28. August 2023Peter Pionke
Auf Ibiza gebrannter Gin: Eine echte „LAW-Story“
Vor einem der Gebäude steht ein kleiner lilafarbener „R 4 Renault“ auf dem die Großbuchstaben LAW. prangen. Ihn bin am Ziel. Hier ist die Schmiede des berühmten Ibiza-Gins.
Kaum zu glauben, dass die hochwertige und hochprozentige Spirituose von hier aus einen Siegszug in die gehobene Gastronomie der Welt gestartet hat. Mit 18 internationalen Auszeichnungen ist der Ibiza-Gin mittlerweile dekoriert.
LAW steht für die Vornamen Luna, Alexander und Wolfgang. LAW schreibt sich zwar nicht wie das englische Love für Liebe, klingt aber so. Und zumindest steckt sehr viel Liebe in dem Gin vom Mittelmeer-Eiland.
Vierter im LAW-Bunde ist Dirk, ein Wein-Experte aus Köln, der ständig zwischen Deutschland und der schönen Baleareninsel hin- und herpendelt. Er kümmert sich u.a. um Abfüllung und Etikettierung der formschönen, edlen Flaschen.
Vor der Halle mit dem Brennkessel und der Abfüll-Anlage sitzt Alexander von Eisenhart Rothe vor einem großen mit Wasser gefüllten Bottich, in dem frisch geerntete Zitronen schwimmen. Alex erzählt: „Das sind unbehandelte Bio-Zitronen, die bekommen wir von einem Plantagenbesitzer auf der Insel geschenkt, er kriegt dafür im Gegenzug einige Flaschen unseres LAW-Gins.“ Eine klassische Win:Win-Situation also.
Während wir uns unterhalten, reinigt er die Schale jeder einzelnen Zitone mit einer Bürste und legt sie anschließend in einer Plastik-Box ab. Vorbereitungen für die nächste Gin-Herstellung.
Die „Schnapsidee“ mit dem Ibiza-Gin kam dem Quartett Silvester 2013. Luna, ihr Ehemann Alexander, Wolfgang und Dirk feierten zusammen und tranken natürlich ihren Lieblingsdrink mit Gin. Plötzlich kam die Frage auf: Warum gibt es eigentlich keinen Ibiza-Gin. Schnell waren alle angefixt, spannen diese verrückte Idee weiter.
„Über Ibiza heisst es immer so plakativ: Urlaubsinsel, Party-Insel, Insel der Schönen und Reichen. Aber unsere schöne, magische Insel hat soviel mehr zu bieten. Das wollten wir mit unserem Gin symbolisch zum Ausdruck bringen. Alle Ingredienzien unseres Gins gibt es auf Ibiza“, erklärt Luna von Eisenhart Rothe, die mit Alexander seit 2006 in einer über 300 Jahre alten Finca lebt – inzwischen mit Hunden, Katzen und eigenem Gemüse- und Obst-Anbau.“
Mit den Ingredienzien (Batanicals) meint Luna reines Quellwasser, phönizischen Wacholder, den die Ibizenker „Sabina“ nennen, die Schalen von unbehandelten Zitronen und Orangen, Pimentos de Padron (kleine, pikante Paprika), ein Hauch Meer-Salz aus den Salinen sowie Kaktusfeige, die LAW von allen anderen Gin-Marken unterscheidet.
Die LAW-Crew liess den Plänen prompt Taten folgen. Und wenn schon, dann richtig. Das balearische Spirituosen-Start-up beauftragte einen Kupferschmied, nach alten Plänen und Anleitungen eine neue Destille von Hand zu schmieden.
Alexander von Eisenhart Rothe: „Wir wollten unbedingt so traditionell produzieren, wie es die Schnapsbrenner bis vor 100 Jahren gemacht haben. Unsere Alembik, so heißt die Kupferbrennblase, die im Mittelalter erfunden wurde, hat weder Thermometer noch Druckmesser.“ Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal des Gins made of Ibiza.
Regelmässig grasen Luna, Alexander und Wolfgang seither die schönen, Natur belassenen Seiten der Insel ab, ernten eigenhändig die Zutaten, die sie für ihren Gin benötigen.
Eine Erfolgsgeschichte braucht auch ihre Zeit! Denn zunächst wurde aus Destillation ganz schnell Desillusion. Wolfgang Lettner, der seit über 20 Jahren erfolgreich das Szene-Restaurant „Casa Colonia“ in der Nähe von Santa Eularia betreibt, in dem er Promis und Gourmets aus der ganzen Welt mit seinen französisch und asiatisch angehauchten Spezialitäten verwöhnt, wirft einen Blick zurück: „Viele der ersten Destillate, die aus dem Kessel kamen, schmeckten muffig und waren ungeniessbar. Sie mussten wir wegschütten und von vorne beginnen.“
Doch Aufgeben war für Luna, Alexander, Wolfgang und Dirk keine Option. Dass es doch noch eine „LAW-Story“ mit Happy-end wurde, lag nicht zuletzt an Alexander von Eisenhart Rothe.
Der 54 Jahre alte Kölner ist eigentlich Autor, Regisseur und Cartoonist. Er arbeitete u.a. als Reporter und Moderator für den WDR (u.a. Comedy-Magazin „Wichtig“ – Jugendmagazin“ACT), schrieb Sketche für Comedian Dirk Bach und Drehbücher für das TV-Format „Switch“, war als Reise-Reporter weltweit auf Achse und vieles mehr. (Mehr über das Leben und das Schaffen von Alexander von Rothe lesen Sie in Kürze an gleicher Stelle).
Inzwischen widmet sich das Multitalent fast voll und ganz („ab und zu schreibe ich noch ein Drehbuch“) seiner neuen Leidenschaft, dem Brennen von Spirituosen. Der Autodidakt gibt zu: „Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich alle Feinheiten heraus hatte. Die Kunst besteht darin, es hinzu bekommen, dass unser Gin immer gleich schmeckt, egal, wann er gebrannt wird. Das gelingt uns inzwischen.“ Und wie!
Demnächst will „LAW-Combo“ Luna, Alexander, Wolfgang und Dirk nicht nur Gin, sondern nach dem gleichen Prinzip – quasi in erlesener Handarbeit.- auch den berühmten ibizenkischen Kräuterlikör Hierbas und einen spezieller Vodka herstellen, die das Flair Ibizas verbreiten sollen und die exquisite Spirituosen-Palette von der Trauminsel abrunden.
Mit vielen, neuen Erfahrungen und einer Flasche LAW-Gin reicher, lasse ich Alexander von Eisenhart Rothe an seinem Bottich mit den frischen, knallgelben Zitronen zurück. Im Gepäck einen Hauch von Ibiza…
Text PETER PIONKE
Link zur Homepage von LAW mit weiteren Infos und Tipps, wo Sie den Gin in Deutschland bekommen:
Link zur Homepage des Szene-Restaurants „CASA COLONIAL:
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