9. November 2023Peter Pionke
Leuchtturm WSV: „Zusammen aus’m Tal“
Eigentlich lief bei der JVH im „Barmer Bahnhof“ zunächst alles nach Programm. Nette Begrüßungsworte an die 146 anwesenden Mitglieder von Verwaltungsrat Ralf Dasberg, dem im Ehrenamt tätigen Bürgermeister Heinz Fragemann und dem für „Starthilfe“ zuständigem IHK-Vize Thomas Grigutsch. Dass der WSV in Wuppertal ein „Leuchtturm“ und für die Stadt von überragender Bedeutung sei, wurde dabei hinreichend herausgearbeitet.
Finanzvorstand Dr. Jochen Leonhardt legte mit den Berichtsjahren 2021 bis 2023 Zeugnis aller Aktivitäten nach der „Stunde null“ (Insolvenz) mit ausgeglichenen Bilanzen vor, zuletzt mit einer Jahres-Bilanzsumme von 3,248 Millionen Euro. Von zu bohrenden „dicken Brettern“ bei Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren war da die Rede und davon, dass die Existenz des Vereins aktuell allein der Velberter Firma EMKA und dessen Inhaber, Hauptsponsor Friedhelm Runge, zu verdanken sei.
Emotionale Wortbeiträge
Doch was sich schon bei Dasbergs „Bericht des Verwaltungsrates“ andeute, eskalierte bei „TOP 9 Aussprache“. Das im abgelaufenem Jahr zurückgetretene Verwaltungsratsmitglied Norbert Müller sah sich über Äußerungen im Umgang mit seinen Verschwiegenheitspflichten diskriminiert und forderte Gehör.
Diese wurde ihm erst nach heftiger Diskussion mit Versammlungsleiter Dasberg, der auf Wahrung von Geschäftsgeheimnissen aus einem Vertrag mit dem Unternehmen EMKA gepocht hatte, eingeräumt. Es folgten stark emotionalisierte Wortbeiträge, dessen Beendigung schließlich durch den zuvor für 70jährige Vereinszugehörigkeit geehrten ehemaligen Handballer gefordert wurde.
Im Kern ging es um den buchmäßigen Charakter seines siebenstelligen Betrages, der im Zusammenhang mit der geplanten Ausgliederung der Fußball-Profi-Abteilung als „geliehen“ deklariert wurde. Müller forderte Auskunft über die Höhe und über die Konsequenzen, sollte es nicht zu einer Ausgliederung kommen.
Finanzexperte Dr. Leonhardt gelang es mit dem Hinweis auf steuerrechtliche Aspekte, Licht in das Geschehen zu bringen, ohne ins letzte Detail zu gehen. Zur Frage, warum die geplante Ausgliederung bisher nicht zustande kam sagte Leonhardt: “Es bedarf Zeit, bis der WSV professionell aufgestellt ist. Es nützt nichts, wenn wir nur einen Wirtschaftspartner haben, nämlich EMKA, denn der e.V. könnte die Verluste nicht finanzieren.
Es gab hierzu Beratungen mil dem neuen DFB-Geschäftsführer Sport, Andreas Rettig“. Tatsächlich seien Gelder auf die voraussichtliche Spielbetriebs GmbH eingestellt worden.
Wie Leonhardt, so warb auch Vorstand Thomas Richter um Vertrauen für Friedhelm Runge, dessen Integrität über jeden Zweifel erhaben sei. Richter empfahl zu ünberlegen, Friedhelm Runge in den Vorstand zu wählen. Derzeit bekleidet Finanzier Runge weiterhin kein Amt im Verein und fungiert offiziell „nur“ als Sponsor.
Der 85jährige, bei der Versammlung nicht persönlich anwesend war, ist allerdings Mehrheitseigner der geplanten GmbH, in die die erste Mannschaft ausgelagert werden soll.
Hoffnungsträger „Löwenstall“
Sehr erfreut wurden die Berichte der Abteilungen wahrgenommen. Hier zeichnete der Leiter des Fußball-Nachwuchszentrum, Tom Welz (Jahrgang 2000) in gekonnter Rhetorik ein Zukunftsbild, das zu berechtigten Hoffnungen Anlass gibt. Welz ist Inhaber einer DFB-Elite-Jugend-Trainerlizenz.
Auch wenn die A-Jugend in der Bundesliga-West aktuell um den Klassenerhalt kämpft, so verspricht die Arbeit in der WSV-Nachwuchsabteilung, dem „Löwenstall“, doch einiges. Die B-Junioren (U17) sind aktuell Tabellenführer der Niederrheinliga. Toll auch die Ergebnisse der Kinderturnabteilung, von der Kerstin Mau über eine großartige Entwicklung berichten konnte.
Jetzt mit Sky-Sport-Reporter Marcus Lindemann
Für den neuen Verwaltungsrat kandidierten erstmals der frühere Spieler Silvio Pagano und der als Sky-Sport-Reporter bekannte Marcus Lindemann. Beide wurden auf Anhieb in das neunköpfige Gremium gewählt. Mit 89 Stimme hatte Janine von Heyking, Leiterin Unternehmenskommunikation & Marketing bei Helios Universitätsklinikum Wuppertal, die größte Zustimmung. Sie und Lindemann waren nicht persönlich im Saal, hatten dafür aber eine professioneller Video-Botschaft vorbereiten lassen.
Dem Gremium gehören weiterhin auch Ralf Dasberg, Eckhard Osberghaus, Harald Lucas, Heimo Schitter, Christian Scheib sowie Dr. Jürgen Hoss an, der mit 83 die zweitmeisten Stimmen erhielt. Der bisherige Vorsitzende Dasberg erhielt mit 63 Stimmen nur ein relativ schwaches Votum. Es entstand der Eindruck, dass dies die Quittung seines in Teilen nicht immer souveräner Auftritts an diese Abend gewesen sein konnte.
Wenn beim WSV aus noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, so geht der der Verein doch mit vielversprechenden, neuen Ansätzen und großer Zuversicht in das kommende Geschäftsjahr.
Text: Siegfried Jähne und Fabian Breuer
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