26. Mai 2023

Basketball-Trainer Ulrich Reploh gibt Vorurteilen einen Korb

Er hat zwei große Leidenschaften: Menschen zu helfen und Basketball. Dr. Ulrich Reploh (57) ist Facharzt für innere Medizin. Und auch bei seinem Lieblingssport stehen für ihn Menschen im Mittelpunkt, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Wie die behinderten Spieler des inklusiven Basketball-Teams "Unified Baskets".

Trainer Dr. Ulrich Reploh (M.) gibt vor einem Spiel in Abu Dhabi die letzten Anweisungen – © Unified Baskets

Doc Uli ist ehrenamtlicher Trainer der Basketballer der Behinderten-Einrichtung DJK Franz Sales Haus in Essen. Leitspruch: „Vorurteile bekommen einen Korb“. Zur Zeit bereitet er die Mannschaft auf die „Special Olympics World Games“ vor, die vom 17. – 25.06.2023 in Berlin stattfinden. 

Der Mediziner selbst hat im Alter von 12 Jahren mit dem Basketballspielen begonnen. Als Erwachsener ist er mit dem TV Unna sogar in der Regionalliga auf Korbjagd gegangen. Als er dann aus beruflichen Gründen nach Essen gezogen war, spielte er noch viele Jahre in der Bezirksliga für Essen-Kettwig.

Per Zufall zu den „Unified Baskets“

Bei den „Unified Baskets“ landete Dr. Ulrich Reploh eher per Zufall. Er wurde gefragt, ob er nicht Lust hätte, bei dem inklusiven Team einzusteigen. „Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich zunächst wenig Lust verspürt, mit Behinderten Basketball zu spielen“, gibt Doc Uli mit entwaffnender Offenheit zu.

Er sollte seine Meinung aber noch grundlegend ändern. Dr. Ulrich Reploh: „Als ich dann noch einmal gefragt wurde, habe ich mir gedacht, anschauen kannst Du Dir das ja einmal. Das war vor sieben Jahren. Und seither bin ich Feuer und Flamme.“

Jeden Mittwoch von 16 – 18 Uhr ist er als Trainer bei der zweiten und der ersten Mannschaft am Start, steht bei den Spielen als Coach am Spielfeldrand und springt ab und an auch einmal selbst als Spieler ein. 

Training in der großen Sporthalle des Franz Sales Haus in Essen: Trainer Dr. Ulrich Reploh gibt die Richtung vor – © Paul Coon

Denn beim inklusiven Basketball gibt es zwei Besonderheiten. Die erste: Ein Team setzt sich aus Athleten und Partnern zusammen. Als Athleten werden die Spieler mit geistiger Behinderung bezeichnet. Die  Partner sind Basketballer, die sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen und soziale Verantwortung für Benachteiligte übernehmen wollen. 

Einer dieser Partner ist Robin Reuschenbach (25). Für ihn war es die normalste Sache der Welt, bei den „Unified Baskets“ mitzumischen. Der Finanzbeamte: „Ich bin schon im Kindergarten mit dem Thema Inklusion iin Berührung gekommen. Seit damals kenne ich einen Jungen, der heute als Athlet Teil des Basketball-Teams des Franz Sales Hause ist. Wir spielen zusammen, das macht Riesen-Spaß.“

Zwei Partnerinnen im Team

Robin Reuschenbach ist auch noch für die 3. Basketball-Mannschaft des Traditionsvereins ETB Schwarz-Weiß Essen am Ball. „Aber da sitze ich meistens auf der Bank und bin froh, wenn ich einmal für ein paar Minuten eingewechselt werde“, gibt der sympathische Sportsmann zu. Das droht ihm bei den „Unified Baskets“ nicht. Hier ist er als Leistungsträger gesetzt.

Wie auch Wiebke Kröger. Und hier sind wir bei der zweiten Besonderheit: In einer inklusiven Basketball-Mannschaft dürfen auch Frauen mitspielen. Und Wiebke, lange Betreuerin einer Wohngruppe im Franz Sales Haus und demnächst Lehrerin an einer Sonderschule für Menschen mit Behinderung, spielt bei den „Unified Baskets“ eine herausragende Rolle. Und das nicht nur wegen ihrer Körpergröße von 1,96 Meter. 

