15. März 2024

Christian von Grumbkow sorgte bei Hoelderlin für Farbe

Christian von Grumbkow ist eine Persönlichkeit, die Strahlkraft weit über Wuppertal hinaus besitzt. Seine Bilder werden weltweit gekauft. Der Künstler kann sogar zwei erfolgreiche Karrieren vorweisen: Eine als Musiker, die andere als Maler. 

Der Wuppertaler Musiker und Maler Christian von Grumbkow vor seinem Atelier im Schloss Lüntenbeck – © Michael Utz

In ihrem sehenswerten Portrait „Christian v. Grumbkow – Wege zur Farbe“ hat die bekannte Filmemacherin Martina Kast das künstlerische Schaffen des ehemaligen Dozenten an der Folkwang-Kunsthochschule in Essen damals wie heute in den Fokus genommen. 

Die STADTZEITUNG widmet dem 77jährigen eine dreiteilige Serie: „CvG der Musiker“ – „CvG der Maler“ – „CvG die Persönlichkeit“. Lesen Sie Teil 1: Christian von Grumbkow – Der Musiker und Mitbegründer der erfolgreichen Wuppertaler Art-Rock-Band „Hoelderlin“. 

Im großen „Hands aufs Herz“-Interview lässt er die Geschichte von „Hoelderlin“ Revue passieren: Authentisch, offen, ehrlich.

DS: Zwei erfolgreiche Karrieren: Musik und Malerei. Wie sind Sie Musiker geworden? 

Christian von Grumbkow: „Vermutlich lag es daran, dass meine Eltern unbedingt wollten, dass meine Brüder und ich Hausmusik machten. Also haben wir alle ein klassisches Instrument gelernt. Ich habe Trompeten-Unterricht genommen und dann auch im Schulorchester gespielt. Wir hatten auch Auftritte in der Historischen Stadthalle oder auch schon mal bei einem Kleingarternverein. Mein Bruder Andreas spielte Geige, mein Bruder Jochen Cello und unser Jüngster Bruder Cornelius Klavier. Ich habe aber zeitgleich auch schon Banjo und Gitarre gespielt.“ 

DS: Von der Klassik zum Rock war es noch ein weiter Weg. Wie haben Sie den zurückgelegt? 

Christian von Grumbkow: „Ich bin schon mit 15 Jahren allein nach England geflogen, weil ich mit meiner Familie urlaubsmäßig gar nicht klar kam. Ich wollte dort Englisch lernen. Das war Anfang der 1960er Jahre, also die Zeit der Beatles. Und überall in den Bars und Clubs spielten die Jungens mit den nach vorne gekämmten Haaren und den Rickenbacker-Bässen und –Gitarren Beat-Musik. Die machten alle einen auf Beatles. Ich war völlig infiziert von dieser neuen Art von Musik. Als ich dann wieder in Wuppertal war, habe ich mit meinem Bruder Andreas (leider im Herbst an Covid-19 verstorben), Helmut Ork (Drums), Uller Bartels (Bass) und dem Gitarrengott ‚Memphis‘ die Band ‚Beatkids‘ gegründet.

Schüler Christian von Grumbkow beim Banjospielen – © privat

DS: War das also der Startschuss in Ihre Musiker-Karriere? 

Christian von Grumbkow: „Das kann man so sagen. Wir waren aber eine reine Coverband. Wir spielten Songs von den Beatles, den Rolling Stones und von anderen Bands, die damals aktuell waren. Wir hatten auch schon unsere Auftritte, beispielsweise bei einer Modenschau in der vollbesetzen Stadthalle, bei dem Groschen, Maoam-Päckchen und zwei Unterhöschen bei uns auf der Bühne landeten. Von diesem Beatband-Ball des Hauses Fritsche gibt es noch einen Zeitungsartikel. Dieser hat uns aber leider eine Menge Ärger eingebrockt.“ 

DS: Jetzt machen Sie uns neugierig – warum denn? 

Christian von Grumbkow: „Mein Bruder Andreas, der Schlagzeuger und ich besuchten damals die Waldorfschule. Und dort bekam man auf Grund der Zeitungsartikel in der lokalen Presse mit, dass wir in einer Beat-Band spielten. Das ging gar nicht. Die meisten Erwachsenen lehnten diese neue Musik damals strikt ab, empfanden sie nur als primitiven Krach. Also stellte uns die Schulleitung vor die Wahl: Entweder Abitur oder Musik! Wir haben das Ultimatum aber ignoriert, sondern uns mit Bärten und dunklen Brillen á la ‚Blues Brothers‘ getarnt und einfach weiter gespielt – z.B. im Jazz-Club in der Aderstraße. Irgendwann ist dann mein Bruder aus der Band ausgestiegen. Ich bin ihm wenig später gefolgt, da die Schule mehr Aufmerksamkeit und Zeit verlangte. Die ‚Beatkids‘ gab es danach noch eine ganze Zeit lang in unterschiedlichen Besetzungen weiter.

DS: Haben Sie das Gitarrespielen von Grund auf gelernt, mit Unterricht bei einem ausgebildeten Gitarrenlehrer? 

