23. Februar 2024Peter Pionke
Von Musik bis Kinderyoga: Die Welt der Christine Flunkert
Manche Protagonisten kennt man gut, andere weniger. Ob bekannt oder weniger bekannt: Wer ihre Portraits liest, möchte vermutlich die eine oder den anderen persönlich kennenlernen. Bisher hat Matthias Dohmen an gleicher Stelle Dorothea Brandt, Klaus Burandt, Heidemarie Koch, Josa Oehme, Erika Schneider, Ingrid Schuh, Klaus Schumann und Michael Walter vorgestellt.
„Mein Name ist Christine Flunkert, ich bin in Wuppertal geboren und ich arbeite seit 1996 als Erzieherin in verschiedenen Einrichtungen. Ich spiele seit meiner Jugend mehrere Musikinstrumente und habe eine Weiterbildung als Kinder-Yoga-Lehrerin absolviert. Dies befähigt mich, meine drei großen Leidenschaften, die Kinder, die Musik und das Yoga miteinander zu verbinden und die Kinder in dieser einzigartigen Kombination für ihren Lebensweg zu stärken.“ So heißt es auf der Homepage www.wuppertaler-kinderyoga.de.
Bei Christine werden Body and Brain, Körper und Geist, mentale und physische Fitness geübt. Im Moment hat sie eine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die sie trainiert, das Ziel ist es aber Body and Brain auch für Schul-Kinder, für Erwachsene und für Senioren anzubieten. Natürlich auch für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten oder anderen Problemen.
Wuppertalerin wuchs mit zehn Geschwistern auf
Sie selbst stammt aus einer kinderreichen und musikalischen Familie (zehn Geschwister, von denen eines früh stirbt), hat entscheidende Monate ihres Lebens in Australien verbracht, und auf die Frage, die ihr vor ein paar Jahren gestellt wurde, ob sie sich als „bessere Hälfte“ ihres Mannes Uwe sehe, sagt sie: „Er hat eine Seite, ich habe eine Seite, zusammen haben wir mehr.“
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Mit acht Jahren hat sie schon Akkordeon gelernt, später Saxophon und Klavier – die Instrumente erwarb sie mit dem ersten eigenen Geld -, wieder später Keyboard und Orgel. Und da sie nun einmal musikalisch ist, hat sie in der Phase, als sie als Erzieherin arbeitete, Ausflüge in die Musiktherapie unternommen.
Aber der Reihe nach. Der erste Beruf, in dem sie sich ausbilden lässt, hat mit Kuchen und Gebäck zu tun. Zwei Jahre arbeitet die als Christine Schneider im April 1966 geborene Konditorin im Café Klöppel. Dann weist ihr Lebenslauf eine einjährige Phase als selbständige Künstlerin beziehungsweise Musikerin aus. „Musik bringt Menschen zusammen“, lautet ihr Credo.
Diese Erfahrung hat sie auch auf zwei mehrmonatigen Touren durch den fünften Kontinent gemacht, als sie sich 2001/2002 und 2003/2004 dort als Straßenmusikerin durchschlug, einer Band anschloss und vor mittlerweile 20 Jahren eine Musikschule eröffnen wollte, sich aber dann darüber klar wurde, dass sie „der Liebe wegen“ ins Tal zurückkehren müsse.
Der Liebe wegen, heißt Uwe Flunkerts wegen, den wir demnächst an dieser Stelle vorstellen werden. Ihn, den ehemaligen Betriebsleiter des Gebäudemanagements der Stadt Wuppertal und jetzigen Dozenten an der Privathochschule Fresenius in Düsseldorf, hat sie auf einer Halloweenparty und – kurz zuvor – an einem mit Freunden gemeinsam betriebenen Flohmarktstand kennengelernt.
Liebe auf den ersten Ton: Auch der bekennende Fortuna-Düsseldorf-Fan hört gern Musik, kennt sich sogar in vielen Sparten aus, hat „aber selbst, so komisch sich das anhört, keinerlei Rhythmus in den Beinen“. Jedenfalls deutlich weniger als Christine.
