25. Mai 2023Peter Pionke
Bethesda: Von Kopf bis Fuß Gefäßmedizin
Egal ob diese das Herz, das Gehirn oder periphere Gefäße in Armen oder Beinen betrifft – hier arbeiten Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, (invasive) Kardiologie, Angiologie und Gefäßchirurgie Hand in Hand für die beste Medizin.
Im neuen Neurokardiovaskulären Zentrum befinden sich alle wichtigen Technikinnovationen, Fachdisziplinen, wichtiges Know-how und Expert:innen unter einem Dach und – sie tauschen sich aus: In sogenannten Ad-hoc-Meetings (Sofort-Gesprächen) werden Notfälle interdisziplinär besprochen, dokumentiert und die weiterführende Diagnostik eingeleitet.
Im wöchentlichen Turnus kommen die Expert:innen innerhalb der Neurokardiovaskulären Konferenz (NKK) zusammen, um Fälle zu diskutieren, neu zu bewerten und um gegebenenfalls weitere Schritte zu planen. Handlungsmaxime der Expert:innen des Neurokardiovaskulären Zentrums ist dabei immer nur die medizinisch sinnvollen und notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Patient:innen möglichst zu schonen.
Therapie und Diagnostik erfolgen nach den jeweils aktuellsten Standards und Leitlinien der Fachgesellschaften. Die Neurokardiovaskuläre Hybrid-Sprechstunde bietet Zuweiser:innen quartalsweise die Möglichkeit, selbst Patient:innen vorzustellen und ihre Fragen direkt an die/den jeweiligen Expert:in zu richten. Dies geschieht im kollegialen Dialog, eine Verschriftlichung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist von der Ärztekammer Nordrhein mit 3 CME-Punkten zertifiziert.
Hand in Hand für Menschen mit Gefäßerkrankungen
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit basiert dabei auf zwei Säulen: der akuten Behandlung von Schlaganfällen, Herzinfarkten oder akuten Verschlüssen der Arm- und Beinarterien sowie der Langzeittherapien von Erkrankungsbildern wie Bluthochdruck (Hypertonie), Vorhofflimmern, Koronare Herzerkrankung oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz), ferner auch von peripheren Gefäßerkrankungen.
Erleidet ein Mensch beispielweise einen Schlaganfall, so ist es wichtig, dass er umgehend einer darauf spezialisierten Behandlungseinheit (Stroke Unit) eines Krankenhauses zugeführt wird. Nur dort ist eine optimale interdisziplinäre Versorgung mit Fachexpertise auf dem aktuellsten Wissensstand, modernem Equipment und regelmäßiger Überprüfung der medizinischen Qualität gewährleistet.
Gefäßerkrankungen führen immer dann zu Problemen, wenn die nachgeschalteten Organe infolgedessen zu wenig Blut erhalten. Dies gilt gleichermaßen für das Gehirn, das Herz, den Darm und auch die Muskulatur. Unmittelbar ursächlich ist dann entweder ein akuter Verschluss oder eine hochgradige Einengung einer Arterie oder, wenn auch deutlich seltener, ein Einriss in der Gefäßwand mit meist verheerenderen Folgen durch die mitunter massive Einblutung in das Gewebe.
Gerade im Kopf ist bei zuletzt genannter Konstellation, einer sogenannten Hirnblutung, dann gegebenenfalls nur die sofortige Operation lebensrettend. Ausgangspunkt ist also stets eine Erkrankung des den gesamten Körper durchziehenden Gefäßsystems, die „Endorgane“ wie Herz, Gehirn und so weiter werden quasi erst sekundär geschädigt.
Die Ausprägung von Prozessen wie beispielsweise der Atherosklerose (Arterienverkalkung) variiert zwar lokal im Körper, betrifft aber dennoch den gesamten Organismus. Dem Anspruch einer ganzheitlichen Behandlung von Gefäßpatient:innen kann folglich nur ein Krankenhaus gerecht werden, das unter einem Dach sämtliche komplementäre Fachrichtungen vorhält, die erst in ihrem strukturierten Zusammenwirken keine Region des Körpers ungeachtet lassen, wo interdisziplinär abgestimmte Workflows für die einzelnen Erkrankungen und der persönliche fachliche Austausch zwischen den Spezialist:innen der unterschiedlichen Fachrichtungen vorhanden sind: das Neurokardiovaskuläre Zentrum.
