3. Oktober 2023

Jan Filipzik: Eintauchen in eine andere Natur

Sie sind auf dem Weg, sich ihren grossen Traum zu erfüllen - die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und der Berater Jan Filipzik, Ex-Chefredakteur des Wuppertaler Magazins "talwärts". Die beiden haben ihre gemeinsame Wohnung aufgegeben und sind unterwegs auf großer Weltreise. Dabei begleiten wir Lena und Jan. Gehen SIE mit auf große Reise - wenn SIE mögen...

Die Weltreisenden Lena Lichterbeck und Jan Filipzik grüssen aus Südkorea – © reisen-ist.jetzt

Es ist schon komisch – manchmal fühlen wir uns fast ein bisschen abgehängt in Südkorea. So als würden wir nicht dazugehören. Was wir als Touristen auch nicht tun, aber trotzdem ist es anders als in den asiatischen Ländern, in denen wir bislang waren. 

Es dauert, bis mir klar wird, was los ist: Es liegt an der Sprache. Denn es ist nicht nur so, dass uns oft niemand versteht, wenn wir versuchen ein Gespräch anzufangen – egal wo wir sind, wir können in der Regel auch kein einziges Wort lesen. Außer mit der Übersetzer-App auf dem Smartphone, die uns die manchmal recht lustige Übersetzung in Echtzeit liefert und ohne die wir an vielen Stellen aufgeschmissen wären.

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Südkorea hat traumhafte Landschaften zu bieten – © reisen-ist.jetzt

Das fängt bei der Bedienung der Klimaanlage an und erstreckt sich über so ziemlich jeden Bereich des Alltags. Natürlich, in Museen zum Beispiel bleiben wir stehen, holen das Handy aus der Hosentasche, scannen und lesen. Und an so manch anderen Tafeln auch – also immer dann, wenn es irgendwie interessant aussieht.

Aber wenn wir einfach so durch die Straßen laufen, vorbei an Schaufenstern und Geschäften, haben wir meist keine Ahnung, was wir vor uns haben. Ganz viele Informationen bleiben uns vorenthalten und ich bekomme zum ersten Mal seit Langem ein Gefühl dafür, wie es ist, plötzlich in einem mir völlig fremden Land zu sein.

Was aber nicht heißt, dass wir die Zeit in Südkorea nicht genießen würden – im Gegenteil. Während Andong im Nachhinein eher verzichtbar gewesen wäre, freuen wir uns über unseren Zwischenstopp in Jeonju. Besonders die Altstadt hat es mir angetan, mit ihren vielen schönen Gebäuden, die im Gegensatz zu anderen Städten quirlig und voller Leben ist.

Südkorea – buchstäblich ein buntes Land – © reisen-ist.jetzt

Wobei Leben hier und so ziemlich überall anders in diesem Land bedeutet: alte Menschen. Tatsächlich fällt uns immer mehr auf, dass wir nahezu keine Kinder sehen. Nirgendwo. Egal welcher Ort, welche Stadt, welche Tageszeit – das Durchschnittsalter der Menschen liegt gefühlt um die 60 oder darüber und wir lernen, dass Südkorea die niedrigste Geburtenrate der Welt hat.

2022 bekam eine Frau hier im Schnitt gerade einmal 0,78 Kinder. Was das auf Dauer mit einem Land macht, können wir hier eindrucksvoll sehen.

Trotzdem oder gerade deshalb ist Korea unglaublich bunt. Überall gibt es Streetart an den Wänden und Häuserfassaden und es macht Spaß, durch die Gassen von Jeonju zu schlendern und ständig neue Wandbilder zu entdecken. Gleichzeitig ist das Land unglaublich sicher. Immer wieder sehen wir, wie Leute ihre Wertsachen irgendwo liegenlassen, ohne Angst zu haben, dass sie geklaut werden.

