26. April 2024Peter Pionke
Malte Krüger: Sein Anteil am Erfolg von Bayer Leverkusen
Dr. Malte Krüger (42) hat beim Bundesligisten SV Bayer Leverkusen die offizielle Funktion „Leiter Sportwissenschaft und Athletik“. Er studierte und promovierte an der Deutschen Sporthochschule Köln am Institut für Trainingswissenschaft. Schon 2009 hatte er im Rahmen einer Kooperation zwischen Bayer 04 und der Sporthochschule Kontakt mit den Leverkusener Profis von Bayer Leverkusen.
Malte Krüger wurde Leiter dieser Hochschulkooperation und wechselte Anfang 2019 ganz in die BayArena in direkter Nähe des Bayer-Kreuzes. Die STADTZEITUNG wurde schon 2017 auf die besondere Arbeit von Dr. Malte Krüger aufmerksam. Der interessante, informative Artikel von damals ist inzwischen schon beinahe ein zeitgeschichtliches Dokument, belegt er doch eine Entwicklung, die an Aktualität wenig eingebüßt hat:
Wissenschaft hat längst den Fußball erreicht
Wer sich den Neymar-Transfer vor Augen hält, erahnt die Dimensionen, um die es im heutigen Fußballgeschäft geht. 222 Millionen Euro hat der französichen Top-Club Paris St. Germain für den Wechsel des Brasilianers Neymar da Silva Santos Júnior vom FC Barcelona bekanntlich hingeblättert. Inzwischen kickt Neymar für Al-Hilal Riad in Saudi-Arabien.
Bei diesen Ablösesummen ist es kein Wunder, dass die Protagonisten sportliche Erfolge, zumal im Fußball, immer weniger dem Zufall überlassen wollen. Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft intensiv mit dem Leistungssport und mit der Frage, wie man Leistungen methodisch verbessern kann.
Einer der hier in der Fußball-Bundesliga erfolgreich arbeitet, ist der in Wuppertaler Sudberg beheimatete Dr. Malte Krüger. Der diplomierte Sportwissenschaftler liefert den Trainern von Bayer 04 Leverkusen objektive, individuelle Entscheidungshilfen und vermittelt in seiner Rolle als „Interface“ (Bindeglied) die neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnisse seines Arbeitgebers, der Sporthochschule Köln bzw. des angeschlossenen sportwissenschaftlichen Instituts Momentum.
Nahezu täglich befindet sich er zweifache Familienvater Malte Krüger auf dem Trainingsgelände der Leverkusener Bundesligamannschaft. Hier werden von ihm die aktuellen Spielerdaten von einem auf dem Rücken der Akteure befestigten GPS-System aufgezeichnet und ausgewertet. „Es ist ein Frühwarnsystem mit medizinischen, physiologischen und biometrischen Daten, das die Zahl der Verletzungen reduzieren kann“, erklärt Dr. Malte Krüger.
Die Ergebnisse sind täglich Grundlage für die Arbeit des Leverkusener Trainerteams. Weitere Messdaten werden aus einer umfangreichen Funktionsdiagnostik (Sprung-, Schnelligkeitstests etc.) und weiteren medizinischen Tests ermittelt. Hierzu zählen etwa der Wassergehalt des Körpers, die maximale Sauerstoffaufnahme, Sauerstoff-Zusammensetzungen und Verarbeitungskapazitäten.
Im biometrischen Bereich wurden Laufanalysen, Fußfehlstellungen und weitere körperliche Beeinträchtigungen wie Disbalancen etc. betrachtet. Auch Sehtests, 3D-Bodyscans und sogar zahnärztliche Untersuchungen sowie viele weitere Daten gehören dazu.
Bayer ist forschungsaffin
Die von Dr. Karl-Heinrich Dittmar geleitete medizinische Abteilung von Bayer 04 beschäftigt rund 20 Mitarbeiter. Malte Krüger fügt sich in dieses Team ein. Sein Arbeitsplatz – das eigentliche Herzstück – ist die „Werkstatt“ und befindet sich mit Blick auf das Trainingsgelände im dritten Stock der BayArena. Schwerkraftarmes Laufen wie auf dem Mond, Radeln wie in den Hochalpen, in einer Kältekammer frieren wie am Nordpol – hier ist nichts unmöglich.
Rekonvaleszenten rennen hier auf einem Anti-Schwerkraft-Laufband, den unteren Teil des Körpers von einem Luftsack umschlossen, in dem ein Überdruck herrscht. Je größer der Druck, desto geringer die Schwerkraft und damit die Belastung der angeschlagenen Hüfte, der Knie oder der Knöchel.
„Bayer ist von Hause aus forschungsaffin und sieht seinen Schwerpunkt eher in der Entwicklung junger Spieler als im Einkauf fertiger Akteure“, erklärt Krüger das Leverkusener Vorzeige-Modell. Pate dafür hat das „MilanLab“ des AC Mailand gestanden. Ziel des bereits im Jahre 2000 gegründetem „MilandLab“ war es, eine wissenschaftliche Fundierung zu finden, um Verletzungen zu minimieren und präventive Einflüsse zu entwickeln.
Auslöser für die Gründung des „MilanLab“ waren Häufungen von Verletzungen und die Verpflichtung des Argentiniers Fernando Redondo, der für die damalige Rekordsumme von 18 Millionen € von Real Madrid nach Mailand kam, seine Karriere wegen eines Kreuzbandrisses und etlicher Folgeverletzungen aber schon sehr früh beenden mußte.
60 Prozent Zufallsabhängig
Ob und wie die sportwissenschaftliche Erkenntnisse in Gänze umgesetzt werden können, muß sich indes jeweils im Praxistest erweisen und hängt auch vom Wissen und der Offenheit der jeweiligen Trainer ab, weiss Malte Krüger zu berichten.
Gerade im Fußball hänge der Erfolg wegen der im Verhältnis zu anderen Sportarten „brutal wenigen Toren“ von vielerlei Faktoren ab. So liege hier die „Zufallswahrscheinlichkeit“ nach einer Untersuchung von Dr. Yuel bei 60 Prozent.
In Kürze lesen Sie an gleicher Stelle ein aktuelles Interview mit dem erfolgreichen Sportwissenschaftler Dr. Malte Krüger.
TEXT: SIEGFRIED JÄHNE
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen