24. August 2023Peter Pionke
Stille Begleiter auf dem letzten Weg: Sargträger
Die Tätigkeit selbst ist über die Jahrhunderte gleich geblieben, doch darum herum hat sich vieles verändert. Früher war das Sargtragen eine Altmänner-Domäne. Die Träger waren beim Friedhofsverband angestelt.
Heute bieten Agenturen wie die Firma von Marion Floßbach diesen speziellen Service an. Mittlerweile sind es in der Regel auch keine alten Männer mehr, die ihre Rente mit dem Job als Sargträger aufbessern wollen.
Das Team von „Trägerservice Bergisches Land“ ist breit aufgestellt: 18 Mitarbeiter eingesamt: 14 Männer und vier Frauen im Alter von 21 bis 81 Jahren. Richtig gelesen: Es gibt mittlerweile auch Trägerinnen. Und wenn Not am Mann – oder der Frau – ist, springt Chefin Marion Floßbach auch selbst ein.
Die Wuppertalerin: „Ich sehe es wichtige und wertvolle Aufgabe, Verstorbenen einen würdigen Abschied zu bereiten. Beerdigungen gehören nun einmal zu unserem Alltag dazu, sind ein Stück weit Normalität.“
Prominentestes Team-Mitglied ist Schauspieler Oliver Fleischer („Vollidiot“ – „Danni Lowinski“ – „Beste Schwestern“ – „Daheim in den Bergen“). Die anderen haben unterschiedlichste Berufe: Lars (Yoga-Lehrer) – Farbod (Maler) – Melanie (Kauffrau für Büromanagement) – Peter (Ingenieur i.R.) – Leon (3 D-Designer) – Shehi (Mediengestalter) – Paul und Tiernou (beide Auszubildende).
Welche Voraussetzungen müssen Sargträgerinnen und Sargträger mitbringen? Marion Floßbach: „Ein gepflegtes Äußeres, sicheres, dezentes Auftreten. Sie müssen sich bewusst sein, dass sie auf trauernde, zum Teil total verzweifelte Menschen treffen und sich entsprechend demütig verhalten. Und natürlich Teamfähigkeit wichtig. Selbstverständlich muss jede Geste und jeder Handgriff sitzen.“
Der Dresscode gilt seit Jahrzehnten: Schwarzer Anzug, weißes Oberhemd, schwarze Krawatte und schwarze Schuhe. Jacket, Hemd und Krawatte werden von der Agentur gestelt.
Ihre Aufträge erhält Marion Floßbach über die Bestatter. Mit ihnen wird auch der gesamte Ablauf der Zeremonie bis ins kleinste Detail abgestimmt und am Ende auch abgerechnet.
Sargträger, ein Job wie jeder andere auch? Nicht ganz! Es ist sicher keine Dienstleistung, die sich in jeden Fall völlig emotionlos erledigen lässt.
Schauspieler Oliver Fleischer: „Man bekommt hautnah die Trauer der Menschen mit, das perlt nicht so einfach an einem ab. Einiges bleibt im Hinterkopf hängen. Ich persönlich habe durch diesen Job die Angst und die Reserviertheit vor dem Tod verloren. Mit ist voll und ganz bewusst, dass das Leben endlich ist. Es kann leider jeden erwischen. Der Tod ist nicht fair, vor dem Tod sind wir alle gleich – ob arm oder reich, jung oder alt. Einfach dankbar für jeden Tag sein.“
Marion Floßbach ergänzt: „Zwei unserer jungen Trägerinnen mussten einmal die Urne eines Jugendlichen zu Grabe tragen, der mit 17 Jahren verstorben war. Sie haben seinen verzweifelten Vater erlebt. Das hat sie sehr mitgenommen. Wir als Team musste sie wieder aufbauen. Zum Glück kommen solche tragischen Fälle selten vor.“m
Sargträgerinnen und Sargträger, die früher ein Schattendarsein führten, erledigen einen wichtigen Job. Sie begleiten Menschen würdevoll auf ihrem letzten Weg. Einen Weg, den jede und jeder von uns einmal zurücklegen wird.
Text Peter Pionke
Link zur Webseite von „Trägerservice Bergisches Land“:
Marion Floßbach sucht noch Verstärkungen für ihr Team. Wer interesse hat, kann sich unter Telefon 0202-87074371 oder info@traeger-service.de melden
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