27. November 2023Peter Pionke
„Requiem Aeternam“: Unerschütterliche Gottesliebe
Der Titel „Requiem Aeternam“, eine Totenmesse also, die für Unsterblichkeit steht, mit annähernd 100 Sängern monumental zelebriert vom traditionsreichen Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal. Das Publikum erlebte die grandiose Klangfülle einer Kirchenmusik, bei der sangliche Melodik und romantische Harmonie mit strengen Kontrastpunkten harmonierten.
Ergreifend der Klang und der Wiederhall in der Historischen Stadthalle, die von Fachleuten schon mal, wohl nicht ganz zu unrecht, als „eine der schönsten und besten Konzert-Hallen der Welt“ bezeichnet wurde.
Ein Dirigent der Extra-Klasse
Das Ganze geradezu leichtfüssig und elegant dirigiert von keinem Geringeren als dem Leipziger Gregor Meyer, der als Leiter des renommierten Gewandhaus-Chores einen Namen hat. An seiner Seite die überregional bekannten ausgezeichneten Solisten Veronika Seghers (Sopran), Sylvia Rena Ziegler (Mezzosopran), Uwe Stickert (Tenor) sowie Thomas Laske (Bariton).
Felix Mendelssohn-Bartholdy hat in der geistlichen Musik sängerisch besonders dankbare Werke von aussergewöhnlicher Qualität geschaffen. Insbesondere bei der „Unerschütterlichen Gottesliebe“ spürt man seinen Draht zu dem Komponisten Johann Sebastian Bach und auch zu Georg Friedrich Händel. Die Sätze aus dem Psalm 42 sind mit Sopran-Solis sowie mit Frauen- und Männerchören kunstvoll gelungen.
Inhaltlich wirkt die Kantate mit leisen Tönen, eine zarte Wehmut, beruhend auf einem glücklichen und beseligtem Gottvertrauen abgehoben. Die unerschütterliche Gottesliebe manifestiert sich in einem Mottomotiv auf die Worte „Harre auf Gott“.
Die Sopranistin Veronika Seghers Sopran singt mit starken Stimme in einer grandiosen Schlussfuge „Meine Seele dürstet nach Gott…Preis sei dem Herrn, dem Gott Israels von nun an bis in Ewigkeit.“
Gott „Urquell der Milde“
Im zweiten Teíl des Konzertes ging es um das Werk von Louis Théodore Góuvys. Das groß angelegte, ebenfalls siebenteilige, rund einstündige Requiem „Urquell der Milde“. Es entstand 1874 in Gedenken an seinem überragenden Bezugspunkt, seiner Mutter.
In diesem, einem Konzertstück ähnlichem Werk des französischen Tonschöpfers, steht die musikalische Schönheit und die klangvolle Wirkung über der konkreten Textausdeutung. Eine Eigenwilligkeit, die Musikkritiker bemängelten, vielleicht in Verkennung der überwältigenden Innerlichkeiten und dem an Espirit reichen Werkes.
In seinem Introitus (Eingang) singt der Chor in lateinisch die Worte „Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen, Dir gebührt Lobgesang… („Requiem aeternam Mona eins, Domino, et lixc perpetua luceat eis…“).
Imposante Blechbläserpartie
Góuvy glänzt mit wunderbaren melodischen und instrumentatorischen Einfällen. Schöne Soli des Horn, des Basses, ersteigern sich in Wellen, jagen empor und entladen sich mit einer imposanten Blechbläserpartie. Alles in Anlehnung an die Biblische Geschichte, wo Gott zum Urquell der Milde, nicht zum strengen Richter avanciert.
Der Komponist bedient die Schreckensvision des Jüngsten Gerichts eindrucksvoll mit der Bitte um Gnade ebenso wie die feierliche Stimmung mit einer „Hosanna-Chorfuge“, um dann doch zur trauenden Düsternis zurückzukehren. Chor und Soli: „Und ewiges Licht leuchte ihnen, Herr mit allen deinen Heiligen, denn du bist gut – Lux aeterna luceat eis, Domino, cum sanctis in aeternum, quia pius es.“
Das Konzertpublikum dankte den Darstellern für ihre grossartigen Leistungen mit stehenden Ovationen.
Text: Siegfried Jähne
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