Christian von Grumbkow: „Ich hatte zwar ein paar Unterrichtsstunden, aber im Prinzip war ich eine Autodidakt, der sich das Gitarrenspielen selbst beigebracht hat. Ich habe meine uralte Gitarre zunächst einmal so gestimmt, dass ich quasi mit einem quergelegten Finger einen Dreiklang erzeugen konnte. So habe ich schon sehr früh meinen ‚eigenen Sound‘ entwickelt.“  

Dieser Zeitungsartikel über einen Auftritt der „Beatkids“ brachte Christian von Grumbkow und seinem Bruder Andreas eine Menge Ärger ein – © privat

DS: Im nächsten Schritt ist dann also die Band Hoelderlin entstanden?  

Christian von Grumbkow: „So schnell ging das nicht: Wir haben noch einen Umweg über den Blues genommen. Nach dem Ausstieg bei den ‚Beatkids‘ wurden mein Bruder Jochen und ich gefragt, ob wir bei der ‚Action Issue Bluesband‘ von Manfred Galden mitmachen wollten. Wir wollten und haben dann im neu gegründeten Kommunikationszentrum ‚Impuls‘ freitags, samstags und sonntags sozusagen ‚öffentlich geprobt‘. Das brachte uns zwar kaum Geld, aber viel Erfahrung. Es wurde im Laufe des Jahres immer voller in den Impuls-Kellerräumen und so gab es dann letztlich auch mehr ‚Gage‘. Wir haben Blues-Stücke von John Mayall, von anderen Blues-Größen und auch eigene Songs gespielt. Wir hatten viele Auftritte in Wuppertal und Umgebung. Bei manchen Stücken habe ich damals auch Trompete gespielt.“ 

DS: Wann kam es denn dann zum Umstieg vom Blues zum Art-Rock? 

Christian von Grumbkow: „Die Blues-Band existierte rund zwei Jahre. Danach habe ich in Amsterdam Kunst studiert. Und dort bekam ich die Gelegenheit, auf einem großen Rock- & Pop-Festival Bands wie Pink Floyd, Softmaschine, Family, Jefferson Airplane oder The Flock live zu erleben. Da habe ich gemerkt, dass Blues zwar ganz schön ist, aber dass es auch noch ganz andere spannende, innovative Musik gab. Ich habe dann mit meinem Bruder Jochen gesprochen, der damals in Stuttgart Architektur studierte. Ich schlug ihm vor, eine Band zu gründen, die progressive Musik spielen solle. Das war 1970. Wir haben uns dann Musiker gesucht, die ihre Instrumente perfekt beherrschten. Was wir damals aus heutige Sicht zu wenig bedachteten, dass diese Leute auch zu unserer musikalischen Philosphie passen mussten. Außerdem war wichtig, dass auch die Chemie untereinander stimmte. Das hatte letztlich zur Folge, dass es zu Umbesetzungen in der Band kam, weil es musiklisch auseinanderdriftete oder menschlich nicht mehr passte.“

DS: Wie kam es zum Band-Namen Hoelderlin, offenschtlich adaptiert von dem berühmten Dichter Friedrich Hölderlin? 

Christian von Grumbkow: „Wir waren so eine Art Clique von begeisterten Musikern – alle hatten die  Waldorf-Schule besucht. Da war einer dabei, der leicht philosophische Ansätze hatte. Der war so etwas wie der Mentor für die Band und für den Namen. Denn er hatte das Drama von Peter Weiss mit dem Titel „Hölderlin“ gelesen und es uns ans Herz gelegt. Das war damals total en vogue. In dem Drama ging es um das Schicksal des Dichters Hölderlin, der in seiner Zeit für verrückt erkärt und in einen Turm gesperrt wurde. Für Peter Weis war Hölderlin aber kein Verrückter, sondern ein Revolutionär, den man in den Turm sperrte, um ihn mundtot zu machen. Das fanden wir sehr politisch und dazu sehr spannend. Außerdem waren wir eine deutsche Band und wir wollten deutsche Texte für unsere Songs schreiben. Dazu passte dann ideal der deutsche Dichter/Revolutionär Hölderlin mit seinem bedauernswerten Schicksal.“ 

Christian von Grumbkow als Gitarrist der „Beatkids“ – © privat

DS: Wer von der Band hat sich denn intensiv mit dem Werk des Dichters Hölderlin beschäftigt? 

Christian von Grumbkow: „Wir haben uns alle mit der nicht gerade leichten, literarischen Kost des Romantikers Friedrich Hölderlin auseinandergesetzt, aber auch mit H.C. Artmann-Texten experimentiert und letztlich festgestellt, dass wir doch lieber eigene Texte verfassen sollten, die aber inspiriert waren von den großen Namen. Zusätzlich gab es eine Kooperation mit Niklas Stiller, einem Düsseldorfer Arzt und Dichter, dessen Gedichte und Texte auch dann bei den Konzerten als dramaturgischen Stilmittel zwischen unseren Songs präsentiert wurden. Wir haben immer die Nähe zur Lyrik mit politischem Inhalt gesucht. Beispielsweise auch zu Berthold Brecht.“

DS: Wie sind die Texte zu Ihren Songs entstanden? 

