
Georg Rose: „Das mache ich schon, weil es so leichter ist, mein Archiv zu verwalten. Sonst müsste ich immer dicke Alben mit Negativen wälzen, wenn ich ein ganz bestimmtes Foto suche. Mein digitales Archiv hat auch den Vorteil, dass ich ganz schnell auf ein gewünschtes Motiv zurückgreifen kann, wenn ich es beispielsweise für eine Publikation oder für Ausstellungs-Plakate benötige. Allerdings sind Fotos, die Leute von mir kaufen, immer Abzüge vom Original-Negativ.“
DS: Digital zu fotografieren geht schneller, ist weniger umständlich und wesentlich kostengünstiger. Was ist Ihr Antrieb, analog zu fotografieren? Etwa Nostalgie?
Georg Rose: „Ich besitze auch eine Digital-Kamera und mache auch Fotos mit dem Handy. Schon allein meiner Frau zuliebe, die nach einem Urlaub immer sagt: ‚Ich möchte auch schöne Erinnerungsfotos haben, von unserem Ferienhaus oder unserem Lieblingsrestaurant und nicht nur die Art von Fotos, die Du gut findest.‘ Um das Ferienhaus nur als Erinnerung abzulichten, ist die analoge Fotografie viel zu teuer. Was mich daran so fasziniert, kann ich Ihnen ganz gneau sagen: Das ist für mich die beste Art, zu entschleunigen. Ich muss mir vorher genau überlegen, was ich ablichte und wie ich das Motiv fotografieren will. Ich komponiere quasi das Bild bevor ich auf den Auslöser drücke. Und ich geniesse dann die große Spannung, wenn ich die Fotos aus dem Labor abhole. Das ist ein Gefühl wie Weihnachten.Denn erst dann weiss ich, was bei meinen fotografischen Bemühungen letztendlich herausgekommen ist.“
DS: Wir teuer ist eigentlich heutzutage der Spaß, analog zu fotografieren?
Georg Rose: „Man braucht zunächst ein hochwertige analoge Kamera. Ein guter Film mit 36 Aufnahmen kostet mittlerweile 17 bis 18 Euro, für das Entwickeln in einem Profi-Labor muss man zwischen 20 und 22 Euro ausgeben, dazu kommen dann noch die Kosten für die Papierabzüge je nach Größe. Dennoch erlebt die analoge Fotografie eine Art Renaissance. So wird zum Beispiel in Foto-Akademien wieder häufiger analog gearbeitet. Es kommen auch wieder neue analoge Kameras auf den Markt. Das wird keine Massenbewegung mehr. Aber die analoge Fotografie lebt somit weiter.“.
DS: Und trotzdem gibt es doch sicher Bereiche, in denen die analoge Fotografie nicht nur aus Kostengründen oder weil es auf Schnelligkeit ankommt, wie bei den Print- und elektronischen Medien, keinen Sinn mehr macht?
Georg Rose: „Das stimmt. Ich würde nie einen Auftrag annehmen, beispielsweise eine Familienfeier oder ein Firmenjubiläum analog zu fotografieren. Dafür ist das Risiko viel zu groß, dass die Fotos am Ende nicht so geworden sind, wie der Kunde es erwartet hat. Und dann kommt dann Enttäuschung, Frust und Ärger auf. Das erspare ich mir, weil es auch gar nicht meine Welt ist. Dafür gibt es Fotografen, die darauf spezialisiert sind und die sollen damit auch ihr Geld verdienen.“
DS: Suchen Sie Ihre Urlaubsziele inzwischen ganz bewusst danach aus, wo Sie sich für Ihre Art zu fotografieren die besten Foto-Motive erhoffen?
Georg Rose: „Früher haben meine Frau und ich uns einfach Urlaubsziele ausgesucht, die uns beide interessierten und wo wir ohnehin einmal hin wollten. Dann bin ich dort einfach – wenn ich Lust und Zeit hatte – mit der Kamera auf Motivsuche gegangen. Diesmal – in Porto und Palermo – standen zum ersten Mal ganz bewusst die Fototmotive im Vordegrund.“
DS: Und sind Sie jetzt auf den Geschmack gekommen, dass Sie das in Zukunft wiederholen werden?
Georg Rose: „Ich werde das sicher wiederholen. Für mich ist das dann Urlaub mit der Kamera. Ich reise dann aber lieber allein, weil ich dann so viel fotografieren werde, dass es für meine Frau zu langweilig und uninteressant wird.“
DS: Haben Sie sich schon das nächste Ziel ausgeguckt?
Georg Rose: „Ich werde im September nach Arles in Südfrankreich reisen. Eine tolle Stadt. Ich verbinde das dann mit dem Besuch des berühmten Fotofestivals ‚Les Rencontres de la Photographie d’Arles‘.“
DS: Vielen Dank für das interessante, infortmative Gespräch.
Das Interview führte Peter Pionke
Analoge Fotografien
Georg Rose
Freitag – 28.04.2023 – 17 Uhr
Codeks – Moritzstr. 14 – 42117 Wuppertal
Die Ausstellung geht über drei Monate
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