26. Mai 2023Peter Pionke
Jan Filipzik: Hektisches Dehli – entspanntes Kathmandu
Es hat tatsächlich geklappt, nach mehreren Anläufen sind wir stolze Besitzer zweier Bahnfahrkarten. Als sich schließlich unser Nachtzug von Mumbai nach Delhi in Bewegung setzt, liege ich bereits entspannt auf meinem schmalen Bett, mein Blick geht durch das geöffnete Fenster, und ich lasse die Landschaft an mir vorbeiziehen.
16 Stunden Fahrt liegen vor uns, die ich wie so oft mit Lesen, Podcast hören und Serie schauen verbringe. Auch die Nacht selbst ist dank Schlafmaske einigermaßen entspannt und ausgeruht, aber ungewaschen bestellen wir am nächsten Morgen ein vegetarisches Frühstück und indischen Masala-Tee bei einem der vielen Händler, die regelmäßig durch die Abteile ziehen.
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Ein paar spannende Gespräche mit unseren Mitreisenden später, sind wir dann auch schon in Delhi – und inzwischen bestens gewappnet für das hier herrschende Chaos. Es ist noch einmal krasser, lauter und auch deutlich schmutziger als Mumbai, und der Verkehr ist im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor 20 Jahren definitiv schlimmer geworden.
Doch so viel damit zu tun haben wir diesmal nicht. Denn weil ich an diesem Wochenende meinen 40. Geburtstag feiere, hat Lena uns für die kommenden drei Nächte eine wirklich luxuriöse Unterkunft mitten im Zentrum der Stadt gegönnt, nur wenige Meter entfernt vom bekannten India Gate.
Mein Geschenk hat einen wunderschönen Pool, erstklassige Cocktails und ein perfekt ausgestattetes Fitnessstudio – und bis auf zwei Gelegenheiten verlassen wir es nicht. Einmal besuchen wir eine Bar einige Straßen weiter, wo wir uns ein Bier und zwei Sambuca zu viel gönnen und inmitten ausschließlich einheimischer Gäste einen lustigen Abend erleben.
Und den zweiten Abend, meinen eigentlichen Geburtstag, verbringen wir mit einem alten Freund und seiner Familie: Vikram habe ich bei meinem ersten Besuch in Delhi kennengelernt, 2003, damals habe ich fast vier Wochen mit ihm verbracht, in seinem Haus geschlafen und bin mit ihm durch das Land gereist. Seitdem haben wir uns nie wieder gesehen und uns überhaupt erst vor etwa einem Jahr auf Facebook wiedergefunden.
Er lädt Lena und mich in sein Haus ein, seine Frau und die beiden Söhne sind ebenfalls da, und auch seine Eltern, die ich noch von früher kenne. Es ist verrückt, dass sie alle nach all der Zeit plötzlich vor mir stehen, und Vikram hat sich, bis auf ein paar Kilo mehr, kaum verändert.
Und auch hier schlägt die indische Gastfreundlichkeit zu, so würde ich es nennen. Ich freue mich wahnsinnig über den Geburtstagskuchen inklusive Kerzen, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. Das Essen ist fantastisch, die Gespräche spannend. Doch gleichzeitig ist all die Freundlichkeit auch einfach sehr viel, sehr einnehmend.
Pläne für gemeinsame weitere Reisen durch Indien werden gemacht, bei denen unsere Meinung nur am Rande zählt, Orte ausgesucht, an denen wir übernachten werden – insgesamt fühlen Lena und ich uns am Ende des Abends ziemlich überfahren und freuen uns über die Ruhe in unserem Hotel, in das wir kurz vor Mitternacht zurückkehren. Den nächsten Tag verbringen wir am Pool und bewegen uns keinen Meter zu viel.
Am nächsten Morgen endet unsere Stippvisite in Delhi auch schon wieder. Wir werden zurückkommen, doch erst einmal fliegen wir nach Nepal. Wir wollen wandern und jetzt, Anfang Mai, schließt sich das Schönwetter-Fenster in einigen Regionen bereits wieder, weshalb wir keine Zeit verlieren möchten.
Es ist der zweite Flug unserer Weltreise und ich bin stolz, dass wir schon so viele Kilometer mit Bus und Bahn zurückgelegt haben. Der Flug ist zwischenzeitlich ein wenig holprig und ich bin froh, als wir sicher in Kathmandu landen.
Hier ist es deutlich kühler und bewölkter als in Delhi – und hin und wieder fallen sogar ein paar Tropfen. Mit dem Taxi fahren wir zu unserem Hotel und schon unterwegs werde ich zu einem großen Fan der Stadt – eine Tatsache, die sich in den kommenden Tagen bestätigen wird.
Kathmandu ist anders als alle anderen Städte, die ich je gesehen habe – und es lässt sich schwer beschreiben, worin genau dieser Unterschied besteht. Natürlich, es ist sauberer und auch ruhiger, weil nicht so viel gehupt wird. Und da sind die Berge im Hintergrund, die schmalen Gassen, die unzähligen Tempel, die dichte Bebauung. Doch all das findet sich so oder so ähnlich auch in vielen anderen Städten Asiens. Doch trotzdem strahlt diese Stadt etwas absolut Einmaliges aus.
Ich glaube, am Ende sind es die Menschen. Von ihnen geht eine tiefe Entspannung aus, sie sind freundlich und hilfsbereit, lächeln viel – und natürlich versuchen sie auch hin und wieder, uns etwas zu verkaufen, doch dabei sind sie niemals wirklich aufdringlich.
Auch die unterschiedlichen Stadtteile sind atemberaubend, allen voran Bhaktapur. Der ehemalige Sitz des Königs zählt zu den schönsten Städten, die ich je gesehen habe. Bei strahlendem Sonnenschein verbringen wir hier einen ganzen Tag, bevor es mit dem lokalen Bus zurück zu unserem Hotel geht.
Sechs Nächte bleiben wir insgesamt in Kathmandu, geplant waren ursprünglich vier, doch unser nächstes Vorhaben macht eine kleine Planänderung nötig. Denn was eigentlich als entspannte, vielleicht fünftägige Wanderung gedacht war, hat sich Dank der hervorragenden Beratung, einem sehr guten Angebot und nur wenig Überzeugungsarbeit einer lokalen Agentur zu einem zwölftägigen Trek entwickelt – für den wir auf das richtige Wetter warten müssen.
Aktuell ist es nämlich sehr durchwachsen, immer wieder ziehen heftige Schauer durch die Region, doch für den Manaslu Circuit Trek sollte das besser nicht der Fall sein. Der nämlich geht in 180 Kilometern rauf auf mehr als 5.100 Meter und ist damit insgesamt durchaus anspruchsvoll.
Vor allem mit den klimatischen Bedingungen ist nicht zu spaßen, morgens und abends sinken die Temperaturen auf minus fünf Grad. Entsprechend haben wir die vergangenen Tage genutzt, um unser Equipment ein wenig aufzustocken, viele Sachen wie Daunenjacken und Schlafsäcke können wir uns zum Glück aber auch leihen.
Jan Filipzik
20. Mai 202
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