9. Dezember 2023Peter Pionke
Nach DHB-Pokal-Aus wartet Hannover auf den BHC
Im Vergleich zum vergangenen Ligaspiel, als der BHC trotz sechs Ausfällen den TVB Stuttgart mit 33:28 in die Schranken verwiesen hatte, kehrte nur Christopher Rudeck in den Kader zurück. Der Torhüter reiste kurzfristig mit dem Zug nach, hatte Verspätung, kam aber gerade noch rechtzeitig an der Campushalle an. Dafür fehlte allerdings Peter Johannesson erkrankt, und während des Aufwärmens brach auch noch Frederik Ladefoged mit Rückenbeschwerden ab.
Die Folge: Ivo Santos aus der zweiten Mannschaft war der einzige gelernte Kreisläufer im Kader. Der bekam auch entsprechend viel Spielzeit und bestach mit einer energischen Abwehrleistung. Vorne traf er gleich drei Mal. Am Kreis half auch Linus Arnesson aus. Im Tor begann zum ersten Mal bei den Profis Louis Oberosler. Der dritte Mann auf der Position war an einigen Bällen dran, schaffte aber letztlich etwas unglücklich nur eine Parade.
Trotzdem boten die Löwen eine gute erste Halbzeit. Naji stellte taktisch gewaltig um, setzte im Angriff auf den siebten Feldspieler und in der Deckung auf eine offensive Variante. Gleichzeitig verzichteten die Bergischen auf das eigene Tempospiel.
Alle Maßnahmen beeindruckten die Flensburger zeitweise. Die Chance, mit einer Führung in die Pause zu gehen, war da, doch die Gäste scheiterten auch an SG-Torhüter Benjamin Buric und kassierten den einen oder anderen Ball ins eigene leere Gehäuse.
Nachdem Lukas Stutzke kurz vor dem Halbzeitpfiff auf 15:18 aus BHC-Sicht verkürzt und der eingewechselte Christopher Rudeck seine erste Glanzparade gezeigt hatte, war die Hoffnung auf eine Überraschung zur Pause noch vorhanden. Sie zerschlug sich allerdings in der zweiten Hälfte. Die Flensburger kamen nun im Angriff etwas einfacher durch und wurden ihrer Favoritenstellung phasenweise eindrucksvoll gerecht.
Jamal Naji wechselte mit Blick auf die sich anbahnende Niederlage viel. Die fiel letztlich etwas hoch aus – was mit Blick auf den Pokal, in dem nur Sieg oder Niederlage zählen, natürlich nicht mehr ganz so entscheidend war. Eloy Morante Maldonados sechs Treffer konnte die BHC-Stimmung zumindest noch etwas heben, wobei die Enttäuschung über das Ausscheiden in allen Gesichtern abzulesen war.
Stimmen zum Spiel
Jamal Naji: „Glückwunsch an die SG zum völlig verdienten Sieg, denn darüber gibt es heute keine zwei Meinungen. Aus unserer Sicht ist die Geschichte schnell erzählt: Wir wollten hier ein bisschen was Verrücktes probieren. Mit Blick auf unsere Personalsituation mussten wir das auch und in Flensburg gewinnst du nicht, wenn du Sechs gegen Sechs spielst und klassisch Sechs gegen Null verteidigst. Wir wollten gucken, was uns Flensburg anbietet und was wir von ihnen bekommen, gehen mit einem guten Gefühl in die zweite Halbzeit, weil wir an die Sensation glauben, und dann hat Flensburg einen draufgelegt und uns zu schnell den Zahn gezogen. Mit Blick auf die nächsten – für uns sehr wichtigen – zehn Tage mussten wir hintenraus rotieren, um die Ressourcen, die uns noch übrig bleiben, zu schonen. Dazu kommt, dass wir von den Außen heute zu uneffektiv sind und das Torhüter-Duell klar verlieren. Wobei man letzteres relativieren muss, weil Christopher Rudeck die halbe Woche flach lag und sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und kurzfristig nachgereist ist. Am Ende kommt so ein Ergebnis zustande, was mich in der Höhe ärgert.“
Nicolej Krickau: „Erstmal möchte ich sagen, dass ich das, was der BHC und Jamal heute auf die Platte gebracht haben, mit Blick auf die vielen Verletzten sehr schätze. Sie waren kreativ und haben von Anfang an versucht, die Initiative zu ergreifen. Doch trotz ihrer 3-2-1-Abwehr war unsere Effektivität gut und mit der Zeit haben wir ihr Sieben gegen Sechs im Angriff besser in den Griff bekommen. Unser Spiel war zwar nicht sehr gut, aber gut genug. Es war insgesamt sehr ähnlich zum Ligaspiel – auch von den Voraussetzungen her. Am Ende sind wir zufrieden, dass wir gewonnen haben und eine Runde weiter sind. Hervorheben möchte ich heute besonders die Tore der Spieler, die sonst nicht so viel auf der Platte stehen. Jetzt geht es in der Liga weiter und unser Fokus liegt auf Göppingen.“
Jörg Föste: „Imponierend, wie wir trotz aller Widrigkeiten diese schwere Aufgabe angenommen haben. Faszinierend, wie wir mit unseren verbliebenen Mitteln wie offensive Deckung und 7:6 im Angriff unsere Chance gesucht und über weite Strecken gefunden haben. Unsere Defensive hat Flensburg gestresst, vorn haben wir zeitweilig sehr gut kombiniert. Der Verzicht auf Tempospiel war klug und notwendig zugleich. Dass wir Empty-Goals kassieren, ist eingepreist. Den Zeitstrafen-Proporz muss man in Flensburg einkalkulieren. Pokalfazit nach diesem lausigen Los zur Unzeit: Raus mit ganz, ganz viel Applaus.“
SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC 37:29 (18:15)
SG Flensburg-Handewitt: Buric, Möller – Pytlick, Golla (4), Einarsson (5), Larsen (1), Gottfridsson (3), Jorgensen (3), Hansen (6), Horgen (2), Pedersen (2), Jakobsen (6/5), Blagotinsek, Kjaer Möller (5). Trainer: Nicolej Krickau
Bergischer HC: Rudeck, Oberosler – Nothdurft (3), Schmitz, Andersen (4), Stutzke (5), Morante (5), Babak (2), Arnesson (5/1), Santos (3), M´Bengue (2), Fraatz, Reimer. Trainer: Jamal Naji
Bergische Löwen: Jahresendspurt mit personellen Sorgen
Die Hinrunde der LIQUI MOLY HBL schließt der Bergische HC am Sonntag mit einem Auswärtsspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf um 16:30 Uhr in der ZAG Arena ab. Doch damit gehen Chetrainer Jamal Niji und seine Team noch nicht in die ersehnte Weihnachts- und Winterpause.
