10. Juli 2023

Flüchtlinge: Psychische Belastung für die Küstenwache

Lesbos ist die griechische Insel, die am stärksten von der Flüchtlingskrise betroffen ist. Eine enorme Belastung für alle Beteiligten und besonders für die dortige Küstenwache als zumeist erster Kontakt für die Geflüchteten, die in Schlauchbooten von der rund zehn Kilometer entfernten türkischen Küste kommen. 

Mit Interviewstudie zu Gast im griechischen Ministerium (v.l.n.r.): Georgios Christianos, „Head of integrated Maritime Surveillance Bureau”, Prof. Dr. Rainer Wieland und Vasileios Velonas – © Bergische Universität

Für den Studenten Vasileios Velonas des Weiterbildungsstudiengangs Arbeits- und Organisationspsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal Anlass, in seiner Masterarbeit die Situation der Küstenwache-Beschäftigten im Seenotrettungseinsatz genauer zu untersuchen. 

Die Ergebnisse wurden nun im griechischen Ministerium für Schifffahrt und Insel-Politik vorgestellt und sehr begrüßt.

Stressfaktoren auf der Spur

Eine der vielen Aufgaben der Küstenwache ist die Rettung von Flüchtlingen, die in Schlauchbooten die Meerenge zwischen der Türkei und Lesbos überqueren. In den letzten zehn Jahren ist diese Aufgabe für viele Beschäftigte der Küstenwache allerdings zur Hauptaufgabe geworden. 

In zehn Interviews mit hochrangigen Offizieren und Befragungen von 68 Beschäftigten der Küstenwache untersuchte Vasileios Velonas vor Ort in Lesbos deren Stresserleben und die auslösenden Faktoren vor, während und nach dem Seenotrettungseinsatz. 

Die Meere sind wohl die gefährlichsten Fluchtrouten. Immer wieder gibt es Opfer zu beklagen – © Pixabay

So etwa unterstrichen fast alle Interviewten den Bedarf professioneller psychologischer Unterstützung, um traumatische Erlebnisse – zum Beispiel den Tod eines Flüchtlingskindes – besser verarbeiten zu können. 

Gleiches gälte auch für die oft angespannte Situation in den eignen Familien, die neben dem allgemeinen Zeitdruck durch solche Ereignisse ausgelöst würden.

Griechische Behörden signalisieren großes Interesse

Die Präsentation der Interviewstudie fand nun auf Einladung der Behörden in Athen statt. „Die anwesenden hochrangigen Offiziere haben die Ergebnisse sehr interessiert verfolgt und diskutiert“, freut sich Prof. Dr. Rainer Wieland, der die Masterarbeit von Vasileios Velonas betreut und diesen in die griechische Hauptstadt begleitet hatte. 

Prof. Wieland bestätigt die positive Resonanz: „Und auch die anwesenden Ministeriumsvertreterinnen und -Vetreter unterstrichen, dass die Ergebnisse viele Anregungen und Hinweise für die Verbesserung der Arbeitssituation im Seenotrettungseinsatz geliefert haben und deshalb nun auch ‚höheren Stellen‘ im Ministerium zur Verfügung gestellt werden sollen.“

Insgesamt sei die Studie ein schöner Beleg dafür, wie sich Forschung und ihre Anwendung in der Praxis sinnvoll und erfolgversprechend verbinden lassen, so Wossenschaftler Wieland. Überdies würden die Ergebnisse demnächst in einer einschlägigen Fachzeitschrift publiziert.

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