1. Juni 2024

Traum von der Rettung geplatzt: Der BHC steigt ab

Der Bergische HC ist sportlich aus der Handball-Bundesliga (HBL) abgestiegen! Gegen den Tabellendritten SG Flensburg-Handewitt unterlagen die Bergischen Löwen quasi im Endspiel um den rettenden Platz 16 klar mit 30:40 (14:16). Nach dem 30:29-Sensations-Erfolg bei den Füchsen Berlin hatte der BHC noch einmal Hoffnung geschöpft. Doch dazu wären ein Erfolg gegen Flensburg und eine Niederlage Erlangens bei Hannover-Burgdorf zwingend notwendig grwesen

Pure Enttäuschung: (v.l.) Isak Persson, Eloy Morante Maldonado und Yannik Fraatz – © Jochen Classen

Die Erlanger verloren zwar nach langer Führung am Ende mit 23:27 in Hannover, aber der BHC konnte gegen Fensburg nur bis zur Pause mithalten. Doch danach brachen alle Dämme. Der Sturz in die 2. Bundesliga hatte sich bereits nach einer schwachen Saisonleistung und einer langen Niederlagen-Serie abgezeichnet.

Noch klammern sich die Verantwortlichen an einen letzten Strohhalm: Den Nichtabstieg am grünen Tisch! Wegen einer Finanzlücke im Etat hatte die HBL dem HSV Hamburg die Lizenz für Saison für die Saison 2024/25 zunächst verweigert. Das hätte den Zwangsabstieg der Hamburger zur Folge gehabt und der BHC wäre als Tabellenvorletzter in der Liga geblieben.

Doch in der vergangenen Woche hatte das Schiedsgericht entschieden: Der HSV bekommt die Lizenz doch, vorausgesetzt, er liefert bis zum kommenden Mittwoch (05.06.) den Nachweis der geforderten  Sichheitsleistungen. Schlechte Nachrichten für den BHC, der jetzt seinerseits das Schiedsgericht angerufen hat. Es bleibt also spannend.

Gab auch im letzten Spiel für den BHC noch einmal alles: Linus Arnesson – © Jochen Classen

Die Enttäuschung beim Bergischen HC war nach der Niederlage gegen Flensburg  riesengroß. So groß, dass die Geschäftsführung den PSD BANK DOME in Düsseldorf bereits vor der Verabschiedung von zehn verdienten Spielern, darunter Kapitän Linus Arnesson, verlassen hatte.

Der Auftakt ins Duell gegen den Tabellendritten verlief aus BHC-Sicht noch erfolgreich. Christopher Rudeck begann stark zwischen den Pfosten, vorne erarbeiteten sich die Hausherren im mit knapp 5.200 Zuschauern gefüllten PSD BANK DOME gute Gelegenheiten. Die fanden zwar nicht alle den Weg ins Netz, doch in den ersten 25 Minuten lagen die Gastgeber stets vorne.

Bis dahin funktionierte das Tempospiel, aber auch der gebundene Angriff. Je länger die Partie dauerte, desto effektiver griffen die Flensburger an und desto mehr machten sich ungenutzte BHC-Chancen bemerkbar. Gleich vier Siebenmeter ließen die Hausherren in einer Phase liegen, in der sie auch sonst keine Tore erzielten. So wurde aus einem 14:12-Vorsprung nach 25 Minuten ein 14:16-Pausenrückstand.

Mit Tränen in den Augen und sichtlich bewegt verabschiedete sich Linus Arnesson von den BHC-Fans – © Jochen Classen

Fünf Minuten nach Wiederbeginn lagen die Bergischen sogar 15:20 hinten – was halbzeitübergreifend einen 1:8 Torelauf bedeutete. Einzig Grega Krecic hatte in dieser Phase getroffen. Die Chancen auf eine Überraschung waren damit auf ein Minimum gesunken. Zwar warfen die Löwen noch einmal alles rein, erzielten auch noch viele Tore, schafften es aber nicht, die Flensburger entscheidend in ihren Angriffsbemühungen zu stoppen. Die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff war im PSD BANK DOME mehr als spürbar.