Mit der Partie bei Frisch auf! Göppingen am Mittwoch (20.12.) um 19 Uhr in Göppingen und Samstag (23.12.) um 17:30 Uhr gegen die HSG Wetzlar im PSD BANK DOME in Düsseldorf stehen noch die ersten beiden Spiele der Rückrunde auf auf dem Spielpan.
„In unserer Situation freuen wir uns natürlich auf die Pause, um Verletzungen und Krankheiten auszukurieren“, sagt Trainer Jamal Naji. Bei der 29:37-Niederlage im Pokal-Achtelfinale in Flensburg fiel kurzfristig auch noch Frederik Ladefoged aus. Sein Fehlen war besonders spürbar, da mit Tom Kare Nikolaisen und Aron Seesing bereits die anderen beiden Kreisläufer und Abwehr-Innenblocker auf der Verletztenliste stehen.
Die gute Nachricht: Eine Untersuchung hat ergeben, dass sich Ladefoged keine schlimmere Verletzung zugezogen hat. Es handelt sich nach einer Trainingskollision um ein muskuläres Problem am Rücken, das zeitnah gelöst sein könnte. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Naji, wenn er sich einen Einsatz des Dänen am Sonntag in Hannover wünscht. „Ich rechne aber noch nicht mit ihm.“
Sollte er fehlen, lastet erneut viel Verantwortung auf Ivo Santos. Der Spieler aus der zweiten Mannschaft hat in Flensburg alles gegeben, stand mehr als 50 Minuten auf dem Feld und erzielte drei Tore. „Seine Energie ist beeindruckend und ansteckend“, meint der Coach über den Kreisläufer. „In Hannover brauchen wir ihn auf beiden Seiten des Feldes.“
Noch gegen gegen Göppingen und Wetzlar
Wie schon in Flensburg, als der BHC mit einer offensiven Deckung sowie im Angriff mit dem siebten Feldspieler agierte und damit vor allem in der ersten Halbzeit Erfolg hatte, werden sich Jamal Naji und sein Trainerteam auch in Hannover Sonderlösungen einfallen lassen. „Wir rechnen uns trotz der angespannten personellen Situation dort und in den beiden Spielen danach etwas aus“, stellt der Trainer klar. „Es liegen drei wichtige Begegnungen vor uns.“
Neben den genannten Kreisläufern und Rechtsaußen Isak Persson wird Elias Scholtes (Fußverletzung) im rechten Rückraum definitiv bis zum Jahresende fehlen. Noah Beyer und Peter Johannesson, die zuletzt erkrankt passen mussten, sind voraussichtlich wieder mit dabei. Naji hofft, dass die Krankheitswelle nun endlich abebbt. „Die personelle Situation ist wirklich verheerend, aber wir schauen, dass wir es kompensiert bekommen.“
Die TSV Hannover-Burgdorf hat derlei Sorgen weniger. Die Mannschaft trat zuletzt jeweils sehr gut besetzt an und holte ordentliche Ergebnisse. Zu Hause gewannen die Niedersachsen im November sogar mit 36:33 gegen den THW Kiel und etablierten sich auch damit in der oberen Tabellenhälfte (17:15-Punkte).
„Hannover spielt eine offensiv interpretierte 6:0-Abwehr mit hohen Halbverteidigern. Die Abwehr muss man zu bespielen wissen. Das ist nicht einfach“, sagt Naji. „Im Angriff haben sie eine sehr gute Struktur mit Marian Michalczik als Kopf der Mannschaft, wenn es um die Spielführung geht.“
In der Breite ist die TSV sehr ausgewogen besetzt, verfügt auf den Halbpositionen über unterschiedliche Typen, die „jeweils andere Ideen ins Spiel einbringen“, wie der BHC-Coach erläutert. Im Tor hat Simon Gade auf die Saison gesehen die meisten Spielanteile und damit im Vergleich zu Dario Quenstedt die Nase vorn.
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