Christian von Grumbkow: „Die Texte zu unserem ersten Album ‚Hoelderlins Traum‘ haben wir in der Kneipe „Hund, Hund & Hund“ in Elberfeld geschrieben, in der ich damals als Aushilfe arbeitete. Das war quasi unser Headquartier. Dann kam auch sehr schnell der Schallplattenvertrag. Wir hatten in Essen gespielt und dabei das Duo „Witthüser & Westrupp“ kennen gelernt. Die beiden haben uns dann weitergereicht an ihren Produzenten Rolf-Ulrich Kaiser. Der rief dann ein paar Tage später an und erklärte: ‚Ich will einen Vertrag mit Euch machen – schickt mir mal ein Tonband‘.“ 

DS: Mit Ihrem Musik-Stil Art-Rock waren Sie Ihrer Zeit voraus. Wie hat sich dieser Stil entwickelt? 

Christian von Grumbkow: „Unsere Musik war anfangs inspiriert von Bands wie ‚Traffic‘ mit Stevie Winwood, Jim Capaldi, Dave Mason und Chris Wood, von ‚Family‘ oder ‚Fairport Convention‘. Für deren Sängerin Sandy Denny habe ich einmal einen Text geschrieben. Diese Gruppen präsentierten alle so eine Art Folkrock, der über die Stilgrenzen hinaus ging. Da spielten auch die Querflöte oder eine Geige eine wichtige Rolle. Das hat uns beeinflusst. Uns interessierte alles, was feiner und reiner als normale Rockmusik war. Daraus haben wir unseren ganz eigenen Stil und Sound abgeleitet.“ 

Die Art-Rock-Band Hoelderlin:  Christoph Noppeney (o.), Jochen von Grumbkow (l.), Michael Bruchmann (M.), Christian von Grumbkow (r.), Chefroadie Joachim Käseberg (u.l.) und Peter Käseberg – © privat

DS: Die Band Hoelderlin hatte sehr schnell einen klangvollen Namen. Wie haben Sie das hingekriegt? 

Christian von Grumbkow: „Wir bekamen sehr schnell ein sehr positives Medien-Echo. Unser Auftritt beim Deutsch-Rock-Festival am Deutschen Eck in Koblenz war ein großer Erfolg. Wir spielten bei dem Open-Air-Konzert vor rund 10.000 Leuten. Und unsere Musik kam sehr gut an, obwohl wir bis dahin (1972) als Hoelderlin kaum Live-Erfahrung hatten! Wir hatten u.a die ‚Traffic‘-Songs ‚John Barlycorn must die‘ und auch ‚40.000 Headmen‘ auf unsere Art mit Querflöte und Geige im Programm und unsere Fassung dieser Songs auch  im Studio aufgenommen. Das hat unseren Produzenten begeistert. Er hat gesagt: Wenn Ihr so etwas auf Deutsch macht, dann machen wir eine Platte.“ 

DS: Auch Ihre Bühnenshow mit Licht und Projektionen war als Art Gesamtkunstwerk innovativ – gab es da irgendein Vorbild? 

Christian von Grumbkow: „Nein, das hat sich einfach so ergeben. Wir haben immer versucht, auf der Bühne Geschichten zu erzählen. Wenn Du mit so einer Band anfängst, hast Du kein Geld und bist froh, wenn Du dir ein paar Scheinwerfer leisten kannst. Einer unserer Roadies war damals Günter Jäckle, der heute ein weltweit gefragter Lichtdesigner ist die Bühnenshows der bekanntesten deutschen Bands gestaltet. Er war damals von Zuhause abgehauen. Sein großer Vorteil: Er besaß einen LKW, mit dem wir unsere inzwischen recht große Anlage wunderbar transportieren konnten. Obwohl er eigentlich nur für den Aufbau unserer Anlage zuständig war, brachte er immer wieder gute Ideen ein. Auch wie wir unsere Bühnenshow mit visuellen Effekten attraktiver machen könnten. Günter und ich haben dann gemeinsam ein Konzept entwickelt. Und da wir zu der Zeit schon höhere Gagen kassierten,  haben wir  beschlossen, mehr Geld in die Light- und Bühnenshow zu investieren. Also haben wir z.B. einen innovativen Projektor, eine riesige Leinwand und einen Farbwechsler gekauft.“  

DS: Aber ein Projektor allein sorgt noch lange nicht für eine tolle Bühne-Show. Wie haben Sie das hinbekommen?  

