26. Oktober 2023

WSV mit neuem Schwung zurück ins heimische „Wohnzimmer“

Aufbruchstimmung im Stadion am Zoo, Aufbruchstimmung aber vor allem beim WSV. Am 4.November kehrt der Wuppertaler Traditionsverein mit einem Spitzenspiel gegen Fortuna Köln wieder in sein angestammtes „Wohnzimmer“, zurück.

WSV-Verwaltungsratmitglied Eckhard Osberghaus beim Probesitzen der neuen Trainer- und Ersatzspielerbank im Stadion am Zoo –
© Siegfried Jähne

Zuletzt mussten die acht Heimspiele wegen des Stadion-Umbaus auswärts ausgetragen werden, nämlich in Oberhausen und Velbert. Insgesamt 3,5 Mio.€ Kosten sind jetzt bis zur letzten Ausbau-Stufe im Wuppertaler Stadion verplant, wo große Ereignisse ihren Schatten voraus werfen.

Vertreter von Stadt und WSV präsentierten das „neue“ Stadion  bei einer Presskonferenz und gaben einen Überblick der Baumassnahmen sowie Einblicke über die Zukunftspläne. Nach den acht Auswärtsspielen mit erheblichen Einnahmeausfällen erhofft sich der WSV nach den Worten von Vorstand Dr. Jochen Leonhardt und dem Verwaltungsrat-Vorsitzenden Ralf Dasberg einen „neuen Schub“.

Der sattgrüne Rasen ist das Prunkstück

Aber auch die Stadt sah sich in der Pflicht. Im nächsten Jahr feiert das Stadion, das einst das modernste in Westdeutschland war, seinen 100.Geburtstag. Dann soll Wuppertal bei den Fußball-Europameisterschaften Quartier für eine Nationalmannschaft werden.

(V.l.) Michael Kieckbusch, Alexandra Slagowski ( beide Sportamt), Sven Steup (WSV), Susanne Thiel (Gebäudemanagement, GMW)
Gaetano Manno (WSV) und Frank Benecke (GMW) – © Jochen Classen

Es galt, zeitgemäße sportliche Perspektiven und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Wuppertal auch als Austragungsort zukünftiger überregionaler und internationaler Veranstaltungen wieder attraktiv werden lässt. Man denkt hier z.B. an Fußball-Länderspiele im Frauen- und Jugendbereich.

Aktuelles Prunkstück ist fraglos der vor einem Monat verlegte neue Rasen. Es ist ein Rollrasen mit sattem Grün, der schon nach wenigen Tagen den Spielbetrieb erlaubt. Die aufwendige Rasensanierung mit neuer Drainage war nicht zuletzt wegen einer Altlastensanierung überfällig.

Geplant ist zudem eine Rasenheizung, die auch in den Wintermonaten einen reibungslosen Spielbetrieb garantieren soll. Die Leerrohre mit Kilometer langen Heizschlangen wurden bereits verlegt. Spätestens bei dem seit langem angestrebten Aufstieg des WSV in die 3. Liga wäre die Rasenheizung Pflicht; sie ist vom Deutschen Fußball-Bund ab dieser Spielklasse zwingend vorgeschrieben.

Alexandra Szlagowski im Interview mit Christian Licht vom WDR – ©  Siegfried Jähne

Zum Modernisierungspaket gehörten aber auch die Absenkung des Zauns vor der Haupttribüne auf 85 cm für eine bessre Sicht, wie sie zuletzt noch von Behindertenvertreter für Rollstuhlfahrer gewünscht wurden.

Neue schicke Bänke für Trainer und Auswechselspieler, kaum noch sichtbare dünne Fangnetze hinter den Toren sowie größere Pflasterbereiche und frische Anstriche im Innenbereich, nicht zuletzt eine Aufwertung des VIP-Bereiches runden das positive Bild ab. Bis zum Stadion-Jubiläum im Herbst nächsten Jahres sollen zudem zwei neue Toilettenanlagen für geschätzt 1,5 Mio. Euro gebaut werden, um den Anforderungen für Großveranstaltungen gerecht werden zu können.

Zuschauerzahlen sollen nach oben schnellen

Da kommt das Spitzenspiel gegen den Ligakonkurrenten Fortuna Köln am 4. November gerade Recht. Hier könnte das Stadion mal wieder voll werden. Köln liegt aktuell mit 26 Pluspunkten auf Rang drei, Titelaspirant WSV nach tollem Start und einer kurzen Schwächeperiode jetzt aber mit 21 Zählern nur noch auf dem fünften Platz.

Sportamtsleiterin Alexandra Slagowski bei der Pressekonferenz im rennovierten Stadion am Zoo – © Jochen Classen

Der sportliche Leiter des WSV Gaetano Manno sieht Gründe für den zuletzt erleben Leistungsabfall auch darin, dass 17 neue Spieler zu integrieren waren. „Als ich im April wieder beim WSV antrat, hatten wir im Kader nur noch fünf gestandene Spieler aus dem Team des Regionalliga-Vizemeisters, plus zwei A-Jugendlicher“.

