19. Februar 2024

Alter Traum des Wuppertaler SV lebt wieder auf

Es muss etwas passiert sein beim Wuppertaler SV. Spätestens nachdem 2:0 Heimerfolg gegen den 1. FC Köln II am letzten Freitag beim Flutlichtspiel im Stadion am Zoo träumen die Fans wieder - ihren Traum vom Aufstieg in die 3. Liga nämlich.

Ersan Parlatan(46), der neue Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV – © Jochen Classen

2.567 Zuschauer sahen spieltechnisch eine scheinbar völlig andere Mannschaft, die der neue Trainer Ersan Parlatan (46) in den letzten knapp zwei Monaten geformt hat. Sein Team steht nach vier Siegen in Folge jetzt auf dem 4. Tabellenplatz der Fussball-Regionalliga West, nachdem der WSV in dieser Spielzeit auch schon einmal auf den siebten Rang abgerutscht war.

Idee und Spielphilosophie

Die Aussichten haben sich für die Bergischen an diesem Wochenende durch die 0:1 Heimniederlage des Mitbewerbers 1.FC Bocholt gegen Paderborn noch einmal leicht verbessert. Spitzenreiter Aachen gewann erst durch ein Elfmetertor in letzter Sekunde gegen Schalke 3:2, wodurch der Abstand immer noch sieben Punkte beträgt.

Und was nährt die Hoffnungen des WSV-Anhanges noch? Es ist eine veränderte gute Spielanlage, die Sicherheit ausstrahlt und beim Publikum mit diesem spielerischen Ansatz sehr gut ankommt. Trainer Ersan Parlatan hatte vor seinem Amtsantritt versprochen: „Ich habe eine Idee und eine Spielphilosophie“.

Er sei ein Trainer, der das Spiel aus der Verteidigung aufbaut und den Gegner früh unter Druck setzen möchte. Das zielgerichtete Spiel mit dem Ball, der Ballbesitz, soll dabei  immer eine Dominanz haben. Seine bevorzugten Formationen sind das Spielsystem 4-3-3 oder 4-2-3-1.

Sturm mit 47 Toren ganz vorne

In Wuppertal traf der Coach auf eine Mannschaft, der in der Offensive kaum jemand das Wasser reichen konnte. 47 erzielte Tore in der bisherigen Spielzeit belegen das. Die Schwachstelle war die Abwehr, die mit 31 Gegentreffern rund 10 Tore mehr kassierte als die wichtigsten Mitbewerber.

Charlison Benschop (l.) & Co. sorgen vorne für die nötigen Tore – © Jochen Classen

In den letzten vier Spielen dagegen schoss die Mannschaft 13 Tore und kassierte nur ein einziges Gegentor. „Wichtig, wir haben die „0“ gehalten“, betonte Trainer Parlatan am Freitag nach dem Köln Spiel, nicht ohne berechtigten Stolz.

Tatsächlich gilt für den neuen Fussball-Lehrer mit der „UEFA-Pro-Lizenz“ (Konvention für Mindeststandards mit Zusatzausbildung) beim WSV in dem Abwehrspiel gegen den Ball das Hauptaugenmerk. Im Angriffsspiel mit dem Ball hatte die WSV-Mannschaft nach seiner Analyse bereits ein gutes Potential. Hier komme es ohnehin auf die individuelle Qualität der Spieler an, die auf dem Platz ungeachtet trainierter Abläufe die richtige Entscheidungen treffen müssen.

Deutscher Jugendnationalspieler

Der 1977 in Berlin geborene Ersan Parlatan stand 12 mal in der deutschen Jugendnationalmannschaft, und zwar in Teams der Jahrgänge U15 bis U17. mit denen er an einer Europameisterschaft teilgenommen hatte. Sein Hauptverein in dieser Zeit war Hertha BSC, später auch Tennis Borussia. Parlatan, der den den deutschen und den türkischen Paß besitzt, ging als 20jähriger Profi zu einem türkischen Erstligisten, kehrte dann inzwischen verheiratet mit Frau und zwei Töchtern nach Berlin zurück.

Erfahrungen sammelte er schließlich bei einigen deutschen und türkischen Vereinen. Chef-Trainer war er u.a. bei den Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach und Kickers Offenbach sowie zuletzt beim türkischen Zweitligisten Bandirmaspor.

Sportvorstand Thomas Richter (l.) und Sportdirektor Gaetano Manno hatten bei der Wahl des neuen Cheftrainers ein glückliches Händchen – © Jochen Classen

Auch in der Türkei sei der Trainerstuhl oft ein Schleuderstuhl, konstatierte er. Hier wurde er nach der ersten Niederlage im neunten Spiel stehenden Fusses entlassen. Beim Zweitligisten 1.FC Nürnberg holte ihn der mit ihm befreundeten Robert Klauß als Co-Trainer. Für Robert Klauß war jedoch in Nürnberg nach drei Wochen Schluß und damit auch für Ersan Parlaton, weil Klauß Nachfolger Markus Weinzierl seinen eigenen Co-Trainer mítgebracht hatte.

Wenn wir ins Rollen kommen…

Für die Rückrunde beim WSV hat sich der engagierte Trainer einiges vorgenommen. „Wenn wir zum Auftakt gegen Schalke, Rödinghausen und Köln gut rauskommen, glaube ich dass dank unserer Qualität und mit der sich dann entwickelnden Euphorie mit uns zu rechnen sein wird“, sagte er zu Beginn seiner Arbeit in Wuppertal.

Das erste Etappenziel ist erreicht! „Wenn wir ins Rollen kommen, werden unsere Mitbewerber auf der Zielgeraden vielleicht noch nervös…“  Dieser Spieltag war jedenfalls vielversprechend.

Text: Siegfried Jähne

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