Christian von Grumbkow: „Andere Bands, wie etwa ‚Nektar‘, waren inzwischen auch schon auf die Idee gekommen, mit einem Projektor Effekte auf die Bühnenrückwand zu zaubern. Das reichte uns aber  nict aus. Uns schwebte ein musikalisches und visuelles Gesamtkunstwerk vor. Günter Jäckle sagte nur: ‚Lasst mich einfach mal machen.‘ Und wir ließen ihn. Aus gemalten Bildern von mir und mehreren übereinander gelegten Projektionen entstand so eine innovative Bühnenshow. Der Typ hatte einfach verrückte Ideen. So hat er beispielsweise Silberfolie genommen, diese einfach vor dem Projektor verändert und dadurch entstanden auf der Bühnenleinwand irre Effekte. Außerdem fand unser Geiger Christoph ‚Nops‘ Noppeney immer mehr Gefallen an Verkleidungen, die ich im Opernhausfundus abgestaubt hatte. So wurden unsere Geschichten noch stärker visualisiert und der eigentlich schüchterne ‚Nops‘ konnte so verkleidet auf der Bühne richtig aufdrehen!

Gitarrist Christian von Grumkow (l.) mit Drummer  Michael Bruchmann auf der Bühne – © privat

DS: Also war es wohl ein Geschenk des Himmels, dass Günter Jäckle ausgerechnet bei Ihnen als Roadie gelandet ist? 

Christian von Grumbkow: „Absolut. Ein echter Glücksgriff. Wir haben uns auch später nie aus den Augen verloren. Als Hölderlin 2005 ein Revival in neuer Besetzung gestartet hat, rief mich Günter Jäckle an und bat mich, ich solle ihm neue Bilder von mir schicken, er wolle mir etwas schenken und zwar eine neue Bühnenshow. Ich habe ihm 60 digitale Bilder geschickt und er hat eine visuelle Wahnsinns-Show daraus entwickelt, die damals im Rex uraufgeführt wurde.“ 

DS: Wer hat die Band Hoelderlin damals promoted? 

Christian von Grumbkow: „Anfangs habe ich das gemacht. Ich war ja auch Sprecher der Band. Später hatten wir dann Walter Holzbauer, der auch für Gruppen wie ‚Kraan‘ arbeitete. Er hat sämtliche Verträge für uns ausgehandelt – mit der Plattenfirma und auch mit den Konzert – und Festival-Veranstaltern. Wir haben ja insgesamt acht Alben veröffentlicht.“ 

DS: Kann man sagen, dass Sie und Ihr Bruder Joachim den Ton in der Band angegeben haben? 

Christian von Grumbkow: „Ja das stimmt. Jochen musikalisch, ich als Texter, als Sprachrohr für die Presse und eine Zeit lang auch als Manager.“ 

DS: Wie viele Konzerte haben sie mit Hoelderlin gespielt ? 

Christian von Grumbkow: „Ich will nicht sagen 1.000. Aber wir haben unheimlich viele Konzerte gespielt – so zwischen 120 und 150 im Jahr. Wir waren ohne Ende auf Tournee, in Skandinavien, in der Schweiz und auch in Frankreich. Wir haben sehr oft in Berlin gespielt und hatten auch unsere festen Fangemeinden in Süddeutschland, besispielksweise in München.“ 

DS: Konnten Sie und Ihre Mitstreiter von Ihrer Musik leben? 

Christian von Grumbkow: „Eigentlich konnten wir alle ganz gut davon leben. Wir waren zehn Leute. Sechs Musiker und vier Roadies. Ich hatte aber noch zusätzliche Einkünfte durch meinen Lehrauftrag  als Kunstdozent und mein Bruder Jochen verdiente nebenbei Geld als Architekt. Aber die anderen haben ausschließlich von der Musik und unseren Gagen gelebt.“ 

DS: Sie und Ihre Sängerin Nanny de Ruig waren ein Paar. Hat Ihre Beziehung die Band befruchtet oder war das eher ein Problem? 

Christian von Grumbkow: „Es gab in der Band keine Probleme, weil wir ein Paar waren. Im Gegenteil. Nanny und ich hatten uns in der Werkkunstschule Wuppertal, wo sie ein Gaststipendium hatte, kennen gelernt. Wir waren 15 Jahre verheiratet und haben zwei Kinder: Daniel und Anna. Wir als Band haben von Nanny profitiert. Nicht nur, weil sie eine tolle Sängerin war, sie war auch eine total attraktive Frau und Tochter eines holländsichen Generals. Das haben wir für unsere Promo und Öffentlichkeitsarbeit ausgenutzt. Nanny war immer wieder auf den Titelblättern diverser Musikfachzeitschaften abgelichtet.“ 

Glückliche Eltern: Nanny de Ruig und Christian von Grumbkow mit Sohn Daniel 1972 – © privat

DS: Nanny de Ruig hat Hoelderlin nach knapp drei Jahren wieder verlassen. Aus welchen Gründen? 

Christian von Grumbkow: „Einziger Grund dafür war unser Sohn Daniel. Wir mussten ihn dauernd  irgendwo unterbringen. Das war schon bei Einzelkonzerten nicht immer einfach, bei unseren Tourneen wurde das zu einem schier unlösbaren Problem. Deswegen hat Nanny irgendwann den Entschluss gefasst: ‚Das ist mir zu anstrengend und wird auch unserem Sohn Daniel nicht gerecht. Ich steige aus.‘ Es war ein großer Verlust für die Band, aber wir mussten das akzeptieren. Die Gesangspassagen übernahmen dann andere Bandmitglieder und wir bauten die instrumentalen Improvisations-Parts aus.“ 

DS: Mit welchen Bands, die heute immer noch jeder Rockmusik-Fan kennt, standen Sie damals bei Konzerten und Festivals auf der Bühne? 