Neben zahlreichen Verletzten sei auch in den Umstand fehlender Heimspiel-Atmosphäre zu nennen. Ungeachtet dessen will man alles unternehmen, den Aufstieg doch noch zu schaffen.

Zuletzt in Velbert kamen freilich nur noch rund 2.000 Zuschauer. Es gibt Pläne, die Zuschauerzahl schon am 4. November deutlich nach oben schnellen zu lassen. Geschäftsstellenleiter Sven Steup präsentierte einen ganzen Blumenstrauss von Ideen, mit denen der Verein wieder attraktiver werden möchte.

In der Innenstadt wird es dann nicht nur im Vorfeld des Spiel gegen Köln Vorverkaufsstände und zahlreiche Aktivitäten geben. Der Verein hat mit einer Gratis-Aktion alle Wuppertaler Schulklassen. die Universität und alle Fußballvereine aus dem Tal eingeladen, dem Spiel beizuwohnen.

WSV-Vorstand Dr. Jochen Leonhardt (r.) neben dem Fotografen Dirk Freund –  © Siegfried Jähne

Ziel sei auch die Versöhnung der hier und da noch als „Speckjäger“ gesehenen Rot-Blauen mit dem gesamten Fußball im Tal, um ein altes Negativ-Image aus der Gründerzeit endgültig vergessen zu machen. Sven Steup: „Es wird höchste Zeit, hier an einem Strang zu ziehen, in den letzten Jahren habe kein einziger Wuppertaler Verein bis runter zur Bezirksklasse einen Aufstieg feiern könne“. Diese Abwärtsspirale sollte aufgehalten werden.

Eine Aktion, die an das spektakuläre „Fortuna für Alle“ der Düsseldorfer erinnert. Dort konnte man zuletzt durch einen von Sponsoren finanzierten freien Eintritt die Besucherzahl dramatisch nach oben bewegen.

Nicht zuletzt dank der lautstarken Fan-Unterstützung gelang es der Fortuna das Zweitligaspiel in der Merkur-Spiel-Arena vor 52.000 Zuschauern gegen den 1. FC Kaiserslautern nach einen 0:3-Rückstand  komplett zu drehen und am Ende sogar noch spektakulär mit 4:3 zu gewinnen.

Die Pressekonferenz im Stadion am Zoo fand im strömenden Regen statt – © Siegfried Jähne

WSV-Verwaltungsratsmitglied Eckhard Osberghaus: „Wir wären schon glücklich, wenn wir auf Sicht mal wieder 10.000 Fans begrüßen könnten“. Vielleicht schon am 4. November?

Eine grosse Stadionwurst soll für den Appetit sorgen

Zahlreiche Attraktionen sind geplant, den Besuchern Lust und Appetit auf den Stadionbesuch zu machen. So soll der Stadion-Vorplatz belebt werden und immer zwei Stunden vor den Heimspielen ein Fan-Fest mit Musik und  Veranstaltungen erleben.

Es wird eine neue große „Stadion-Bratwurst“ kreiert und auch die Curry-Wurst wird dabei sein, erläuterte Sven Steup die Absprachen mit einem neuen Caterer augenzwinkernd. Aber es sind noch weitere Aktionen geplant: Die „Rasenweihe“ durch einen Priester, ein neues Team von Stadionsprechern, eine Vereinshymne sowie eine neue moderne Mutimediawand als Anzeigetafel, wenn auch zunächst als Provisorium mit dem Ziel einer Dauerlösung.

Sportamtsleiterin Alexandra Szlagowski nahm nicht nur den Dank des WSV für die Unterstützung der Stadt entgegen, sondern sprach ihrerseits auch den Dank für Fördergelder und den Dank an alle Beteiligten aus. „Wir sind im Zeit- und Kostenplan geblieben, heute keine Selbstverständlichkeit mehr“ sagte sie.

Die trostlosen Toilettenhäuschen am Stadion sollen auch erneuert werden – © Siegfried Jähne

Dank galt auch dem Gebäudemanagement, das in Person von Frank Benecke und  Susanne Thiel vertreten war und bereitwillig Auskünfte zu vielen Details der Baumassnahme gaben.

Das Zoo-Stadion ist „zurück in die Zukunft“

Auch wenn im Stadion noch eine zeitgemäße Überdachung der Stehplätze fehlt, kann man konstatieren, dass im Rahmen des Möglichen schon viel erreicht wurde. Denkt man an die große Vergangenheit des im Jahre 1924 eröffneten Stadion am Zoo mit seiner einmaligen Radrennbahn, den Abendsportfesten der Leichtathleten und nicht zuletzt an die Bundesligaspiele des Wuppertaler SV, könnte man in Anlehnung an einen bekannten Filmtitel philosophieren, das Stadion geht „Zurück in die Zukunft“.

Text: Siegfried Jähne

 

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