3. Mai 2024

Weltreisende Lena & Jan: Zwei Rucksäcke voller Erinnerungen

Sie haben sich einen Lebenstraum erfüllt! Die Unternehmensberaterin Lena Lichterbeck und ihr Lebensgefährte Jan Filipzik, PR-Experte und Ex-Chefredakteur der Wuppertaler Zeitung "talwärts", waren 16 Monate auf großer Weltreise und haben die Kontinente Asien und Amerika unter die Lupe genommen. Jetzt sind sie zurück in Wuppertal - im Gepäck tolle Eindrücke, neue Erfahrungen, bleibende Erinnerungen und unzählige Fotos.

Wieder glücklich in Wuppertal gelandet, die „Globetrotter“ Lena Lichterbeck und Jan Filipzik – © privat

In ihrer alten und neuen Heimat Wuppertal starten Lena Lichterbeck und Jan Filipzik jetzt mehr oder weniger wieder von vorn. Ihre Wohnung haben die beiden vor ihrem großen Abenteuer komplett aufgegeben, ihre Möbel und persönlichen Sachen wurden zum Teil eingelagert. Das bedeutet: Die sympathischen „Globetrotter“ sind gerade auf Wohnungssuche.

Lena Lichterbeck hat das große Pivileg, an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren zu können und gleichzeitig sogar noch befördert zu werden. Jan Filizik dagegen muss auf Jobsuche gehen und eine neue massgeschneiderte, berufliche Herausforderung erst einmal finden. Aber sein Name hat im Tal und darüber hinaus einen so guten Klang, da dürfte das nicht allzu lange dauern.

Die Rucksäcke sind noch nicht ganz ausgepackt, da haben Lena & Jan der STADTZEITUNG bereits ein informatives, spannendes und ehrliches Interview gegeben:

DS: Wie viele Kilometer haben Sie eigentlich insgesamt auf Ihrer Weltreise zurückgelegt?

Jan Filipzik: „Keine Ahnung, das haben wir beim besten Willen nicht durchgerechnet. Ich kann aber sagen, dass wir 17 Länder besucht haben und 16 Mal geflogen sind.“

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik auf ihrer Deutschland-Tour in Dresden vor der Frauenkirche – © reisen-ist.jetzt

DS: Wie teuer war Ihre 16monatige Tour durch die Welt?

Jan Filipzik: „Unsere Weltreise hat ziemlich genau 55.000 € gekostet. Inklusive der Kosten für Impfungen. Wir haben vorher einen Mittelwert kalkuliert und sind von einem Tagesbudget in Höhe von 100 € für uns beide ausgegangen. In Asien kommt man locker damit zurecht, in Amerika reicht der Betrag dagegen kaum. Wir hätten natürlich auch viel günstiger reisen können. Aber wir sind keine Anfang 20 mehr. Wir sind bewusst einen Mittelweg gegangen, haben uns mal etwas gegönnt und dann beispielsweise in Hotels übernachtet, um dann wieder einfache Unterkünfte zu buchen. Das war unsere Mischkalkulation:“

DS: Was war Ihr beeindruckendstes Erlebnis?

Lena Lichterbeck: „Für mich ganz eindeutig die Wanderung in Nepal. Das war die beeindruckendste Etappe, weil sie uns körperlich und auch mental Grenzen aufgezeigt hat, die wir aber überwunden haben. Die Landschaft ist atemberaubend und die Menschen waren total nett. Es ist dieses Gesamtpaket, das mich so beeindruckt hat. Da hat alles gestimmt. Das ist etwas, was einem in Erinnerung bleibt und was auch persönlich etwas mit einem gemacht hat. Das war definitiv mein Highlight. Ich glaube für Jan war es das Thema Amerika und die tollen Landschaften dort. Außerdem hat ihn Japan begeistert.“

Lena & Jan: Selfie im Glasfahrstuhl in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias – © reisen-ist.jetzt

DS: Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch einmal so eine Weltreise planen sollten?

Jan Filipzik: „Wenn du solange unterwegs bist und ein Land nach dem anderen bereist, kommt irgendwann der Punkt, an dem du irgendwie gesättigt bist. Man ist vollgesogen mit Eindrücken. Was man so in einem Land unternimmt, wiederholt sich ja immer wieder. Du schaust dir in den Städten die Architektur an, erkundigst dich nach guten Restaurants, interessierst dich für die  Zeugen der Geschichte, schaust Dir die Kirchen an, erkundest die Landschaft, das Meer und die Umgebung. Und das wiederholt sich beim nächsten Etappenziel. Deshalb würde ich keine  Reise mehr machen, die 16 Monate dauert, sondern viel kürzer ist. Man könnte beispielsweise vier Monate in aller Ruhe und ohne Hektik durch Südafrika reisen.  Nach einer längeren Auszeit in Deutschland wäre dann ein Trip nach  Schottland denkbar. Also Reisen in einzelnen, kürzeren Etappen und Abschnitten.“

DS: Wie eng war Ihre Reiseroute eigentlich getaktet?