Christian von Grumbkow: „Wir haben oft mit ‚Kraan‘ auf Festivals gespielt oder auch mit ‚Guru Guru‘, ‚Golden Earring‘ und den ‚Scorpions‘. Die Gruppe ‘Atlantis‘ mit bekannten Musikern wie Sängerin Inga Rumpf, Keyboarder Jean-Jacques Kravetz, Gitarrist Frank Diez und Schlagzeuger Curt Cress ist sogar einmal als unsere Vorband aufgetreten.“ 

DS: An welche Hoelderlin-Konzerte werden Sie sich ein Leben lang gern  erinnern? 

Christian von Grumbkow: „Da gibt es zwei Konzerte. Eines davon haben wir 1976 in der ausverkauften ‚Fabrik‘ in Hamburg gespielt. Eine tolle Konzert-Location. Wir kamen gerade von einer Tournee aus Schweden zurück. Es war ein ganz wunderbares Konzert. Die Fans feierten uns und wir mussten fünf Zugaben geben. Es war im Prinzip mein letztes Konzert mit Hoelderlin. Ein würdiger Abschluss meiner Musiker-Zeit. Das zweite Konzert, das mir für immer in Erinnerung bleibt, ist unser Auftritt vor 10.000 Leuten im  Amphitheater ‚Theatron‘ im Münchner Olympiapark. Einfach eine tolle Atmosphäre, mit tanzenden, begeisterten Menschen und da sind wir zur Höchstform aufgelaufern. So ein geiles Konzert.“ 

Als Gitarrist und Backgroundsänger im Rampenlicht: Christian von Grumbkow – © privat

DS: Welche skurrile Geschichte im Zusammenhang mit Hoelderlin fällt Ihnen ein? 

Christian von Grumbkow: „Da gibt es das Konzert in Neu-Ulm. Ganze acht Leute standen kurz vor Beginn vor der Bühne. Hintergrund für die Panne war der Streit zweier Veranstalter, der darin eskalierte, dass der eine in einer Nacht- und Nebelaktion die Plakate überklebte, mit denen unser Konzert angekündigt wurde. Anfangs waren wir natürlich sauer. Doch dann gab es doch noch eine glückliche Fügung: Ausgerechnet an dem Abend wurde in der Rundfunk-Sendung „Popshop“ des Südwestfunks unser komplettes Album „Clowns & Clouds“ unglaublich positiv bewertet und komplett gespielt. Wir haben die Sendung dann über unsere Anlage laufen lassen und gemeinsam mit den inzwischen dann rund 20 anwesenden Fans gehört. Wir waren danach so gut drauf, dass wir für die Leute noch eine Session gespielt haben. Auch als Vorbereitung für den nächsten Tag, an dem ein wichtiges Konzert in Stuttgart anstand. Das war ein außergewöhnlicher, verrückter Abend. Und unsere Kohle haben wir vom Veranstalter natürlich trotzdem bekommen.“ 

DS: Gib es da nicht noch das denkwürdigen Konzert gemeinsam mit den ‚Scorpions‘ im Münchener Circus Krone? 

Christian von Grumbkow: „Genau! Als die ‚Scorpions‘ noch nicht so bekannt waren, haben sie im „Quartier Latin“ in Berlin als Vorband von uns gespielt. Sie waren so laut, dass der Veranstalter sie aufgefordert hat, aufzuhören. Im Gegensatz zu uns kamen sie an dem Abend bei den Fans gar nicht gut an. Für uns war es ein Heimspiel, weil wir mehrmals im Jahr im „Quartier Latin“ aufgetreten sind. Über ihren Mißerfolg waren Klause Meine & Co. wohl sauer. Als wir dann gemeinsam einen Konzerttermin im Circus Krone hatten, waren sie schon wesentlich erfolgreicher. Nach unserem Auftritt, der von den Fans gefeiert wurde, kam Klaus Meine zu uns in die Garderobe und schimpfte: “‘Boah habt Ihr Scheiße gespielt!‘ Offensichtlich war er nachtragend. Zu seiner Ehrenrettung: Ein paar Jahre später hat er sich dafür entschuldigt und gesagt: ‚Ihr seid eigentlich eine total geile Band‘.“ 

Hoelderlin-Mitbegründer Christian von Grumbkow in Action – © privat

DS: Sie sind bereits 1977 bei Hoelderlin ausgestiegen. Warum? 

Christian von Grumbkow: „Das hatte mehrere Gründe. Erstens musste ich mir eingestehen, dass ich nicht der beste Musiker in der Band war, sondern eher der schlechteste. Ich hätte als Gitarrist viel mehr an mir arbeiten müssen. Die Zeit hatte ich aber nicht, weil ich mich mit 1.000 anderen Dingen beschäftigt habe. Und zweitens hatte sich die Band inzwischen in eine Richtung entwickelt, die ich als schwierig empfand. Wir waren ja mit Anspruch gestartet, progressive Musik, also Musik mit einem feinen Gespinst zu spielen, weit weg vom Rock-Mainstream. Außerdem sollten unsere Texte auf Deutsch sein. Das änderte sich dann aber leider.“ 

DS: Was heißt leider – welche Kompromisse mussten Sie eingehen? 

Christian von Grumbkow: „Ganz einfach: Unserem Produzenten R.U. Kaiser waren unsere Texte zu politisch geworden. Also verweigerte er uns weitere Studio-Aufnahmen und wir wollten aus dem Vertrag aussteigen. Das dauerte bis 1975. Da hatten wir juristisch Recht bekommen und wechselten zu Intercord, in dem Glauben, dort besser aufgehoben und künstlerisch freier zu sein. Für das neue Label „Spiegelei“ haben wir dann im Studio Songs, die wir während der Jahre geschrieben und auf mehreren Touneen „geübt“ hatten, innerhalb weniger Tage komplett eingespielt. Dann kam auf einmal der Label-Manager und sagte: ‚Was, deutsche Texte, das kommt nicht in Frage!‘ Also musste wir wieder Kompromisse eingehen, sonst wäre das Album gar nicht veröffentlich worden.“ 

DS: Wie haben Sie dann das Problem gelöst? 

Christian von Grumbkow: „Ich habe dann Frederik Mann, damals Chef von der Börse (Kommunikationszentrum in Wuppertal) und Amerikaner, gebeten, unsere Texte ins Englische zu übersetzen. Unsere Sänger haben die Songs dann noch einmal auf Englisch eingesungen. Das war sicher im Nachhinein ein Fehler: Eine internationale Karriere zu starten, ist ja nicht so einfach. Wir hätten also unseren alten, bewährten Stil mit deutschen Texten besser weiter durchziehen sollen. Dadurch hat sich langsam aber sicher unsere Musik verändert. Es waren immer noch Geschichten, aber auf Englisch. Damit waren wir dann auf dem Weg zum Mainstream. Für mich der Grund, einen Schlussstrich zu ziehen.“ 

Christian von Grumbkow (r.) mit Schlagzeuger Michael Bruchmann – © privat

DS: Wie haben denn Ihre Musiker-Kollegen auf die massive Einmischung der Plattenfirma reagiert? 

Christian von Grumbkow: „Die hatten damit keine oder nur wenig Probleme. Sie wollten ohnehin nicht mehr so Folk-Blues ähnliche Musik machen, bei denen die Texte sehr wichtig waren, sondern mehr das Instrumentale in den Vordergrund stellen. Das klang auch nicht schlecht. Aber es war nicht mehr mein Ding. Nach der Schweden-Tournee  war ich wochenlang krank und hatte viel Zeit zum Nachdenken. Da wurde mir bewusst, dass das tolle Konzert in der ‚Fabrik‘ in Hamburg für mich eigentlich Höhepunkt und Schlusspunkt zugleich war. Danach stand für mich der Entschluss fest: Ich steige aus. Weitere Gründe neben der musikalischen Entwicklung der Band: Ich hatte zwei Kinder, einen Lehrauftrag als Kunst-Dozent und ich wollte endlich wieder malen.“   

DS: Waren Ihr Bruder Jochen und der Rest der Band nicht sauer über Ihren Ausstieg? 

CvG: „Ich glaube eher, dass sie froh darüber waren. Sie wollten ja in eine andere musikalische Richtung als ich. Für das Album „Rare Bird“ habe ich nur noch die Texte geschrieben. Die Musik, die dann von einem sehr guten spanischen Gitarristen mit eingespielt wurde, war dann eher Jazz-Rock mit Prog-Rock-Einflüssen. Sehr schöne Sounds, sehr anspruchsvoll, aber eben nicht mehr meine Musik.“ 

DS: Was ist denn aus Ihrem Equipment geworden? 

Christian von Grumbkow: „Ich habe fast alles über eine Anzeige in einem Musikfachblatt verkauft. Damals besaßich mehrere Verstärker und auch mehrere Gitarren. Eine Gitarre habe ich meinem Sohn geschenkt, der auch Musik macht. Meine Ibanez-Doppelhals-Gitarre habe ich dem neuen Hölderlin-Gitarristen überlassen. Für mich war das Kapitel Musik damit abgeschlossen.“  

DS: Sie mussten einen sehr schweren Schicksalsschlang hinnehmen: Ihr Bruder Jochen hat sich das Leben genommen. Wir sehr hat dieses dramatische Ereignis Ihr Leben als Mensch und Künstler beeinflusst? 