Diagnostik und Therapie unter einem Dach
Es sind komplexe Diagnosewege und vielfältige Therapiemöglichkeiten, die individuell auf die/den Patient:in abgestimmt werden, um ein maßgeschneidertes Ergebnis zu erzielen: Bei dem Verdacht auf einen akuten Schlaganfall werden beispielsweise in unserer Klinik für Neuroradiologie in einem Untersuchungsdurchgang sowohl die Beschaffenheit und die Durchblutung des Hirngewebes als auch der unmittelbare Blutfluss in den arteriellen beziehungsweise venösen Gefäßen im Kopf und Hals dargestellt.
Im Fall eines frischen Verschlusses einer großen hirnversorgenden Arterie wird durch die Neuroradiolog:innen das Blutgerinnsel über das Gefäßinnere im unmittelbar angrenzenden Katheterlabor geborgen. Auf dem gleichen Zugangsweg lassen sich bereits gerissene oder noch rupturgefährdete Aussackungen einer Arterienwand, sogenannte Aneurysmata, behandeln. Ist es erforderlich, ein Aneurysma mit einem von außen aufgesetzten Gefäßclip auszuschalten oder eine große Blutung aus dem Schädelinneren beziehungsweise dem Gehirn zu entfernen, stehen Spezialist:innen der Klinik für Neurochirurgie bereit. Ist die Behandlung einer Gefäßverengung durch Verkalkung in der Halsschlagader (medizinisch Carotisstenose), an Arm oder Bein (zum Beispiel bei der Schaufensterkrankheit, pAVK) erforderlich, wird im Rahmen einer interdisziplinären Fallkonferenz und unter Beachtung des jeweiligen Patient:innenwunsches entschieden, ob ein kathetergestütztes Verfahren in unserer Klinik für Angiologie und interventionelle Gefäßmedizin oder ein gefäßchirurgischer Eingriff zur Anwendung kommen soll.
Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch die Anzahl der Menschen, die unter einem Vorhofflimmern des Herzens leiden. Um hier das Risiko eines Hirninfarktes zu senken, ist die Gabe bestimmter „Blutverdünner“ die vorbeugende Standardtherapie. Können diese Substanzen jedoch aus bestimmten Gründen nicht eingenommen werden (zum Beispiel wegen Blutungsquellen im Magen- oder Darmtrakt) oder werden diese nicht vertragen, kann die invasive Kardiologie mit einem sogenannten Vorhofohrverschluss die medikamentöse Therapie langfristig ersetzen.
Bei jüngeren Patient:innen (unter 60 Jahren) findet sich als Schlaganfallursache häufig ein „Loch“ in der Vorhofscheidewand des Herzens, ein sogenanntes PFO. Es nachzuweisen erfordert eine kardiologische Abklärung mittels einer TEE (transösophageale Echokardiografie).
Wird ein solcher Defekt als Schlaganfallursache identifiziert, kann dieser ebenfalls im Neurokardiovaskulären Zentrum des BETHESDA KRANKENHAUSES WUPPERTAL von einem invasiv-tätigen Kardiologen mit einem „Schirmchen“ verschlossen werden. Die Koronare Herzerkrankung (KHK, Verengungen der Herzkranzgefäße) ist neben dem Schlaganfall die zweite große Volkserkrankung in unserer Gesellschaft.
Bislang erforderte die Diagnosestellung stets eine für die/en Patient:in mit Unannehmlichkeiten verbundene Herzkatheter-Untersuchung. Die Zusammenarbeit von Kardiologie und Radiologie ermöglicht nun zunächst die Anwendung schonender Diagnostikverfahren: das Kardio-CT und das Kardio- MRT. In vielen Fällen kann so eine zuverlässige Aussage zur Blutversorgung des Herzmuskels über die Herzkranzgefäße getroffen werden, und dies ganz ohne die Punktion einer großen Arterie.
Erst danach wird bei entsprechender Befundlage mittels Katheter eine Gefäßaufdehnung mit oder ohne zusätzliche Einbringung eines sogenannten „Stents“ durchgeführt.
„Durch die strukturierten Abstimmungsprozesse, den interdisziplinären Wissenstransfer, nach aktuellen Standards, die kurzen Wege, die innovative Ausstattung und modernste Technologien entsteht passgenaue Medizin“, erläutert Norman Westphal, Geschäftsführer des BETHESDA KRANKENHAUSES, das Konzept des Neurokardiovaskulären Zentrums.
„Das ist ein echter Mehrwert für Menschen mit Gefäßerkrankungen in der Region Bergisches Land, weil wir ihnen mit diesem Zusammenschluss unserer Kliniken jetzt eine noch effizientere und ganzheitlichere Diagnostik und Therapie anbieten können.“
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