Impressionen aus Südkorea – © reisen-ist.jetzt

Und auch sonst gibt es hier viele Dinge wie Kunstinstallationen und niedlichen Figuren in der Öffentlichkeit, bei denen man sich in vielen Teilen Deutschlands leider sicher sein könnte, dass sie schon längst jemand zerstört hätte. Ob dieser Unterschied an der Kultur im Allgemeinen oder an der fehlenden Zerstörungswut der Generation 60 plus im Besonderen liegt, weiß ich nicht.

Von Jeonju fahren wir weiter auf die Insel Jeju – ein Highlight unserer Reise durch Südkorea. Wobei das schon mit der Überfahrt anfängt. Obwohl die Fähre gerade einmal knapp drei Stunden unterwegs ist, stehen hier zahlreiche Spielautomaten und die Fahrgäste bedienen sich am großen Angebot an Fertignudelgerichten, als ob es kein Morgen gäbe.

Sitze hingegen fehlen – zumindest in der dritten Klasse, in der wir unterwegs sind. Stattdessen gibt es große leere Räume, die mit Teppich ausgelegt sind. Hier sucht man sich einen Platz und schaut, dass man die Zeit bis zur Ankunft überbrückt.

Die wunderschöne Insel Jeju – © reisen-ist.jetzt

Auf Jeju wechseln wir zum ersten Mal die Art unserer Unterkunft. Wir haben uns ein kleines Apartment mit Küchenzeile gegönnt und wollen ab sofort selbst kochen. Denn anders ist eine gesunde Ernährung aus meiner Sicht in Korea nicht möglich. Bis vielleicht auf Mexiko habe ich noch kein Land erlebt, in dem die Menschen sich so unglaublich ungesund ernähren.

Fast ausnahmslos alle Gerichte sind mit Fleisch gemacht – und der Rest ist gnadenlos gezuckert, was auch für Dinge gilt, bei denen ich es ehrlich nicht erwartet hätte. Zum Beispiel beim Tomatensaft, der quietschig süß schmeckt. Oder beim mit Käse und Knoblauch gefüllten Brot, das eine dicke Zuckerschicht umhüllt. Was wir leider erst nach dem Kauf bemerken.

Also entweder Fleisch oder Zucker – daneben gibt es in Korea wenig Alternativen. Bis vielleicht auf den Alkohol, denn der ist meiner Meinung nach ebenfalls überpräsent und spielt im Alltag, in den Schaufenstern, Theken und auf den Werbeplakaten mindestens eine so große Rolle wie in Deutschland.Was unser Vorhaben, einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten, noch ein wenig schwieriger macht – aber wir halten tapfer durch. Der Gesundheit zuliebe – auch dann, als wir einmal aus Versehen statt Wasser zwei Flaschen Hochprozentiges kaufen.

Lena und Jan erkundeten auch diaberühmten Lava-Tunnel – © reisen-ist.jetzt

Oder vielleicht ist es auch einfach Reinigungsalkohol, keine Ahnung, jedenfalls schütte ich das Zeug weg. Da ist die Übersetzungs-App offenbar an ihre Grenze gestoßen. „Bergquellwasser“ hat sie gesagt – stimmt möglicherweise auch. Das mit dem „Ethanol“ stand dann halt im Kleingedruckten auf der Rückseite.

Jeju ist eine unglaublich schöne Insel – auch wenn das Wetter an manchen Tagen so gar nicht mitspielen will und es wie aus Eimern regnet – und wird zurecht das Hawaii Südkoreas genannt. Meine Highlights sind neben der grünen und wunderschönen Natur vor allem die Lavatunnel – entstanden vor Millionen von Jahren, als sich flüssige Lava aus den umliegenden Vulkanen unterirdisch ihren Weg gesucht hat.

Angeblich sind es die größten Tunnel der Welt, was mir letztlich egal ist, so oder so sind sie sehr beeindruckend und man kann sich gut vorstellen, wie sich die glühenden Gesteinsmassen hier ihren Weg gebahnt haben.

