13. Dezember 2023

Tierquälerei im Hähnchen-Mastbetrieb hat Folgen

Die Bilder erschütterten Millionen Zuschauer des ZDF-Magazins „WISO“ am Sonntag (11.12.). Herzlose Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Hähnchen-Mastanlage in Thüringen töteten unzählige kranker Tiere auf grausame und unsachgemäße Weise. Viele konnten gar nicht hinschauen. Das Filmmaterial stammt von der Tierschutzorganisation ANINOVA. Die Veröffentlichung zeigt jetzt erste Erfolge!

In dieser trostlosen Umgebung verbringen die Hühner ihr kurzes Leben – als Ware. Die Sonne sehen sie nie – © ANINOVA e.V.

Der Geflügelbetrieb entlässt mehre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Hauptabnehmer REWE beendet die Zusammenarbeit und die „Initiative Tierwohl“ entzieht dem Betrieb das Siegel. Und EDEKA, Penny, Globus, LIDL, Kaufland und ALDI neben kein Geflügelfleisch mehr von dem Mastbetrieb ab.

Das erschreckende Bildmaterial, mit dem ANINOVA e.V. (ehemals Deutsches Tierschutzbüro e.V.) die Tierquälerei aus einer Hähnchenmast im Saale-Holzland-Kreis (Thüringen) aufdeckte, hatte die Tierschutzorganisation in den letzten Tagen veröffentlicht.

Die Aufnahmen sind 2019 und 2023 durch zwei Ermittler entstanden, die sich in dem Betrieb anstellen ließen und mit versteckter Kamera gefilmt haben. Die Bewegtbilder dokumentieren einen ungemein brutalen und gesetzwidrigen Umgang mit Tieren.

Endstation Container. Viele kranke Tiere landen hier – zum Teil mit grausamen Methoden notgeschlachtet – © ANINOVA e.V.

So wurde in hunderten Fällen dokumentiert, wie Hühner illegal notgetötet worden sind. „Solch eine Brutalität habe ich selten gesehen“, sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender von ANINOVA, der als langjähriger, engagierte Kämpfer gegen Tierquälerei in der Massentierhaltung schon ein Menge schier unerträglicher Bilder gesehen hat, zum Teil bei eigenen Undercover-Einsätzen in Mastanlagen.

Besonders schockierend war für die Ermittler, mit welcher Selbstverständlichkeit Hühner misshandelt wurden und sich über Vorschriften einfach hinweggesetzt worden ist. So hätten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geflügelbetriebes beim Töten von Tieren den Ermittlern offenbar lapidar und emotionslos erklärt: „Das hast Du jetzt nicht gesehen“ oder: „Das darf man so nicht machen, aber es ist einfacher so“.

Ermittler Markus sichtbar geschockt von den Zuständen in dem Mastbetrieb – © ANINOVA e.V.

Auch bei der Verabreichung von Medikamenten wie Antibiotika setzten sich die Angestellten der Geflügelfirma – so ANINOVA – über gesetzliche Vorgaben einfach hinweg, obwohl sie eigentlich wissen mussten, dass das verboten ist. So habe eine Mitarbeiterin zugegeben: „Das darf ich eigentlich nicht“.

Jan Peifer: „Noch absurder wurde bei den täglichen Kontrollgängen geschummelt. Hier wurde der Ermittler angehalten, ‚einfach zu unterschreiben‘, auch wenn er keine Kontrolle durchgeführt hatte – etwa aus Zeitgründen. Damit niemand Verdacht schöpfte, dass er eventuell gar keine Kontrolle durchgeführt hat, solle er einfach notieren, dass er ein totes Tier gefunden habe. Solch einen Einblick in die Praxis derartiger Mastbetriebe gab es noch nie.“

Wie die Aussagen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermuten lassen, wusste man im Betrieb vorher, wann Kontrollen der „Initiative Tierwohl“, von Vertretern der „QS-Qualitätssicherung“ oder vom zuständigen Veterinäramt anstanden.

Tote Hühner in einer Schubkarre – © ANINOVA e.V.

Jan Peifer berichtet: „So erklärte eine Mitarbeiterin dem Ermittler: ‚Wir müssen dann immer alles schön machen‘. Angemeldete Kontrollen kann man sich natürlich sparen. Hinzukommt, dass natürlich kein Mensch ein Tier brutal quält, wenn gerade eine Kontrolle durchgeführt wird. Solche Kontrollen sind schlicht und einfach nutzlos.“

Nachdem ANINOVA das Bildmaterial veröffentlichte, hat der Hauptabnehmer des Fleisches, die Supermarktkette REWE, reagiert und die Zusammenarbeit mit dem Betrieb beendet, ebenso Penny. Die „Initiative Tierwohl“ entzog der Firma das Tierwohl-Siegel. Zudem wurde der Betrieb offenbar im QS System gesperrt.

Auch der Mastbetrieb reagierte und angeblich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auf dem Videomaterial identifiziert werden konnten, gekündigt.

Jan Peifer, engagierter Tierschützer und Vorstandsvorsitzender von ANINOVA e.V. – © ANINOVA e.V.

Jan Peifer hat zum Thema Massentierhaltung eine klare Meinung: „Ich halte dies für einen ersten Schritt, aber es löst das Problem nicht, denn solange Tiere gemästet werden, solange wird es Tierquälerei geben.“

ANINOVA hat für die nächsten Tage die Veröffentlichung von weiterem Bildmaterial aus dem Betrieb angekündigt. „Die Tierquälerei ist nicht von wenigen, einzelnen Personen begangen worden“, so der Vorstandsvorsitzender der Tierschutzorganisation.

Das vollständige Videomaterial und alle Dokumente wurden im Sommer den zuständigen Behörden übergeben. So ermittelt die Staatsanwaltschaft Gera bereits (AZ 754 UJs 17614/23).

LINK zur Webseite von ANINOVA e.V.:

http://www.aninova.org/

 

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