22. Februar 2024

WSV-Netzwerkabend: Mäzen Runge redete Tacheles

Der Ramen stimmte beim Netzwerkabend des WSV gestern im Barmer Bahnhof. Auch die von Sky-Sportreporter Marcus Lindemann professionell moderierten Inhalte trafen den Nerv „Gestern-Heute-Visionen“ so das Motto eines unterhaltsamen Abends. Was indessen allen fehlte, war die realistische wirtschaftliche Perspektive.

Mäzen Friedhelm Runge (2.v.r.) als interssierter Zuhörer beim WSV-Netzwerkabend. Rechts neben ihm Schwiegersohn Jan Recke. Ganz links Verwaltungsrat Dr. Jürgen Hoss und Vorstand Dr. Jochen Leonhardt – © Max Schleicher

Und das vor dem Hintergrund, dass Ankersponsor Friedhelm Runge mit seiner Firma EMKA im Vorfeld angekündigt hatte, sein Engagement deutlich zurückschrauben zu wollen. Friedhelm Runge (84) befand sich im Plenum, als die Frage auftauchte, ob dieser nicht für eine Vorstandsarbeit gewonnen werden könnte.

Moderator Marcus Lindemann reagierte spontan: „Fragen wir ihn doch selbst“. Runge liess sich nicht lange bitten und nutzte das das ihm gereichte Mikrofon, um Tacheles zu reden. „Als ich den WSV vor gut drei Jahren vor der Insolvenz rettete, tat ich das in der Hoffnung, daß neue zukunftsgerichtete Strukturen etabliert würden. Doch passiert ist in dieser Richtung nicht viel, um nicht zu sagen gar nichts“.

Jetzt in den Vorstand einzutreten, wäre für ihn die allerletzte Option, wenn gar nichts anderes mehr ginge. Er beklagte im Gespräch mit der STADTZEITUNG, daß für die Ausgaben alle, für die Einnahmen nur wenige zuständig seien.

Interessante Gespräche in der Findungsphase

So blieben die Fragen nach der notwendigen personellen Ergänzung des Vorstandes ebenso offen und vage, wie die nach der Neubesetzung des zum 31. März aus privaten Gründen scheidenden Vertriebs- und  Marketingleiters Daniel Grebe. Man sei nach den öffentlichen Ausschreibungen noch in der Findungsphase und man sei in interessanten Gesprächen, hieß es.

Der Abschied von Daniel Grebe wurde dann noch zu einem sehr emotionalen Moment, auch als er zum Ausdruck brachte, oft allein auf weiter Flur gewesen zu sein. Daniel Grebe hatte beim WSV mit über 500 Spielen eine bewegte Karriere hinter sich und betreute zuletzt das mit rund 80 Teilnehmern überwiegend anwesende „Netzwerk“. Sportvorstand Thomas Richter fand in der mit viel Beifall bedachten Laudatio die richtige Worte.

Kinofilm „Das Wunder von Bern“

Zuvor hatte Knut Hartwig, der von 1992 bis 1994 einundsiebzig Zweitligaspiele für den Wuppertaler SV machte, aus einer spannenden Zeit berichtet. Im Kinofilm „Das Wunder von Bern“ stellte Knut Hartwig später den 2002 verstorbenen Jahrhundertfussballer Fritz Walter dar, weshalb man den heutigen Mann für Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund immer noch in Fachkreisen „Fritz“ nennt.

Zum Nostalgiepart der Veranstaltung passten auch die Beiträge von Vorstand Thomas Richter, der als WSV-Torwart am Hamburger Millerntor gegen St. Pauli einst ein legendäres Spiel gemacht hatte und zum Rückhalt der damaligen Mannschaft wurde. Der eingeplante Günter Pröpper fehlte krankheitsbedingt. Er hätte von der Glanzzeit der Wuppertaler in der 1. Bundesliga (1972 bis 1975)  berichten sollen.

Sportvorstand Thomas Richter und Geschäftsführer Sven Steup nannten die aktuelle Top-Agenda des Vereins: 1. die Etatsicherung, 2. strukturelle Fragen, wie Erweiterung des Vorstandes und 3. wie man sich in Wuppertal präsentieren wolle.

Emotionaler Abschied von Marketingleiter Daniel Grebe (2.v.r.). Geschäftsstellenleiter Sven Steup (l.), Sportvorstand Thomas Richter (2.v.l.) und Moderator Marcus Lindemann (r.) beobachten die Zeremonie – © Siegfried Jähne

Thomas Richter sprach dabei auch notwendige Massnahmen an, die Fan-Basis zu verjüngen. Die erfolgreiche Freikarten-Aktion für Schulen und Jugendliche vom letzten November solle wiederholt werden, sei aber aus vielerlei Gründen auch abhänging von der Genehmigung des Fußballverbandes.

Parlatan überzeugte Runge

Der emsige Sportlicher Leiter Gaetano Manno hatte den neuen Trainer Ersan Parlatan ausgewählt und trat jetzt mit ihm unter Beifall auf die Bühne des Barmer Bahnhofes. „Wuppertal hat in der Fussballwelt immer noch einen wohlklingenden Namen“, nannte Paralatan einen der Gründe für seinen Wechsel aus Berlin. Drei Siege bei neun erzielten Toren und nur einem Gegentreffer sowie einem besseren Spielverständnis im Team lassen neue Hoffnungen aufkeimen.

Friedhelm Runge meinte im Gespräch mit uns zu der Verpflichtung Parlatans, dass dieser ihn schon in den Vorgesprächen überzeugt habe. Sieben Punkte aus zwölf Spielen müssen nunmehr aufgeholt werden. Der erfahrene und selbstbewußte Coach hält das für möglich, auch wenn er warnte, gerade in den kommenden, scheinbar leichten Spiele könne es zu Abnutzungserscheinungen kommen.

Viel Herzblut in der Barmer Location

Nicht nur die komplett anwesende Mannschaft nahm diese Worte zur Kenntnis, bevor sie wegen des folgenden frühen Trainingsbeginns vor Ende der Veranstaltung nach Hause entlassen wurde. Von viel Herzblut für den Verein und der Hoffnung auf weitere Unterstützung sowie einem guten Ende war die Rede im hervorragenden Ambiente der Location Barmer Bahnhof.

Text: Siegfried Jähne

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