Die Natur schuf vor Millionen Jahren eine aufregende, bizarre Landschaft – © reisen-ist.jetzt

Auf Jeju machen wir unglaublich viele Spaziergänge, fahren mit einem Boot auf eine nahegelegene, noch kleinere Insel, die wir in sengender Hitze einmal komplett umrunden, laufen durch dichte und grüne Wälder, sind immer wieder am Meer, klettern über die Felsen an den Küstenabschnitten und besuchen schön angelegte Gärten. Wer einmal nach Südkorea kommt, sollte Jeju definitiv nicht auslassen.

Lustig ist auch, dass wir hier noch einmal erleben können, dass die Koreaner wirklich für jeden Quatsch zu haben sind. Je kitschiger und abgedrehter, desto besser. Auf Jeju zum Beispiel sind Orangen aus irgendeinem Grund ein Thema – und deshalb gibt es überall Orangenhüte, Orangenbrillen, Orangenhaarspangen und allerlei anderen Plundern zu kaufen, was die Koreaner sich nicht zweimal sagen lassen.

Ebenso finden sich an vielen Orten immer wieder Kostümverleihe – und ein Teil eines gelungenen Besuchs besteht für viele asiatische Touristen darin, sich in einem traditionellen Outfit gegenseitig vor den verschiedenen Sehenswürdigkeiten abzulichten.

Die tolle Natur lädt zum Wandern ein – © reisen-ist.jetzt

Insgesamt ist alles super verspielt und immer so niedlich wie irgendwie möglich. Für jeden Anlass gibt es eine kleine Cartoon-Figur oder ein süßes Maskottchen, das sich auf Aufklebern, Ratgebern oder Hinweisschildern wiederfindet.

Am meisten beeindruckt mich aber tatsächlich die Natur, weswegen wir immer wieder Wandern gehen. So auch in Gwangju, eine Stadt auf dem Festland Koreas, die wir nach unserer Zeit auf der Insel Jeju für zwei Nächte ansteuern. Wie an vielen Orten des Landes gibt es auch hier einen Nationalpark – und ein Besuch lohnt sich fast immer.

Zumindest, wenn man sich erst einmal durch den dichten Wald mit seinen Mückenschwärmen gekämpft hat, der ehrlicherweise nicht sonderlich sehenswert ist. Aber dann. Von oben hat man einen beeindruckenden Blick auf die umliegenden Berge, alles ist grün und dicht bewachsen, Gräser und bunte Blumen säumen das Blickfeld, dazu ein paar abgefahrene Steinformationen.

Überall gibt es bunte Figuren und Maskottchen. Jan gönnt sich ein Gruppenbild – © reisen-ist.jetzt

Und Schlangen. Ziemlich viele sogar, die sich besonders gerne auf den warmen Steinen sonnen und sich oft erst im letzten Moment davonmachen. Ich habe noch nie so viele große Schlangen so nahe gesehen, wie in Südkorea.

Die zahlreichen Schilder, die vor ihnen warnen, haben also definitiv ihre Berechtigung, zumal einige von ihnen – also von den Schlangen – für Menschen auch durchaus gefährlich sein können. 

Aber bislang ist alles gutgegangen und ich hoffe, das bleibt auch die letzten Tage so. Die wir in der Hafenstadt Busan verbringen, von wo aus wir Anfang Oktober mit dem Schiff nach Japan fahren. Doch davor gibt es hier noch einen sehenswerten Nationalpark, habe ich gehört. Mal sehen, was die Schlangen dort so treiben.

Jan Filipzik 

28. September 2023

In Lenas & Jans Reiseblog „reisen-ist.jetzt – Unterwegs ist da, wo wir sind“ finden Sie noch viel mehr Fotos, Infos und Impressionen:

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Bald heisst es Abschied nehmen von Südkorea. Nächste Station für Lena und Lan auf ihrer Weltreise ist Japan – © reisen-ist.jetzt

 

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