Wir greifen vor. Nach der Grundschule (Bornscheuerstraße) und Hauptschule (Hügelsstraße), die sie mit Sekundarstufe I/Typ A verlässt, geht sie zur Pflegevorschule in Velbert, einer Berufsfachschule für Ernährung und Hauswirtschaft, die sie mit der Fachoberschulreife abschließt.
Als Pflegehelferin sammelt sie Erfahrungen in der „Stiftung Tannenhof“, einer Nervenklinik in Remscheid, bevor sie – Erzieherin ist ihr zweiter erlernter Beruf – beim Elberfelder Erziehungsverein (EEV), dann in den Kinder- und Jugendgruppen der Stadt Wuppertal (Kiju) und in weiteren Tageseinrichtungen für Kinder andockt und verschiedene „Jobs“ macht, beispielsweise bei der „verlässlichen Grundschule“ am Opphof.
CD von Kindern für Kinder
Sie arbeitete zum Beispiel am Oberen Grifflenberg in der „Bärengruppe“. In diesem Rahmen entstand eine CD mit Liedern von Kindern für Kinder.
Auf Reisen in Deutschland, durch Europa oder in fremden Kontinenten lernt man, ist sie überzeugt, die eigenen Bedürfnisse, Stärken, aber auch Schwächen besser kennen, als wenn man nur zu Hause hockt. Sich selbst schreibt sie einen starken Durchsetzungswillen zu, ferner ein „Helfersyndrom“ und eine gehörige Portion Neugier.
Dabei kommen ihr die verschiedenen Ausbildungen und Vollzeit- und ehrenamtlichen Engagements zugute. So hat sie in australischen Familien, die überhaupt keinen Quark kennen, Käsekuchen und – weiteres unerforschtes Gebiet – deutsches Brot gebacken. Die Musik wurde ja bereits erwähnt.
Bei den „Wupperspatzen“, einem Akkordeonorchester, hat sie von ihrem 13. bis zum 16. Lebensjahr mitgemacht. Daneben war oder ist sie in der Tanzband „Stop and go“, einer Soulband oder einer Bigband zu hören. Soloauftritte hatte sie im Rahmen von „24 Stunden Wuppertal live“ und bei Vernissagen.
Gern denkt sie an eine gemeinsam mit einem Cellisten und einer Percussionistin gestalteten Performance im Von-der-Heydt-Museum zurück. Fünf Jahre hat sie beim Ferienprojekt der Stadt Wuppertal und des „Circus Casselly“ die Kinderband betreut.
Bei Flunkerts gab es regelmäßig Hausmusik, zu der vielleicht 70 Leute das Wohnzimmer und – im Sommer – die Terrasse bevölkerten. Zuletzt stand lateinamerikanische Musik auf dem Programm. Einmal im Jahr schaute Michael Fix herein, ein australischer Musiker mit deutschen Wurzeln, der den Besuch im Uellendahl mit einem Auftritt in der Börse verband.
Australien ist nicht der einzige Kontinent, den sie – seit der Heirat mit ihrem Mann gemeinsam – bereist hat. Gleich nebenan liegen die Fidschiinseln. „Wir sind immer unterwegs und waren schon in Afrika (Malawi, Ägypten, Marokko), in Südeuropa (Spanien, Malta, Frankreich), aber auch weiter nördlich im benachbarten Holland oder Irland, in Deutschland selbst München oder Berlin. Oft geht es nicht um Sightseeing, sondern Wandern oder Skifahren.“
Oder per Fahrrad von Wuppertal bis Ulm und zurück, also rund 1.000 Kilometer. Auch die Strecke von Berlin bis Kopenhagen wurde schon mit dem Drahtesel bewältigt. Nicht zu vergessen, dass beide Motorrad fahren – im Bergischen, in Frankreich oder auf der berühmten „Route 66“ in den USA. Den Jahreswechsel 2023/2024 verbrachten die Flunkerts in New York.
In ihrer Heimatstadt liebt sie das Luisenviertel und ausgedehnte Waldspaziergänge im „grünen Wuppertal“. Jeder Mensch, glaubt sie, hat es in einem gewissen Sinn selbst in der Hand, was er macht und was aus ihm wird. Wenn sie einen Wunsch frei hätte, wäre es, „über ein paar Stunden mehr am Tag zu verfügen“.
Dr. Matthias Dohmen
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