26. August 2023Peter Pionke
Jan Filipzik: Abschied aus Indonesien
Ah verdammt, tut das weh. Ich habe mir die Glastür im Badezimmer mit voller Wucht gegen den Zeh gehauen. Oder gegen die Zehen? Keine Ahnung, ich weiß es nicht, es ist dunkel und ich sehe kaum etwas – vielleicht ist das aber auch besser so.
Zurück im Bett wird Lena wach, es ist kurz nach fünf Uhr morgens, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich noch nicht bereit bin, mir anzuschauen, was genau dort unten los ist. Mit dem Handylicht riskiert Lena einen Blick – und muss sich erst einmal setzen und tief durchatmen.
In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:
Wenige Stunden später sind wir beim Arzt, denn ich habe es tatsächlich geschafft, mir mit der Tür den kompletten hinteren Teil des Nagels aus dem Nagelbett zu reißen, so dass man jetzt von hinten unter den Nagel schauen kann. Bei dem Anblick wird auch mir ein wenig schlecht. Nur vorne ist der Nagel noch ein bisschen angewachsen.
Für den Arzt keine schwierige Entscheidung: Der Nagel muss ab. Zwei Spritzen und eine wirklich schmerzhafte Säuberung des Nagelbetts später, humpele ich mit frisch verbundenem Zeh und einem Zehennagel weniger zurück in unser Hotel. Na, das ist doch mal ein Auftakt unserer letzten Tage auf Bali und in Indonesien.
Es ist Halbzeit unserer Weltreise, genau genommen sind wir sogar schon etwas drüber. Es fühlt sich komisch an, die fast acht Monate sind wie im Flug vergangen und gefühlt sind wir gerade erst gestartet. Gleichzeitig ist die große Anfangseuphorie inzwischen verflogen. Es ist normal geworden, unterwegs zu sein. Schön und entspannt und angenehm – wir sind vollständig in unserem vorübergehend neuen Leben angekommen.
Wobei ich mich schon sehr darauf freue, dass wir demnächst mit Hongkong, Südkorea und Japan wieder etwas mehr Action haben. Denn hier in Indonesien ist es fast schon zu entspannt, wobei wir auch nicht wirklich etwas unternehmen, um das zu ändern.
Die letzten Tage auf Lombok verbringen wir in Kuta, ganz im Süden der Insel. Wir leihen uns einen Roller, düsen ein bisschen durch die Gegend, besuchen ein traditionelles Dorf, klettern auf Felsen, sitzen am Strand und machen ansonsten nicht viel. Deutlich aufregender ist da schon die Überfahrt zurück nach Bali, wo wir die letzten Tage unseres insgesamt zweimonatigen Aufenthalts in Indonesien verbringen.
Weil wir grundsätzlich Zeit haben, entscheiden wir uns gegen das Speedboat und setzen stattdessen auf die lokale Fähre, die zwar ein bisschen länger braucht, aber dafür auch deutlich günstiger ist. Feste Abfahrtszeiten gibt es nicht. Das Schiff kommt irgendwann an und legt irgendwann ab, wenn irgendwer beschließt, dass es jetzt voll genug ist.
Das dauert in unserem Fall geschlagene vier Stunden, von denen wir den größten Teil in der kleinen Wartehalle des Hafens verbringen. Die Fähre transportiert nicht nur einige hundert Passagiere, sondern vor allem auch zahlreiche Autos, Roller und Lkw und ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als wir schließlich ablegen.
Wir bekommen einen Platz unter Deck, wo es so heiß ist, dass uns schon nach kurzer Zeit wortwörtlich die Luft wegbleibt. Schließlich suchen wir uns irgendwo am Rand des Schiffes draußen einen Platz, wo wir versuchen, uns so gut es geht in den Schatten zu kauern. Irgendwann im Laufe der Fahrt fällt uns auf, dass wir uns gar nicht angeschaut haben, wo die Fähre eigentlich anlegt.
Vielleicht sind wir inzwischen einfach zu entspannt – und irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass es wohl in der Nähe von Denpasar sein wird. Ein Blick auf die Karte zeigt uns aber schnell das Gegenteil. Und so warten noch einmal gut zwei Stunden Fahrt mit dem Taxi auf uns, das uns schließlich an unser Ziel bringt: Den Strand von Kuta. Und ja, der heißt genauso wie der auf Lombok. Same same, but different.
Es ist dunkel, als wir endlich am Hotel ankommen – für die insgesamt 200 Kilometer Luftlinie haben wir rund zwölf Stunden gebraucht, und wir sind beide ziemlich platt. Umso besser, dass wir uns – auch mit Blick auf Lenas anstehenden Geburtstag – noch einmal eine richtig schöne Unterkunft gegönnt haben.
Eine kleine Villa mit riesigem Badezimmer und eigenem Pool, wobei ich von dem Pool nach dem Zwischenfall mit meinem Zeh, der ausgerechnet in der ersten Nacht passiert, nicht mehr wirklich etwas habe.
Meer und Wasser sind tabu, stattdessen bekomme ich Antibiotikum und eine entzündungshemmende Salbe. Trotzdem ist es schön, für die letzten Tage in Indonesien noch einmal so luxuriös zu wohnen. In der Lounge, zu der wir dank unserer Villa Zutritt haben, spielen wir nachmittags Schach und bedienen uns dabei aus der kostenfreien Minibar.
Ansonsten lesen wir viel, lassen uns an Lenas Geburtstag noch einmal tätowieren, schlendern ein bisschen durch die Geschäfte und gehen lecker Essen.
Vor allem das viele Essen, die tendenziell wenige Bewegung, aber ehrlicherweise auch die zahlreichen alkoholischen Getränke, führen dazu, dass meine Hose langsam anfängt zu spannen. Und so wirklich gut ist unsere Schlafqualität auch nicht – was mit vollem Bauch auch nicht weiter verwunderlich ist.
Und so beschließen wir, spätestens nach Hongkong (hier muss ich unbedingt noch einmal einen Flaming Lamborghini trinken – dazu im nächsten Beitrag mehr) einen Monat ohne Alkohol und Süßigkeiten einzulegen und stattdessen möglichst gesund zu essen.
Umso mehr freue ich mich aber auch auf das letzte kühle Bier im Sitzsack zum Sonnenuntergang am Meer – ein kleines Ritual, das sich in den vergangenen Tagen bei uns eingeschlichen hat. Morgen früh, und damit in wenigen Stunden, geht dann der Flieger nach Hongkong.
Und dann werfen wir uns mit aller Kraft in diese aufregende Metropole, an die ich dank einer Reise vor rund zehn Jahren mit meinem guten Freund Stephan sehr schöne Erinnerungen habe.
Jan Filipzik
23. August 2023
In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen