10. Mai 2024Peter Pionke
„Hautsache“ Sonnenschutz beim Sonnenbad im Sommer
Sommerzeit – Sonnenzeit! Immer noch ist in den Augen vieler Menschen erstrebenswert, eine gebräunte Haut zu bekommen. Doch die Haut den UV–Strahlen unserer Sonne auszusetzen, birgt Risiken. Treffen kurzwellige UVB – Strahlen ungeschützt unsere Haut, kann ein Sonnenbrand ausgelöst werden. Das UVB Spektrum erreicht nur die oberen Hautschichten und regt die langfristige Bräune an. Langwellige UVA – Strahlen dringen tiefer in unsere Haut ein und sorgen für eine Beschleunigung der Hautalterung.
Beide Spektren haben eines gemeinsam: Sie steigern das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich.
Hier die aktuelle Zahlen: In Deutschland werden bei ca. 250 000 Menschen pro Jahr Formen des hellen Hautkrebses diagnostiziert. Im Wesentlichen unterscheidet man dabei zwischen dem Basalzellcarzinom (früher Basaliom ) und dem Plattenepithelcarzinom (sog. Spinaliom-Stachelzellkrebs ).
16.000 erkranken jährlich am schwarzen Hautkrebs
Rund 16.000 Menschen erkranken jährlich an dem sogenannten schwarzen Hautkrebs, dem malignen (bösartigen) Melanom. An der Entstehung dieser beiden Hautkrebs-Varianten ist die Sonne mit ihrem UV – Spektrum maßgeblich mit beteiligt. Jeder Vierte erleidet öfter einen Sonnenbrand, nur jeder Dritte schützt seine Haut vor der Sonne.
Hier die wichtigsten Empfehlungen zum Sonnenschutz aus dermatologischer Sicht:
Grundsätzlich ist das Sonnenbad im Solarium nicht zu empfehlen, auch nicht als Vorbereitung der Haut auf die Sonnenexposition im Urlaub. Diese zusätzliche UV – Quelle erhöht nur unnötig das Hautkrebsrisiko und lässt die Haut schneller altern.
Speziell im Urlaub sollte die Haut vielmehr vorsichtig an die Sonne mit kurzen Besonnungzeiten gewöhnt werden, selbstverständlich immer unter Verwendung von geeigneten Sonnenschutzmitteln mit ausreichend hohen Lichtschutzfaktoren (LSF). Diese wirken heute im UVB und UVA Spektrum.
Was ist nun bei der Auswahl des Sonnenschutzes wichtig? Man sollte seinen Hauttyp kennen, je heller und damit keltischer (Hauttypen I-II), umso höher sollte der Lichtschutzfaktor ausfallen. Die Bandbreite der LSF reicht vom niedrigen Schutz (LSF 10), mittleren Schutz (LSF 15-25) über den hohen Schutz ( LSF 30-50 ) bis hin zum sehr hohen Schutz (ab LSF 50+). Auf Angaben wie „hundertprozentiger Schutz“ oder „Sunblocker“ sollte man sich nicht zu sehr verlassen.
Der LSF gibt den Faktor an, um welchen die Eigenschutz-Zeit der Haut gegenüber der Sonne verlängert wird. Ist diese ca. 10 Minuten lang und man verwendet beispielsweise den LSF 30, so könnte man theoretisch 30 x 10 Minuten (5 Stunden) in der Sonne verweilen. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass in der Realität nur ca. 25 Prozent vom angegebenen LSF erreicht wird. Das liegt hauptsächlich an der vom Anwender aufgetragenen Menge des jeweiligen Produktes.
Es sollten möglichst 2 Milligramm Sonnenmittel pro Quadratzentimeter aufgetragen werden, meist wird nur ca. 0,5 Milligramm erreicht. Allgemein wird empfohlen, dass ein Erwachsener für den gesamten Körper 35 g Sonnenmittel für ein einmaliges Eincremen verwenden muss. Besonders gut sollten die sogenannten „Sonnenterassen“ eingecremt werden, also Nasenrücken, Stirn, Jochbögen, Ohren aber auch Haaransätze, Geheimratsecken sowie Lippen, Schultern, Rücken, Brust und Fußrücken.
Kinder besonders gefährdet
Nicht zur Anwendung kommen sollte ein LSF von unter 15 oder die Bräunung angeblich beschleunigende Sonnenöle, da hiermit effektiv zu wenig Schutz auf der Haut wirksam wird. Trotz eines ausreichend hohen Lichtschutzes bräunt die Haut dennoch langsam und leicht, es gelangt immer noch genug Licht an unsere Haut.
Mit einem nochmaligen Eincremen kann man keinesfalls die Zeit, die man maximal in der Sonne bleiben darf verlängern. Ich empfehle ein erneutes Anwenden des Sonnenschutzmittels ca. nach einer knappen Stunde. Auch wenn die sogenannten wasserfesten Sonnenmittel verwendet werden, sollte nach Wasserkontakt nachgecremt werden. Schwimmen und Abtrocknen reduziert nachweislich die Schichtdicke und damit die Effektivität des Schutzmittels erheblich.
Auch sollte berücksichtigt werden, dass Sonnenschutzmittel ihre optimale Wirkung erst nach einer Einwirkzeit von bis zu 30 Minuten erreichen. Also rechtzeitig vor dem Sonnenbad eincremen. Insbesondere zu Beginn der Sommersaison sollte eher der Schatten aufgesucht und nur kurze Zeit in der direkten Sonne verbracht werden. Möglichst meiden sollte man die intensive Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr. Dabei sollten Kinder möglichst nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden, dies gilt insbesondere für die ersten 2 Lebensjahre.
Besonders für Kinder aber auch für bestimmte Sportarten (z. B. Wassersport, Schnorcheln ) ist textiler Lichtschutz empfehlenswert. Diese speziellen Textilien bieten einen sehr guten UV-Schutz und sollten einen LSF von 40+ bieten, diese sind dann mit dem gelben Sonnenlogo LSF 40+ versehen.
Auch bei bedecktem Himmel ist Sonnenschutz unerlässlich. Tagtäglich erklären mir Patienten, dass sie doch gar nicht in die Sonne gehen und bei Bewölkung gar kein Sonnenschutz nötig sei. Durchaus kann bei Bewölkung eine intensive UV-Strahlung herrschen und ein Sonnenbrand ausgelöst werden. Aber auch ohne einen Sonnenbrand führt das UV-Licht langfristig zu DNA Schäden. Daher rate ich auch außerhalb einer Urlaubs – oder Freizeitsituation zum Lichtschutz an Kopf, Gesicht, Hals und Dekolleté.
Welche Textur des Sonnenschutzmittels nun verwendet wird ist unerheblich. Zwischen Creme, Milch, Spray, Gel oder Schaum kann alles verwendet werden, auch die Marke spielt dabei keine Rolle. Unterschieden werden physikalisch – mineralische (Titandioxid, Zinkoxid ) und chemische Filter. Beide Filtertypen werden auch in einigen Produkten miteinander kombiniert, um einen sehr hohen LSF zu erreichen.
Gute Sonnenschutzprodukte müssen auch nicht teuer sein. Entscheidend dabei ist, dass einem das Produkt angenehm ist und dass man es verträgt. Wer den Sonnenschutz berücksichtigt und konsequent durchführt kann in Maßen die Sonne genießen. Dann ist unsere Sonne auch gesund.
Ihr
Dr. med. Wedigo Bartenberg – Dermatologe
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