9. Juli 2023Peter Pionke
Jan Filipzik: „Oh, wie schön ist Singapur“
Es ist dunkel, wir laufen durch Singapur Downtown, zwischen wahnwitzigen Wolkenkratzern auf dem Weg zu unserem Hostel – und es dauert ein wenig, bis mir klar wird, was mich so irritiert: Es ist ruhig, absolut still. Auf den Straßen sind kaum Autos unterwegs und nur in der Ferne hören wir die leisen Gespräche einiger Passanten. Ansonsten ist diese Millionenmetropole fast geräuschlos.
Mit drei Monaten in Indien und Nepal hinter uns und gerade aus Delhi abgeflogen, könnte der Unterschied zwischen diesen beiden Städten kaum größer sein.
Die nächsten Tage verbringen wir damit, all die Dinge aufzuzählen, die uns in Singapur so viel besser gefallen: Es gibt Bürgersteige und man kann sich als Fußgänger problemlos fortbewegen. Die Straßen sind sauber und es sind viel weniger Menschen unterwegs.
In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:
In der Metro sind die Leute hilfsbereit und zuvorkommend, lächeln und bedanken sich, wenn man sie vorgehen lässt, es gibt kein Drängeln und Schubsen. Der Verkehr funktioniert ohne Hupen, an roten Ampeln wird gehalten und es gibt keine Roller, die auf der falschen Straßenseite fahren.
Natürlich hat das alles seinen Preis. Singapur ist alles andere als eine lupenreine Demokratie und gerade wir als Westler schütteln uns schnell, wenn wir hören, was hier alles verboten und teilweise mit drastischen Strafen belegt ist.
Kaugummikauen zum Beispiel und Getränke in öffentlichen Verkehrsmitteln. Noch dazu sind nahezu überall Kameras installiert, die jeden Schritt und jedes mögliche Vergehen lückenlos überwachen. Doch kommt man mit den Einheimischen ins Gespräch, stellt man erstaunt fest, dass sie letztlich kaum etwas dagegen einzuwenden haben.
Denn all diese Maßnahmen machen Singapur nicht nur zu einer der sichersten, sondern auch zu einer der saubersten und letztlich lebenswertesten Städte in Asien und weltweit.
Dank der staatlichen Wohnungsförderung inklusive einer offiziell verordneten Durchmischung der unterschiedlichen Ethnien von Indern, Chinesen und Malaysiern gibt es weder Obdachlose noch Probleme zwischen den verschiedenen Religionen und Glaubensrichtung.
Singapur funktioniert, bis ins kleinste Detail und hat Dank visionärer Politiker seit den 1960er Jahren eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Allein die Idee, sich bereits 1980 als „City in the Garden“ zu definieren und sich das – inzwischen erreichte – Ziel zu setzen, eine der grünsten Großstädte der Welt zu werden, ist großartig.
Singapur ist allerdings nicht nur verdammt schön, sondern auch ganz schön teuer. Erstmals auf unserer Reise schlafen wir hier in einem kleinen Hostel in sogenannten Schlafkapseln, die man sich wie einen etwas größeren und helleren Sarg vorstellen kann, in den man seitwärts einsteigt.
Platz ist nun einmal kostbar in dieser Stadt – und trotzdem zahlen wir umgerechnet 55 Euro pro Nacht. Dieses Preisniveau setzt sich auch in allen anderen Bereichen fort: Essen, Getränke, Eintritte in Museen und zu anderen Sehenswürdigkeiten, von denen es in dieser Stadt fast unzählbar viele gibt.
Und so etablieren wir eine für unser Budget gesunde Mischung aus einem verhältnismäßig günstigen Frühstück im Supermarkt für umgerechnet 16 Euro und gönnen uns nur abends einen Besuch im Restaurant. Auch ansonsten überlegen wir uns genau, was wir uns leisten wollen und was nicht.
Das Fitnessstudio für 25 Euro pro Person und Tag gehört dazu, ebenso wie ein Besuch im absolut sehenswerten Geschichtsmuseum der Stadt, ein paar Stunden im Art Science-Museum und eine Tour durch den Flower Dome im riesigen Gardens by the Bay-Park.
30 Euro hier, 40 Euro dort, dazwischen ein Bier für 12 und ein Cocktail für 20 Euro – wir sind froh, dass wir im Vorfeld bewusst ein paar Rücklagen für unsere insgesamt vier Tage in Singapur gebildet haben.
Es gibt aber auch viele Dinge, die wir unternehmen und die wenig oder sogar gar nichts kosten. Mit der wirklich günstigen Metro fahren wir auf die Halbinseln Sentosa, die mehr einem Vergnügungspark gleicht, und setzen uns an einen der künstlich aufgeschütteten Strände.
Wir laufen durch unzählige Parks, bestaunen die beeindruckende Architektur dieser Stadt, die zahlreichen Brücken, spazieren über die Formel Eins-Strecke, auf der im September dieses Jahres das nächste Rennen stadtfindet.
Wir schlendern durch den Botanischen Garten, der sogar zum Weltkulturerbe erklärt worden ist, umrunden den kompletten Hafen zu Fuß, machen Fotos vom ikonischen Marina Bay Sands Hotel, bestaunen die überdimensionalen Malls mit ihren zahllosen Luxusläden und die Stadt von oben aus dem 51. Stock des CapitaSpring-Gebäudes, dessen Dachgarten für Besucher in den Morgen- und Abendstunden kostenlos öffnet.
Spannend ist es auch, durch die wenigen noch erhaltenen, aber dafür umso schöneren, historischen Viertel zu schlendern. Chinatown, das arabische Viertel und Little India, das hier zugegeben nur wenig mit seinem Namensvetter gemein hat.
Aber all diese Möglichkeiten und die unzähligen Dinge, die es zu entdecken gibt, dazu die Ruhe, Sauberkeit und Freundlichkeit der Menschen, machen Singapur für mich zu einer der schönsten und spannendsten Städte, die ich bislang gesehen habe.
Doch wie alles auf unserer Reise, hat auch dieser Aufenthalt schließlich ein Ende. Es geht zurück zum Flughafen – der mit seinem riesigen Wasserfall und den grünen Terrassen an sich schon einen Besuch wert ist – und weiter nach Bali.
Vor uns liegen zwei Monate Indonesien, für die wir uns bewusst vornehmen, uns nicht so wahnsinnig viel anzuschauen. Sondern stattdessen das Meer, die Wellen, die Ruhe und die Strände zu genießen, in gemütlichen Cafés zu sitzen, aus kalten Kokosnüssen zu schlürfen und die Füße hochzulegen.
Mit diesen Gedanken und Bildern im Kopf werfe ich einen letzten Blick zurück auf Singapur, das unter uns immer kleiner wird, während das Flugzeug an Höhe gewinnt und Kurs Richtung Südost nimmt.
Jan Filipzik
11. Juli 2023
In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen