14. Juni 2024Peter Pionke
Marvin Klotzkowsky sorgt für neuen Schwung beim WSV
DS: Sie kamen als Marketingfachmann zum WSV und bekleiden hier seit dem Frühjahr einen der drei Vorstandspositionen. Glückwunsch zu ihrer Berufung! Auf ihren Schultern lasten große Erwartungen, wie wollen Sie denen gerecht werden?
Marvin Klotzkowsky: „Wir haben einen Fünf-Jahresplan. Erstes Ziel ist die Schaffung eines starken, tragfähigen Fundaments mit Struktur und in erster Linie den Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit im Rahmen eines neuen Leitbildes. Daneben gilt es, den Verein insgesamt wieder breiter aufzustellen. Bei uns sollten wieder viele Sportarten ihren Platz finden.“
DS: Was befähigt Sie für diese schwierige Aufgabe?
Marvin Klotzkowsky: „Während und nach meinem BWL-Studium habe ich Erfahrungen in diesem Metier gesammelt, und zwar insbesondere beim FC St. Pauli, Bayer Leverkusen, dem Drittligisten FSV Zwickau als Geschäftsführer und nicht zuletzt auch bei WSV selbst, bei dem ich von 2017 bis 2019 tätig war. Ich habe in dieser Zeit u.a. mit Andreas Rettig, damals Geschäftsführer beim FC St..Pauli, heute DFB-Geschäftsführer sowie Rudi Völler Kontakt gehabt und konnte mir ein gutes Netzwerk aufbauen. Prägend war für mich die Zeit beim FSV Zwickau, wo es uns gelungen war, die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden und den Verein nach dem Abstieg aus der 3. Liga in die Regionalliga Nord-Ost zu stabilisieren.“
DS: Wo sehen Sie hier ihren Anteil und was gedenken Sie auf Wuppertal zu übertragen?
Marvin Klotzkowsky: „Am Anfang steht die regelmäßige Kommunikation zum Fan, zur Wirtschaft, Politik und Medien. Allen soll eine Nähe zum Verein vermittelt werden, in der sich diese wiederfinden. Ein Fußballspiel sollte ein Ereignis sein, zu dem man nicht nur wegen des Fußballes geht, sondern auch ein ansprechendes Rahmenprogramm findet, das Vergnügen bereitet. Hier hat dann auch die Wirtschaft eine Chance, ihre speziellen Botschaften zu senden und ihre Ziele zu erreichen. Und wir müssen in der Stadt präsenter und sichtbarer werden.“
DS: Aber es geht am Ende doch auch um einen Millionen-Etat, den es zu sichern gilt. In Wuppertal gibt es zahlreiche Firmen mit Weltgeltung, die sich hier anderen Sportarten und Vereinen zuwenden, warum konnte der WSV diese bisher nicht gewinnen und wie wollen Sie das künftig anstellen?
Marvin Klotzkowsky: „Wir sind dabei die Fäden neu zu spinnen, erste zielführende Gespräche haben bereits stattgefunden. Wir hoffen schon im Herbst mit entsprechenden Ergebnissen aufwarten zu können. Die Unternehmen und Geschäftspartner haben mit Recht den Anspruch, für ihre Investitionen etwas zückzubekommen. Hier können wir deutlich machen, dass der WSV mit seiner Medienpräsenz schon jetzt eine bundesweite Reichweite hat.“
DS: Noch einmal konkret gefragt: Der Bergische HC hat es beispielsweise geschafft, große bergische Unternehmen wie u.a. Coroplast, Vorwerk, Knipex, Barmenia oder Erfurt für sich zu gewinnen. Warum gelingt das einem bundesweit bekannten Traditionsverein wie dem Wuppertaler SV nicht?
Marvin Klotzkowsky: „Es liegt vor allem daran, dass in den letzten Jahren eine Kontinuität in den Strukturen gefehlt hat. Zugleich haben wir es nicht verstanden, passgenaue Vermarktungskonzepte zu erstellen und mit einer gewissen Loyalität und Seriosität zu arbeiten. Dies schreckt ab und deshalb ist es uns nicht gelungen, die regional-großen Unternehmungen für uns zu gewinnen.“
DS: Hört sich gut an. Und wie sprechen sie die Unternehmen und auch den „normalen“ Fan an? Können Sie Beispiele nennen?
Marvin Klotzkowsky: „Natürlich, das sehen wir auch so, jedes Unternehmen kann uns unterstützen. So hat es sich z.B. bewährt, dass Unternehmen für ihre Mitarbeiter ein steuerbegünstigte 44-Euro-Ticket für ihre Mitarbeiter erwerben, dass den Eintritt, einen Fan-Schal, Getränk und eine Bratwurst beinhaltet. Wenn wir da 100 bis 300 Tickets verkaufen, ist das schon ein wichtiger Baustein. Wir kennen Firmeninhaber, die zum Zwecke der Mitarbeiterbindung regelmäßig gemeinsame Stadionbesuche auf dem Programm haben. Das wird von uns ausgebaut.“
DS: Wir haben anlässlich des ersten Trainings der slowenischen Nationalmannschaft im Stadion am ZOO geschrieben: „Für den Wuppertaler SV dürfte die neu entfachte Begeisterung ein wichtiges Signal sein. Ihre beiden sympathischen jungen Moderatoren Sam Barth und Jonas Pütz fachten die Stimmung vor allem unter den Kids in gekonnter Manier an. Ihre Frage über den Stadionlautsprecher, wer den schon einmal im Stadion gewesen wäre, beantwortete ein Großteil der Besucher mit „nein“. Das zu ändern, müsste für den Verein freilich in der Zukunft Aufgabe und Ansporn zugleich sein.“ Ist das ein Ansatzpunkt?
Marvin Klotzkowsky: „Sie haben völlig recht. Wenn man sich beim WSV die Tribüne nach Altersschnitt sieht, fehlen da glatt zwei Generationen. Hier wollen und müssen wir ansetzen. Wir möchten uns in Zukunft dieser jungen Generation widmen und werden jungen Bürgern demnächst mit Unterstützung unserer Partner Schülerhilfen bei Hausaufgaben, Mittagessen, Sprachkurse und Bewerbungshilfen anbieten. Sehen Sie aber bitte auch unsere jetzt gute und erfolgreiche Jugendarbeit, auf der lässt sich aufbauen.“
DS: Das alles kostet Personal, Zeit und Energie. Wie wollen Sie das realisieren?
Marvin Klotzkowsky: „Richtig, aber erstens haben wir schon jetzt sehr gutes Personal und wir gewinnen Partner, die uns dabei unterstützen.“
DS: Wagen Sie eine Prognos für die kommende Saison?
Marvin Klotzkowsky: „Ich glaube, dass wir zusammen mit Gaetano Manno und unserem neuen Trainer René Klingbeil eine gute Mannschaft zusammengestellt haben. Mein Wunsch ist ein Platz unter den ersten sechs, wir werden sehen, wie es anläuft. Mein Fußballer-Wahlspruch ist „Hinten kackt die Ente“.“
DS: Vielen Dank für das interessante Gespräch. Wir wünschen Ihnen auch im Interesse Wuppertals viel Erfolg!
Das Interview führte Siegfried Jähne
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