Jan Filipzik: „Wir haben uns vorher ein paar Fixpunkte gesetzt. Wir wollten beispielsweise unbedingt nach Japan. Dort ist irgendwann die Taifun- und Regenzeit, das wollten wir uns nicht antun. Also haben wir Japan fest für Oktober eingeplant. Dazwischen war aber alles offen und wir konnten frei nach Lust und Laune entscheiden. Natürlich mussten wir uns ein wenig nach Visumslaufzeiten richten. Die Flüge haben wir aber fast immer vorab gebucht.“

Ein wahrer Höhepunkt für beide: Lena Lichterbeck und Jan Filipzik am Zielpunkt des „Larke Pass“, einem der längste Pässe im Himalaya (Nepal) – © reisen-ist.jetzt

DS: Welche Länder haben Sie ganz bewusst ausgelassen?

Lena Lichterbeck: „Den Kontinent Australien und Neuseeland haben wir ausgeklammert und auch Afrika komplett ausgelassen. Ebenso Mittelamerika, weil Jan dort schon einmal gewesen ist. Wir wollten uns mehr auf Asien und Nord- und Süd-Amerika konzentrieren. Eigentlich wäre Myanmar die erste Etappe unserer Weltreise gewesen. Aber das war aufgrund der politischen Situation dort nicht möglich. Deshalb haben wir beschlossen, als Erstes nach Malaysia zu fliegen.“

DS: Ist denn geplant, die jetzt ausgelassenen Länder bei einer zweiten Weltreise zu besuchen?

Jan Filipzik: „Eine zweite Weltreise haben wir in absehbarer Zeit nicht auf unserer Agenda! Was Fernreisen angeht, sind wir erst einmal satt. Wir wollen uns jetzt verstärkt auf Deutschland und Europa konzentrieren, z.B. nach Schottland reisen, wo wir noch nicht gewesen sind. Eine Weltreise ist schließlich kein verlängerter Urlaub. Man ist fast ständig mit Planung und Organisation beschäftigt: Wie kommen wir von A nach B, wo finden wir die nächste Unterkunft. Wo können wir einkaufen, wo unsere Wäsche waschen? Umso schneller man reist, desto größer ist der Stress. Alle paar Tagen musst du wieder deine Klamotten in deinem Rucksack verstauen und schleppst ihn dann für die Weiterreise zum Überland-Bus, zum Flugzeug oder zum Schiff. Meinen Rucksack werde ich jetzt so schnell nicht vermissen.“

Lena Lichterbeck und Jan Filipzik geniessen die Tage auf der Trauminsel Lombok in Indonesien  – © reisen-ist.jetzt

Lena Lichterbeck: „Ich könnte mir auch gut vorstellen, in Zukunft kürzere Reisen zu unternehmen, für maximal zwei bis drei Monate. Es war toll, dass wir das jetzt einmal gemacht haben, aber es muss jetzt auch kein zweites Mal sein.“

DS: Sie waren jetzt monatelang rund um die Uhr zusammen. Wie haben Sie es geschafft, zwischenmenschliche Probleme erst gar nicht erst aufkommen zu lassen oder sie im Keim zu ersticken?

Jan Filipzik: „Solche Probleme gab es – ehrlich gesagt – schon. Man kennt seinen  Partner von zuhause. Man weiß, wie er tickt. Wenn es Probleme gibt, werden sie angesprochen, Lösungen gefunden. Aber da ist man auch nicht 24 Stunden am Tag zusammen. Auf einer Weltreise ist alles ganz anders, da kommen plötzlich ganz andere Themen auf. Man stellt auf einmal fest, dass man unterschiedliche Vorstellungen hat und gerät deshalb aneinander. Man muss dann über Dinge reden, die vorher nie ein Thema waren. Da gab es schon einige Situationen, in denen wir lange und viel diskutiert haben. Diese Gespräche waren sehr wichtig und letztlich immer  zielführend. Ich kann sagen, dass wir uns unterm Strich super verstanden und die gemeinsame Reise total genossen haben. Aber manchmal war es auch ganz schön anstrengend.“