Christian von Grumbkow: „Sehr stark! Mein Bruder Jochen litt an einer endogenen Depression und ist dann ja auch während eines Depressions-Schubs aus einem Fenster in den Tod gesprungen. Für mich war es das Schlimmste, miterleben zu müssen, wie ein geliebter Mensch leidet, aber mit normalen Worten nicht mehr erreichbar ist. Wenn er auf seinem Trip war, konnte man machen, was man wollte. Es gab dann keine Chance, ihm zu helfen. Ich konnte ihn in dieser Phase nicht mehr erreichen, weil er in diesen Momenten in seiner düsteren Welt gefangen war. Wenn ich Jochen dann am nächsten Tag wiedergetroffen habe, war er wieder völlig normal. Eigentlich ist diese Art der Depression mit entsprechenden Medikamenten behandelbar. Doch Jochen hat sich geweigert, diese Medikamente einzunehmen.“  

Der Maler Christian von Chrubkow bei seinem künstlerischen Schaffen in seinem Atelier – © Paul Coon

DS: Wir haben Sie dieses Trauma verarbeitet?  

Christian von Grumbkow: „Für mich war das ein großer Schock. Wir standen uns sehr nahe, hatten sehr viel zusammen erlebt. Auf Tourneen hatten wir oft im Hotel ein gemeinsames Zimmer. Trotz meines Band-Ausstiegs waren wir in einem sehr engen Kontakt geblieben und haben Architektur-Projekte gemeinsam abgewickelt. Die Arbeit als Architekt hat ihn wohl aufgefressen. Er hat viel geraucht, viel Kaffee getrunken, nächtelang durchgearbeitet. Der Stress war sicher ein Mitauslöser seiner Depressionen. Für mich hatte sein tragischer Tod zur Folge, dass ich auf einmal nicht mehr malen konnte.“  

DS: Wie sind Sie aus diesem tiefen Tal herausgekommen? 

Christian von Grumbkow: „Ich brauchte einfach einen Paradigmen-Wechsel, um damit fertig zu werden, dass ein so toller Mensch nicht mehr da war. Vorher hatte ich mit wasserlöschen Farben, mit Tusche und Acryl gemalt. Jetzt musste eine Veränderung her und ich bin auf Ölfarbe umgestiegen. So habe ich meine Blockade gelöst. Das war quasi meine Therapie. Ich habe dann zunächst nicht mit dem Pinsel, sondern mit den Händen gemalt. Man sieht in den Werken, die in dem Zeitraum (1990) entstanden, noch die Spuren meiner Finger, das war so eine Art Hilferuf. Mir konnte keiner helfen, das musst ich schon selbst tun. Erschwerend kam noch hinzu, dass mein Sohn Daniel zu der Zeit Soldat im Kosovo war und dort wegen der Angriffe der Serben in ständiger Lebensgefahr schwebte. Er musste mitansehen, wie sein Fahrer erschossen wurde. All diese Gefühle, Sorgen und Ängste habe ich versucht, in meinen Bildern auszudrücken. Ich habe dadurch meine Emotionen ein Stück weit gebannt. In meinen Bildern sind diese Gefühle jetzt noch sichtbar.“ 

DS- Die Hoelderlin-Alben gibt inzwischen remastered als CD’s. Wie oft hören Sie Ihre Musik noch? 

Christian von Grumbkow: „Im Rahmen der Produktion des Film-Portraits über mich  „Christian v. Grumbkow – Wege zur Farbe“ habe ich immer wieder in unsere Alben hineingehört, auch weil wir überlegt haben, ob wir nicht einige Songs als Filmmusik nehmen könnten. Das ging dann aber aus Urheberrechtsgründen nicht. Beim Hören ist mir klar geworden: Manches ist zeitlos gut, anderes nicht so. „Hölderlins Traum“ ist jetzt als Venyl noch einmal neu veröffentlicht worden. Es geht u.a. darin um einen kleinen Wicht, der in einem Land lebte, in dem man nicht denken durfte. Da er es aber doch tat, wurde er gefoltert und getötet. Er musste zwar sterben, aber das Denken schenkte er den Meeres-Wellen und kein Tyrann konnte es so mehr unterbinden. Diese dramatische Story passt ja total in die heutige Zeit und ist wieder, ja eigentlich immer, brandaktuell.“ 

DS: Welche Musik hören Sie heute überhaupt? 

Christian von Grumbkow: „Ich mag ausgewählte klassische Musik. Höre in besonderen Momenten Arvo Päärt. Aber auch die im Radio laufenden aktuellen Hits verfolge ich. Beim Malen laufen bei mir Atelier grundsätzlich Chill-Music von ‚Buddha Bar‘ oder Klavier-Improvisationen.“ 

Funken auf einer Wellenlänge: Christian von Grumbkow und seine Lebensgefährtin Daria Antsiferova – © privat

DS: Für welche Bands oder Musiker, die heute noch aktiv sind, würden Sie sich eine Konzertkarte kaufen? 

Christian von Grumbkow: „Ich war zuletzt bei einem Konzert von Peter Gabriel in München. Ich war total begeistert, wie vital und kreativ der Peter immer noch ist. Das hat mir wirklich gut gefallen. Für ein Konzert von David Gilmour von ‚Pink Floyd‘ würde ich auch Geld ausgeben. Die Bluesphrasen, die er so wunderbar beherrscht mal wieder live zu hören, das wäre super. Ich mag auch Jazz, Klassik, Folk und alle Crossover-Formen immer dann, wenn es authentisch und persönlich rüberkommt.

