27. März 2024Peter Pionke
Büffelmozzarella: Die dunkle Seite einer Delikatesse
Damit weibliche Büffel regelmäßig wertvolle Milch geben, müssen sie jedes Jahr ein Kalb bekommen. Bis zu 70 Prozent der geborenen Jungtiere sind männlich und dadurch für die Züchter vom ersten Tag an völlig wertlos.
Sie geben keine Milch und sind mit ihrer Geburt für den Zuchtbetrieb nur noch ein lästiger Kostenfaktor.
Eine Verordnung der italienischen Regierung sichert den Tieren eine Galgenfrist von gerade einmal 30 Tagen zu. Am 31. Tag ihres Lebens landen dann nahezu alle männlichen Kälber auf der Schlachtbank.
Ihr Fleisch, das wildartig schmeckt, wird so gut wie gar nicht für den menschlichen Verzehr genutzt, sondern stattdessen als Hundefutter verarbeitet.
Büffel-Kuh gibt nur 10 Liter Milch pro Tag
Büffelmilch ist im Vergleich zur Kuhmilch ein Luxus-Produkt. Während eine Kuh pro Tag 40 bis 50 Liter Milch gibt, sind es beim weiblichen Büffel gerade einmal 10 Liter, die von Mutter Natur eigentlich für die Ernährung ihres Kalbes produziert werden.
Aber in den Genuss von Muttermilch kommen die Büffel-Babys erst gar nicht. Sie werden gleich am ersten Tag von der Mutter getrennt und bekommen dann im besten Fall – bis zu ihren Tod nach einem Monat – ein Gemisch aus Wasser und billigen Milch-Pulver als Futter.
Wie gesagt: Im besten Fall. Tierschutzorganisationen wie „PETA“, „Vier Pfoten“ oder die staatliche Tierschutzbehörde „Corpo Forestale dello Stato“ stoßen immer wieder auf sogenannte „Cimitieri die Bufali“ – auf Deutsch Büffel-Friedhöfe. Wie zuletzt in der Provinz Salerno.
Das bedeutet: Es gibt Züchter, die ihre neugeborenen männlichen Kälber aus Kostengründen gar nicht gefüttert haben, sondern sie einfach herzlos elendig verhungern ließen und die toten Tiere anschließend irgendwo an versteckten Orten wie Abfall verscharrten. Tiere als Wegwerf-Ware!
Es sind auch schon von fassungslosen italienischen Tierschützern und Beamten Fälle aufgedeckt worden, in denen Baby-Büffeln die Mäuler zugebunden wurden, damit niemand ihr verzweifeltes Brüllen hören konnte. Mehr als einmal wurden – so „Vier Pfoten“ – auch schon Kälber, um sie los zu werden, in Gülle ertränkt.
380.000 Büffel werden in Italien gehalten
Rund 380.000 Büffel werden in Italien gehalten. Hochburgen der Büffelzucht sind das südliche Latium und die Region Kampanien um Neapel. Hier werden aus der Milch rund 280.000 Büffeln jährlich ca. 38.000 Tonnen Mozzarella produziert. Tendenz steigend.
Ursprünglich stammen die Büffel, die zum artgerechten Leben eigentlich Wasserlöcher oder Zugang zum Wasser benötigen, aus Indien und China. Dort wurden sie schon vor rund 7.000 Jahr domestiziert. Es gibt zwei Arten: Flussbüffel und Sumpfbüffel. In Italien werden seit dem 2. Jahrhundert Sumpf- oder Hausbüffel gezüchtet.
Die Weichkäse-Spezialität Mozzarella gibt aus es Kuhmilch sowie aus einem Gemisch aus Kuh- und Büffelmilch. Der echte Mozzarella besteht zu 100 Prozent aus Büffelmilch und ist mit dem Prädikat „DOP“ (geschützte Ursprungsbezeichnung) gekennzeichnet. Eine Nebenform ist der Burrata, der durch die Beimischung von Sahne etwas süßlicher schmeckt.
Dass sich hinter dieser beliebten Delikatesse aus „bella Italia“ aus rein wirtschaftlichen Gründen so viel Tierleid verbirgt, sollte jeden Verbraucher sensibilisieren und nachdenklich machen.
Es gibt sie sie vereinzelt auch, Muster-Farmen, in denen die Tiere artgerecht mit direktem Zugang zu Wasser gehalten werden. Und hier haben auch die männlichen Büffel eine wesentlich positivere Perspektive.
„Ich bringe es nicht übers Herz, meine Kälber schon nach einem Monat vom Schlachter abholen zu lassen. Bei uns dürfen sie zwei Jahre leben und werden auch gut versorgt. Das kostet zusätzliches Geld, aber das ist uns die Sache wert. Wir haben inzwischen Verträge mit einigen Geschäften und Restaurants Verträge abgeschlossen, die unser Büffelfleisch abnehmen. So können wir einen Teil der Mehrkosten wieder hereinholen“, erklärt der Züchter Antonio Palmeri, dem das Tierwohl am Herzen liegt. (pp)
Link zur Webseite von „PETA“:
Link zu Webseite von „Vier Pfoten“:
Link zum Arte-Beitrag „Blutige Delikatesse“
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