Lena Lichterbeck: „Ich sehe das ähnlich. Das Thema Kommunikation ist essenziell. Wir haben selten in den sieben Jahren, in denen wir zusammen sind, so viel über uns gesprochen, über unsere Vorstellungen und was uns bewegt. Mann muss seinem Partner möglichst diplomatisch klar machen, welche Wünsche und Bedürfnisse man hat. Reden, reden und nochmals reden ist da der beste Ratschlag, den ich geben kann. Man sollte auch eine gewisse Gelassenheit entwickeln. Man ist 24 Stunden zusammen und man hat auch keinen Rückzugsraum. Auf keinen Fall sollte man wegen Kleinigkeiten einen Streit vom Zaun brechen. Es kann nur funktionieren, wenn beide Seiten Rücksicht aufeinander nehmen. Es war ein sehr lehrreiches Jahr für uns, aber letztendlich haben wir diese Prüfung ja bestanden.“

Die Stippvisite in Japan war für Lena Lichterberg & Jan Filipzik eines der großen Highlights auf ihrer Weltreise – © reisen-ist.jetzt

DS: Was ist die größte Herausforderung einer solchen Reise?

Lena Lichterbeck: „Als Land war Indien für mich die größte Herausforderung. Sehr fremd, sehr laut, sehr dreckig, sehr hektisch. Von allem ein bisschen zu viel. Dann diese Armut. Das hat uns teilweise an Grenzen gebracht.“

Jan Filipzik: „Ich bin es eigentlich gewohnt, immer etwas zu tun. Gegen Ende unserer Weltreise gab es dann aber den Punkt, an dem eigentlich alles geregelt war und ich in Prinzip nichts machen konnte. Das war in Kuba der Fall. Man hat dort schon mit einem halben Auge nach Deutschland geschielt. Nichts mehr zu tun zu haben, einfach nur abzuwarten und die Dinge laufen zu lassen, das war für mich eine echte Herausforderung.“

DS: Wäre eine solch komplexe Reise aus Ihrer Sicht ohne Hilfsmittel wie Smartphone, Tablet und Internet überhaupt möglich?

Jan Filipzik: „Möglich ist das natürlich, das habe ich früher auch gemacht. Ich war beispielsweise vor 20 Jahren in Indien – und das ohne Smartphone. Das war schon krasser. Aber mit den elektronischen Hilfsmitteln ist alles viel einfacher und  bequemer. Auf der anderen Seite ist eine solche Reise dann ein bisschen weniger Abenteuer. Wenn wir jetzt allerdings ohne Smartphone in Japan gewesen wären, hätten wir nichts lesen können. Allein beim Einkauf gäbe es Riesenprobleme: Ist das jetzt Salz oder Zucker? Ohne die Übersetzungs-App auf dem Smartphone hätte man keinen Schimmer. Auch die Kommunikation mit den Menschen vor Ort wird durch das Smartphone selbstverstänlich viel leichter. Viele sprechen in asiatischen Ländern kein Englisch. Und mit einem selbst auferlegten Handy-Verzicht ist das ja so eine Sache: Man kann sich ja vornehmen, das Smartphone nicht oder nur selten zu nutzen, am Ende macht man es dann doch.“

Die unglaubliche Weite und die bizarren Landschaften haben Lena & Jan in den USA fasziniert – © reisen-ist.jetzt

DS: Was nehmen Sie von all den Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken für Ihr weiteres Leben mit?

Jan Filipzik: „Ein Stück weit Gelassenheit. Und auch die Erkenntnis und Gewißheit, dass man nichts festhalten kann, egal wo du bist und ob du gerade ein atemberaubendes Bergpanorama genießt, am Ende ist auch dieser Moment gnadenlos wieder vorbei, genau wir die gesamte Weltreise. Ich empfinde so eine gewisse Grundentspannung, weil man unterwegs gemerkt hat, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Du lebst 16 Monate aus einem kleinen Rucksack und hast eigentlich alles dabei, was du wirklich benötigst.“

Lena Lichterbeck: „Das unterschreibe ich alles. Was bei mir noch hinzu kommt, ist das Thema Offenheit und Vertrauen anderen Menschen gegenüber. Wir haben in den 16 Monaten keine einzige negative Erfahrung gemacht. Alle Menschen, die wir getroffen haben, waren aufgeschlossen, hilfsbereit und freundlich. Ich bin eigentlich von Natur aus ein Mensch, der am Anfang etwas distanzierter und skeptischer sein kann. Das hat sich jetzt dahingehend geändert , dass ich mir sage: Es ist viel spannender, offen auf die Menschen zuzugehen und zu erfahren, was sie für eine Geschichte zu erzählen haben und was ich von ihnen lernen kann. Man sollte unvoreingenommen auf Menschen zugehen und auch ohne Vorurteile in fremde Länder reisen. Sehr oft wurden unsere Erwartungen positiv enttäuscht.“

Lena Lichterbeck mit einem süßen, niedlichen Alpaca-Baby in Peru – © reisen-ist.jetzt

DS: Sie haben unterwegs viel Armut gesehen. Wie sind Sie damit umgegangen?