DS: Was ist am Ende unterm Strich von Ihrer erfolgreichen Musiker-Karriere übrig geblieben? 

Christian von Grumbkow: „Obwohl meine Musiker-Zeit – von Karriere möchte ich nicht sprechen –  weit zurückliegt, werde ich heute noch oft darauf angesprochen. In Amerika hat ein Typ ein Buch über die Prog-Rock-Szene geschrieben. Da sind auch wir Thema. Mit dem Autor hatte ich häufig Kontakt, ebenso mit dem Herausgeber eines Musikfachmagazins. Deshalb liefen unsere Hoelderlin-Songs auch in Amerika im Radio. Unsere Musik ist weit verbreitet und bringt heute noch Tantiemen. Geblieben sind auch viele schöne Erinnerungen. Bei der Vorstellung des Filmportraits über mich „Wege zur Farbe“ war unser  Schlagzeuger Michael Bruchmann dabei und wir haben alte Anekdoten ausgetauscht. Wir haben als Musiker viel gesehen. Es sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Man hat interessante Menschen getroffen. Michael Bruchmann hat in der ‚börse‘ vor Publikum gesagt: ‚Musikalisch passten unsere Wege am Ende irgendwie nicht mehr zusammen, aber eigentlich war die Band mit Deinem Ausstieg im Arsch“. Der Spirit, die Power, die Umsetzung des Gesamtkunstwerks – das alles war offensichtlich weg.“ 

DS: Vielen Dank für das spannende, interessante, informative und ehrliche Gespräch.

Der Interview führte PETER PIONKE

Über Hoelderlin

Die Ur-Formation bestand aus Nanny de Ruig (Gesang) – Joachim v. Grumbkow (Cello, Querflöte, Gitarre, Keyboards, Gesang) – Christoph Noppeney  (Viola, Keyboards) – Peter Käseberg (Bass) – Michael Bruchmann (Drums) – Christian von Grumbkow (Gitarre).

DISCOGRAPHIE DER BAND HOELDERLIN: 

Hoelderlins Traum – 1972 – Pilz
Hoelderlin – 1975 – Spiegelei
Clowns & Clouds – 1976 – Spiegelei
Rare Birds – 1977 – Spiegelei
Traumstadt – live – 1978 – Spiegelei
New Faces – 1979 – Spiegelei
Fata Morgana – 1981 – Spiegelei
Eight – 2007 – EMI
Live At Rockpalast 2005 – 2021 – DVD & CD – MIG

Über Friedrich Hölderlin

Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde am 20.03.1770 in Lauffen am Neckar geboren. Er starb am 07.06.1843 in Tübingen. Der deutsche Dichter gilt als einer der bedeutensten Lyriker seiner Zeit.

Er besuchte das Gymnasium in Stuttgart und studierte ab 1754 an der Unsiversität Tübingen. 1762 wurde er als Nachfolger seines verstorbenen Vaters Klosterhofmeister in Lauffen. Seine Familie besass diverse Weinberger, Äcker und Wiesen in der Region Lauffen. Friedrich Hölderlin hatte zwei Geschwister.

In seinem Werk als Lyriker bevorzugte er die hohen Formen der Poesie (Hymne, Ode, Elegie).  In seinen Gedichten bringt er Melancholie, Einsamkeit und einen Rückzug in die Innerlichkeit zum Ausdruck. Friedrich Hölderlin konnte aber auch Klartext reden, so kritisierte er die aus seiner Sicht lebensfeindliche Enge der Klosterschulen.

Hölderlins Leben verlief nicht rund. Er war eine tragische Figur. 1805 geriet er in den Verdacht, in einen Hochverratsfall verwickelt zu sein. Das Verfahren gegen ihn wurde zwar eingestellt. Vom Homburger Arzt Müller wurde ihm allerdings bescheinigt, er sei „zerrüttet und sein Wahnsinn in Raserei übergegangen“.

Am 11. September 1806 wurde der Dichter in Homburg mit Gewalt in eine Kutsche gezerrt und zur  Zwangsbehandlung ins Universitätsklinikum Tübingen eingeliefert. 231 Tage wurde er dort festgehalten. Experten hielten Friedrich Hölderlin für wahnsinnig.

Hölderlin wurde 1807 als unheilbar aus dem Universitätsklinikum entlassen. Der Tischler Ernst Zimmer nahm den Dichter, der jetzt unter Vormundschft stand, in seiner Familie auf. Der Dichter lebte von da an in einer Turmstube, dem heutigen Hölderlinturm in Tübigen.

Hölderlin schrieb auch in der Turmstube eine Zeit lang weiter Gedichte und er spielte bis zu seinem Tod am 07. Juni 1843 Klavier.

 

Link zur Webseite von Christian v. Grumbkow:

http://www.grumbkow-colors.de

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