19. Juli 2023

Lothar & Marianne Graf: Ein Leben mit Parkinson

Seit einigen Wochen sind Marianne (75) und Lothar Graf (79) Mitglieder der Wuppertaler Gruppe der Deutschen Parkinson-Vereinigung (dPV) und haben auch schon an ersten Treffen teilgenommen. Die Selbsthilfegruppe wurde 1983 gegründet und hat mehr als 130 Mitglieder. 

Lothar Graf geniesst sein Leben so gut er kann – © Dr. Matthias Dohmen

Das Einzugsgebiet umfasst Wuppertal und den Ennepe-Ruhr-Kreis. Ziel ist es, sich mit der Krankheit, die nicht heilbar ist, auseinanderzusetzen. Der Isolation oder Vereinsamung sowie Vorurteilen entgegenzuwirken, Selbstvertrauen zu vermitteln, Selbstständigkeit zu fördern, um trotz der Krankheit ein aktives Leben zu führen.

Bei Krankengymnastik und Gedächtnistraining und beim anschliessenden Kaffee und Kuchen werden zweimal im Monat Erfahrungen ausgetauscht. Bei Ausflügen in der näheren Umgebung, Studienfahrten, einem Grillfest und der Weihnachtsfeier wird wir das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. 

In regelmäßigen Abständen gibt es Informationen, Vorträge und Hilfestellungen zur Alltagsbewältigung, zu Therapiemöglichkeiten und über Hilfsmittel.

Wir wollten Ehepaar Marianne und Lothar Graf wissen, wie ihre ersten Eindrücke und Erfahrungen waren. Hier das Interview.

DS: Wie haben Sie die Parkinson-Krankheit zur Kenntnis nehmen müssen?

Lothar Graf: „Vor fünf bis sechs Jahren begann bei mir der Tremor (Zittern), den es ja als eigenständige Einschränkung gibt. Leider war es in meinem Fall aber der Übergang zu Parkinson. Man könnte auch von ersten Anzeichen reden. Im März 2022 erhielt ich im Knappschaftskrankenhaus (Bochum-Langendreer) definitiv den Befund Parkinson.“

DS: Wie sind Sie auf die Gruppe Wuppertal der Parkinson-Vereinigung gekommen?

Marianne Graf:Wie man da heute zu kommt: Ich habe gegoogelt, und zwar die Worte Parkinson, Gruppe und Wuppertal. Schon war ich auf deren Homepage www.wuppertal-parkinson.de. Man kann sich aber auch über die Homepage www.parkinson-vereinigung.de leiten lassen.“

DS: Welche Erwartungen haben Sie an die Wuppertaler Parkinson-Selbsthilfegruppe?

Marianne Graf: „Dass wir neue Leute kennenlernen. Leute mit den Problemen, mit denen wir uns auch herumschlagen. Nach drei oder vier Treffen kann ich nur sagen: Hier läuft das bestens. Auch der persönliche Kontakt entwickelt sich prima. Die drei Brehms, also Karin und Uwe sowie Waltraut Brehm, sind jederzeit ansprechbar, und sie rufen auch von sich aus an. Wir fahren mit nach Ruhpolding, und schon wurden wir gefragt, was wir an besonderen Hilfsmitteln brauchen, also etwa Rollator oder Rollstuhl. Brauchen wir aber nicht, jedenfalls auf absehbare Zeit nicht. Mein Mann hat für gewöhnlich außer den familiären Banden regelmäßig nur Kontakt über die Krankengymnastik. Also wir fühlen uns beide in der Gruppe sehr wohl.“

DS: Welche Angebote bietet die Gruppe?

Lothar Graf: „Die sind sehr vielfältig. Momentan geht es um den Aufbau einer Tischtennisgruppe.“

Die liebevolle Unterstützung seiner Ehefrau Marianne ist Lothar Graf eine große Hilfe – © Dr. Matthias Dohmen

DS: Wie gehen Sie zuhause mit der Parkinson-Krankheit um?

Lothar Graf: „Wir haben das Glück, dass unser Haus weder Keller noch ersten Stock kennt, alle Räume ebenerdig sind. Ich mache noch vieles selber, auch wenn die Feinmotorik nicht mehr so mitspielt. Und Bäume zu schneiden, ist vielleicht generell nichts mehr für einen 80jährigen. Auf das Autofahren habe ich von mir aus verzichtet.“

DS: Sehen Sie sich Gesundheitssendungen im Fernsehen an?

Lothar Graf: „Nein, jedenfalls nicht gezielt.“

Radtouren, Tennis und Skifahren

Lothar Graf war beruflich Bauleiter. 1975/1977 war er für zwei Jahre im Irak. Die deutsche Kolonie bestand aus rund 50 Bauleitern und Polieren. Die Tochter, in der Birkenhöhe (Katernberg) eingeschult, ging zwei Jahre im deutschen Camp in der Nähe von Basra auf eine Privatschule. Er spielte Tennis. Früher hat er lange Jahre 

Radtouren unternommen, zusammen mit Bruder, Schwester und Schwager. Zum Beispiel 14 Tage Regensburg: Mit der Bahn hin und in Regensburg selbst und im Umland sowie zurück nach Wuppertal per Rad.

Marianne und Lothar Graf stammen aus Gaarz (Kreis Oldenburg in Holstein) und haben Reisen nach Finnland, auch die spanischen Inseln und das spanische Festlabd, sowie in die Türkei und nach Griechenland unternommen. 

Gern erinnern sie sich an eine zehntägige Radtour durch die Masuren: Nachtzug nach Warschau, dort weiter per Bus, dann mit dem Fahrrad zurück. Die ersten zwei, drei Hotels vorgebucht, der Rest spontan, hat aber geklappt. 

Lothar Graf liest gern Krimis, sie gute Frauenliteratur. Ihr gemeinsames Hobby war das Skifahren mit Unterkunft in damals noch existierenden großen Hotels der IG Bau-Steine-Erden. Ihr Lebensmotto: „Wir müssen was draus machen!“

Text & Interview: Dr. Matthias Dohmen

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