Lena Lichterbeck: „Am Anfang war es für mich sehr schwer, die große Armut mitzuerleben, die einem gerade in Indien ständig begegnet. Man muss ehrlicher Weise sagen, dass man im Laufe der Zeit ein wenig dagegen abstumpft, schon allein aus Selbstschutz. Die große Armut macht einem auf der anderen Seite bewusst, was man selbst für ein privilegiertes Leben führt. Das macht einen ein Stück weit dankbarer und demütiger.“

DS: Gibt es ein Land, in dem Sie gern auf Dauer leben würden?

Jan Filipzik: „Nein, wirklich nicht. Irgendwann spürt man, dass Deutschland als Heimat schon wahnsinnige Vorteile hat, so sehr man über unser Land auch schimpft und durchaus berechtigte Kritik übt. Es fängt schon bei der Sprache an. Wenn du in einem Land lebst, musst du die Sprache beherrschen können. Sonst kannst du nicht optimal am Leben teilnehmen, man ist dann immer so ein wenig außen vor. Ich empfinde es als schön, wieder in Deutschland zu sein und wieder deutsch sprechen zu können, nicht nach Worten ringen zu müssen. Ich habe einen Riesenrespekt vor Menschen entwickelt, die nach Deutschland kommen, teilweise hochgebildet sind, aber unsere Sprache noch nicht beherrschen. Sie sind dadurch ganz einfach ausgegrenzt.“

Jan Filipzik raucht in Kuba mit einem Einheimischen eine der weltberühmten kubanischen Zigarren – © reisen-ist.jetzt

Lena Lichterbeck: „Uns ist unterwegs sehr klar geworden, dass wir in Deutschland leben wollen, weil wir das System und die Strukturen mögen und uns hier sehr wohl fühlen. Das haben wir in keinem anderen Land so vorgefunden. Ich könnte mir zwar vorstellen, für ein paar Monate mal in Singapur zu leben, würde aber nicht dauerhaft dahin auswandern.“

DS: Sind Sie bei Ihrer Wohnungssuche schon fündig geworden?

Jan Filipzik: „Wir haben schon etwas Ausschau gehalten, aber noch keine Wohnung fest ins Auge gefasst. Wir lassen uns Zeit, das passende Zuhause  zu finden.“

DS: Wissen Sie schon, wie es beruflich bei Ihnen weitergeht?

Lena Lichterbeck: „Ich kehre in meine alte Firma zurück. In der Unternehmensberatung übernehme ich im Bereich Personal-Diagnostik die Team-Leitung für Vertrieb und operatives Geschäft. Es ist sicherlich nicht der Standartfall, dass man 16 Monate weg ist und dann sogar eine höherwertige Stelle angeboten bekommt. Darüber freue ich mich natürlich sehr.“

Locker, gut gelaunt und ohne Rucksack: Jan Filipzik bei der Vorstellung seines Buches in der Buchhandlung Jürgensen in Vohwinkel – © Lena Lichterbeck

Jan Filipzik: „Ich bin noch auf der Suche. Ich halte die Augen offen. Zuletzt habe ich im Bereich PR, Kommunikation, Projektmanagement und Consulting gearbeitet. In diesem  Bereich würde ich auch jetzt gern wieder tätig werden.“

DS: Gerade ist Ihr Buch „Reisen ist jetzt“ erschienen. Ein einmaliges Projekt oder kommt da noch etwas nach?

Jan Filipzik: „In dem Buch berichte ich von unserer Reise durch Deutschland, von den Vorbereitungen und dem ersten Teil der Weltreise. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, ein weiteres Buch zu schreiben, über den zweiten Teil unserer Reise, über das Zurückkommen nach Deutschland und darüber, wie die Reise unser Leben beeinflusst hat. Ob es dazu kommt, hängt aber sicher auch davon ab, wie mein gerade veröffentlichtes Buch „Reisen ist jetzt“ angenommen wird.“

DS: Vielen Dank für das offene, informative und spannende Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

 

„REISEN IST JETZT“ – das Buch von Jan Filipzik

Erscheinungsdatum: 02. Mai 2024

Verlag: Harderstar

Preis: 9,80 €

ISBN: 978 90 833609 8 0

HIER KÖNNEN SIE DAS BUCH BESTELLEN:

https://www.harderstar.de/product-page/reisen-ist-jetzt-einmal-alles-auf-anfang

Großer Andrang bei der Buchvorstellung von Jan Filipzik bei der Buchhandlung Jürgensen in Vohwinkel – © Lena Lichterbeck

 

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