14. Juni 2024

Ein Leben an der Kette: So werden „glückliche Kühe“ gequält

In Werbespots und Imagevideos des bekannten Molkerei Ehrmann sind glückliche Kühe auf grünen Wiesen zu sehen. Diese Bilderbuch-Romantik hat aber - wie Recherchen der Tierrechtsorganisation ANINOVA (ehemals Deutsches Tierschutzbüro) ergaben - mit der Realität sehr wenig zu tun.

Jan Peifer, engagierter Tierschützer und Vorstandsvorsitzender der Tierrechtsorganisation ANINOVA – © ANINOVA

Jan Peifer und seinem Team liegen Aufnahmen aus zwei Milchkuh-Betrieben aus dem Landkreis Unterallgäu vor, die ein ganz anderes Bild von der grauen Wirklichkeit zeichnen: „Die Kühe werden dort lebenslang an Ketten gehalten, umdrehen ist nicht möglich“, sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender von ANINOVA.

Inzwischen hat die Tierrechtsorganisation mit Unterstützung von Autor Maximilian Pollux, Schauspieler Daniel Noah und Musiker Pikayzo ein entlarvendes Video bei Instagram veröffentlicht. Bereits nach wenigen Stunden hat das Video tausende Aufrufe erreicht. Weitere Informationen hier.

Jan Peifer: „Die heile Welt in den Werbespots und Imagevideos scheint zumindest nicht für alle Kühe zu existieren, deren Milch bei Ehrmann verarbeitet wird. Saftig-grüne Alpenwiesen, wie sie in den TV-Spots zu sehen sind, sucht man auf den Aufnahmen, die uns vorliegen, jedenfalls vergeblich.“

Entlarvendes Videomaterial wurde der Tierrechtsorganisation zugespielt

Das schockierende Videomaterial aus zwei Zulieferbetrieben ist der Tierrechtsorganisation zugespielt worden. Die Aufnahmen sind bei zwei Milchbauern im Landkreis Unterallgäu (Schwaben, Bayern) entstanden. Die Landwirte erklären ausdrücklich, dass sie der durch Werbung in Funk und Fernsehen bekannten Molkerei Milch liefern – teilweise schon seit über zehn Jahren.

„Es sind Betriebe mit 20 bis 50 Kühen. Genau mit solchen kleinen Höfen wirbt das Unternehmen auf seiner Website und will damit eine artgerechte Tierhaltung suggerieren, die es aber nicht gibt“, moniert Jan Peifer. Zumindest nicht in den beiden besagten Betrieben.

Angebundene Kühe im Stall auf den entlarvten beiden Milchbauernhöfen – © ANINOVA

Die Aufnahmen zeigen Kühe, die mit Ketten und Bändern am Hals fixiert sind, die sogenannte Anbindehaltung. „Die Tiere können sich weder bewegen noch umdrehen, so eng sind die Ketten“, kritisiert Jan Peifer. In diesen beiden Betrieben kommt noch hinzu, dass die Kühe ganzjährig angebunden gehalten werden. „Bis zum Tod angebunden, ein Leben an der Kette – ich glaube, es gibt kaum etwas Schlimmeres, was einem Tier angetan werden kann“, so der engagierte Tierschutz-Aktivist.

ANINOVA liegt zudem auch aus einem dritten Zulieferbetrieb Bildmaterial vor. Darauf ist zu sehen, dass bereits Jungrinder angebunden werden. Die Anbindehaltung verstößt bereits seit Jahren gegen das Tierschutzgesetz, dennoch wird sie von den Behörden geduldet.

Auf politischer Ebene wird derzeit ein (Teil-)Verbot diskutiert. Ob und wann eine verbindliche Entscheidung getroffen wird, ist derzeit jedoch unklar. „Wir fordern die Veterinärbehörde auf, ihrer Pflicht nachzukommen und jetzt durchzugreifen“, fordert Jan Peifer. Er hat die zuständigen Veterinärämter in Mindelheim informiert und dabei auch das Bild- und Videomaterial mitgeschickt.

Die gezeigten Mißstände in den Kuhställen sorgen für Empörung

Jan Peifer macht eine klare Ansage: „Wir haben auch der Molkerei Ehrmann die Aufnahmen inkl. der Anschrift der Betriebe geschickt. Zudem wurden  Supermärkte von uns kontaktiert. Ehrmanns Produkte werden in fast allen Discountern und Supermärkten angeboten. Die Lebensmittelanbieter haben eine Verantwortung gegenüber den Tieren und den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie haben die Macht, etwas zu verändern, dies sollten sie im Sinne der Tiere auch tun!“

Für viel Wirbel und Empörung sorgt bereits jetzt das von ANINOVA veröffentlichte Video. Es hatte bei Instagram binnen weniger Stunden tausende Aufrufe. In dem Video sind auch der Autor und Anti-Gewalttrainer Maximilian Pollux, Schauspieler Daniel Noah und Musiker Pikayzo zu sehen. Auch Schauspieler Daniel Noah findet deutliche Worte. Und Musiker Pikayzo erklärt: “Wenn ich solche Bilder sehe, werde ich unfassbar wütend”.

Das hochmotivierte ANINOVA-Team: (v.l.) Corinna, Lisa, Claudia, Jan Peifer, Eva, Denise und Kira – © ANINOVA e.V.

Für ihn sei es moralisch nicht vertretbar, Milchprodukte zu konsumieren. Ganz ähnlich sieht es Autor Maximilian Pollux: “Es gibt kein Tierprodukt ohne Tierleid, deshalb bleibt eigentlich nur die vegane Ernährung.” Schockiert hätten ihn die Aufnahmen jedoch nicht, denn Anbindehaltung sei schließlich bei vielen Molkerei-Zulieferbetrieben trauriger Alltag.

„Ich kann nur jedem Menschen raten, auf Ehrmann und andere tierische Produkte zu verzichten, denn nur so kann den Tieren wirklich geholfen werden“, vertritt Jan Peifer kompromisslos seinen Standpunkt.

Heile Welt darf Verbrauchern nicht vorgegaukelt werden

Wer aber nicht auf Milchprodukte verzichten möchte – was jeder ganz persönlich für sich entscheiden muss – der sollte zumindest sicher sein können, dass die in Werbung so gern als „glückliche Kühe“ bezeichneten Milchlieferanten art- und tiergerecht gehalten werden. Und außerdem sollte den Verbrauchern nicht vorgegaukelt werden, die Kühe würden die ganze Zeit auf idyllischen, grünen und saftigen Weiden verbringen, die sie in Wirklichkeit nicht eine Sekunde in ihrem Leben zu sehen bekommen.

Engagieren sich für die gequälte Kühe: (v.l.) Musiker Pikayzo, Schauspieler Daniel Noah und Autor Maximilian Pollux – © ANINOVA

Link zum Video über die gequälten Kühe:

https://aninova.org/aufdeckung/so-leiden-kuehe-fuer-ehrmann/

 

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