Die „Unified Baskets“ konnten auch in Abu Dhabi (2019) mit Trainer Dr. Ulrich Reploh (2.v.r.) voll überzeugen – © Unified Baskets.

Sie hat einen tollen Draht zu den Behinderten. Wiebke Kröger freut sich schon sehr auf die World Games in Berlin: „Wir sind mit allen anderen deutschen Teilnehmern in einem Hotel untergebracht. Unser Team wird sicher wie immer eine Menge gemeinsam unternehmen. Wir wollen uns auf jeden Fall auch viel von der Stadt anschauen“ 

Ingesamt sieben Partner stehen im Kader der „Unified Baskets“. Neben Wiebke Kröger gibt es mit Melanie Edwards noch eine weitere Spielerin. Das jüngste Teammitglied ist 15 Jahr alt, das älteste 63 Jahre. Die 1. Mannschaft nimmt ganz normal am Meisterschafts-Spielbetrieb in  der Basketball-Kreisliga teil – allerdings außer Konkurrenz. 

Ein Steilpass für Dr. Ulrich Reploh: „Das Spannende ist, dass sich der Basketball bei unserem inklusiven Team um eine ganz andere Ebene erweitert. Es geht nicht in erster Linie um Gewinnen und Verlieren. Es es geht auch nicht um einen selbst. Die Behinderten stehen im Mittelpunkt. Man freut sich rieisg, wenn ihnen ein Korb gelingt oder wenn man spürt, dass sie immer besser werden. Das ist der Lohn für uns Trainer und Partner.“

Leistungsgedanke nicht im Vordergrund

Auch wenn der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund steht, sind die Essener dennoch bundesweit das erfolreichste inklusive Basketball-Team. Bereits zweimal wurden sie Deutscher Meister. Und auch bei den Nationalen Spielen der Special Olympics 2022 in Berlin gingen die Essener als Sieger vom Feld.

Die behinderten Sportler haben das Leben des Mediziners bereichert. Er denkt noch oft an die Erlebnisse bei den „Special Olympics World Games 2019“ in Abu Dhabi (Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate). Im Wüstenstaat schnitten die „Unified Baskets“ als bestes deutsches Team ab und nahmen zudem unzählige toller Eindrücke mit nach Hause.

Auf bei den Nationalen Spielen der Special Olympics 2022 in Berlin ging das Essener Basketball-Team als Sieger vom Feld. Vorne rechts Trainer Reploh – © Unified Baskets

Bei den „Unified Baskets“ ist etwas zusammen gewachsen. Auch weil es im Umfeld des inklusiven Basketball-Teams viele ehrenamtliche Unterstützer gibt, die den Leitspruch des Teams „Vorurteile bekommen einen Korb“ aufgesaugt und verinnerlicht haben.

Dr. Ulrich Reploh ist quasi als Teamplayer auf die Welt gekommen. Das gilt für seine Arbeit in der Praxis und auch für seine freiwilligen Einsätze als Notarzt einmal im Monat. Der Mediziner: „Kein Einsatz ist wie der ansdere. Dieser Dienst unterscheidet sich total vom Alltag in einer Arztpraxis. Ich bin immer wieder begeistert von der reibungslosen,  kameradschaftlichen Zusammenarbeit mit den Leuten von der Feuerwehr.“

Und Dr. Ulrich Reploh kann bei seinen Notarzt-Einsätzen das tun, was er ohnehin am Liebsten macht: Anderen Menschen helfen.

Text Peter Pionke

 

Taktikbesprechung unter dem Korb – © Paul Coon

Das inklusive Basketball-Team „Unified Baskets“ finanziert sich zum großen Teil aus Spenden. Wenn Sie das nachahmungswürdige, integrative Projekt unterstützen wollen, können Sie das unter folgender Bankverbindung tun:

SPENDENKONTO:

DJK Franz-Sales-Haus

IBAN: DE71 3606 0295 0093 1200 19

Verwendungszweck: „Unified Baskets“

 

 

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