Der sportliche Abstieg tat weh, auch die Verabschiedungen drückten auf die Stimmung. Tobias Schmitz, Aaron Exner, Antoni Doniecki, Grega Krecic, Tim Nothdurft, Peter Johannesson und Tom Kare Nikolaisen winkten den BHC-Fans ein letztes Mal. Linus Arnesson, der den Verein nach sieben Saisons verlässt, richtete mit Tränen in den Augen noch einige Worte an sie. Der Schwede war sichtlich angefasst und bedankte sich bei allen für die sieben Jahre, die nun zumindest sportlich ein so bitteres Ende nahmen.

Am Boden zerstört: (v.l.) Djibril M’Bengue, Christopher Rudeck, Noah Beyer und Tim Nothdurft – © Jochen Classen

Stimmen zum Spiel

Markus Pütz: „Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen, haben daran geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen können, um noch 16. zu werden. Aber leider verlieren wir etwa ab der 20. Minute den Zugriff in der Abwehr und bekommen ihn auch nicht mehr wirklich wieder. Dazu machen wir in einer Phase vorne die Tore nicht, vergeben vier Siebenmeter und auch drei oder vier Chancen aus sechs Metern. Hätten wir die Führung da etwas ausgebaut, könnte die zweite Halbzeit trotz insgesamt leerer Akkus anders laufen. So aber war es dann auch eine Kraftfrage bei uns, während es Flensburg gut runterspielt. Wir müssen akzeptieren, dass es heute nicht gereicht hat. Trotzdem sage ich insgesamt, dass wir stolz sind, wie sich die Mannschaft in den letzten sechs Wochen präsentiert hat. Das war so, wie wir das beim BHC haben wollen. Heute haben wir nicht die Saison verloren, es war einfach in der Summe zu wenig.“

Fabian Gutbrod: „Die Flensburger haben irgendwann aufgehört, Fehler zu machen. Kevin Möller hat im Tor ein wahnsinnig gutes Spiel gemacht, und die SG ist qualitativ einfach unglaublich gut. Das haben sie ab der 20. Minute gnadenlos gezeigt. Wir sind heute sportlich abgestiegen. Ich finde auch, zu Recht. So hart muss man sein, aber es war sportlich nicht gut genug, was wir in dieser Saison gezeigt haben. Das tut unglaublich weh. Wir haben über eine ganz lange Phase in  dieser Saison nicht das Gesicht gezeigt, das wir zeigen wollen. Da sprechen wir über eine Art und
Weise, die wir nicht an den Tag gelegt haben, wie wir uns das wünschen. Hätten wir das getan, bin ich überzeugt, dass wir es auch sportlich geschafft hätten.“

Enttäuscht und nachdenklich: BHC Geschäftsführer Jörg Föste – © Jochen Classen

Bergischer HC – SG Flensburg-Handewitt 30:40 (14:16)

Bergischer HC: Rudeck, Johanesson – Nothdurft (3), Beyer (2), Andersen (4), Stutzke (8), Morante (2), Babak (1), Arnesson (2), Ladefoged (4), Seesing, Doniecki, M´Bengue (2), Krecic (1), Fraatz, Persson (1). Trainer: Anor Gunnarsson

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Möller – Pytlick (6), Golla (4), Einarsson (9), Larsen (1), Gottfridsson (6), Jorgensen (2), Hansen (3), Horgen, Pedersen (1), Zivkovic, Jakobsen (6/1), Smits, Blagotinsek (1), Kjaer Moller (1). Trainer: Nicolej Krickau

Schiedsrichter: Nils Blümel und Jörg Loppaschewski
Siebenmeter: 0/4 – 1/1
Zeitstrafen: 4 – 2 (Nothdurft, M´Bengue, Ladefoged, Fraatz – Golla, Blagotinsek)

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