2. Juli 2024

Tierschutz-Skandal in Putenzucht-Betrieb aufgedeckt

Der nächste Tierschutz-Skandal, das nächste große Tierleid. Der Tierrechts-Organisation ANINOVA liegen umfangreiche Aufnahmen aus einer Putenmast im Kreis Kleve (NRW) vor. Dort werden  napp 20.000 Puten gehalten. Der Betreiber nimmt sogar an der Initiative "Tierwohl" teil. Dies soll dem Verbraucher eigentlich garantieren, dass sich der Zuchtbetrieb an alle Tierschutz-Standards hält und die Tiere artgerecht gehalten werden. Von wegen!

Bei ein nächstlichen Undercover-Aktionen wurden die grausamen Misstände in der Puten-Zuchtanlage im Kreis Kleve gefilmt – © ANINOVA

Ein Recherche-Team hat Dezember 2023 bis April 2024 die Zustände in dem Puten-Mast-Betrieb dokumentiert, auch mit Hilfe versteckter Kameras. Dabei kamen schockierende Zustände ans Licht. In der Mast-Fabrik wurden kranke und teils schwer verletzte Puten vorgefunden. Die versteckten Kameras offenbaren zudem den äußerst brutalen Umgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Betriebes. Und auch der Betreiber selbst beteiligt sich offensichtlich aktiv an den grausamen Tierquälereien.

Oft wälzen Inhaber solcher Zuchtanlagen die Schuld an den solchen tierverachteten Zuständen in seinem Betrieb auf ihre Mitarbeiter ab. Sie selbst hätten von solchen Missständen natürlich nichts gewusst und die betreffenden Angestellten müssten jetzt mit harten Konsequenzen rechnen.

Solche Ausreden hat Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender von ANINOVA, schon viel zu oft gehört. Er und seine Tierrechts-Organisation haben gegen die Puten-Zucht-Fabrik und dessen Betreiber jetzt Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet.

Rund 20.000 Puten fristen hier in dieser Zucht-Fabrik ihr grausames Dasein – © ANINOVA

Jan Peifer: „Die Aufnahmen des Recherche-Teams wurden uns zugespielt und zeigen unfassbare Zustände. Sie fanden Puten mit schwersten Verletzungen vor, wie gebrochene Flügelknochen, blutige Wunden und große Abszesse. Ganz offensichtlich erhalten die Tiere keinerlei tierärztliche Versorgung und sind in ihrem Leid vollkommen sich selbst überlassen. Dafür werden die Tiere regelmäßig und flächendeckend mit Antibiotika vollgepumpt – darunter auch Reserveantibiotika.“

Insgesamt wirke der gesamte Betrieb stark vernachlässigt. Die Puten stehen – so Jan Peifer – teilweise in ihren eigenen Ausscheidungen, eine regelmäßige Reinigung erfolge offenbar nicht. Im April ist bei einem Sturm zudem ein Teil des Dachs abgeflogen, seitdem regnet es in den Stall hinein. Auf den Aufnahmen sind klitschnasse Puten zu sehen, die in Pfützen stehen. Für ANINOVA ein weiteres Zeichen für die Nachlässigkeit des Betreibers und die Gleichgültigkeit gegenüber den Tieren.

Jan Peifer (l.) und Martin Rütter Wundercover in der Hühnerzuchtanlage – © ANINOVA

Die Auswertung der Aufnahmen zeige außerdem, dass die täglichen Kontrollgänge der Mitarbeitenden sehr kurz sind. Rechnerisch kommen die Mitarbeitenden teilweise auf gerade einmal 0,1 Sekunden pro Tier am Tag. Kein Wunder, dass so verletzte und kranke Tiere übersehen werden.

Als wäre das nicht genug, wurde offenbar in mehreren Nächten das Trinkwasser für die Tiere bewusst abgestellt. Diese grobe Vernachlässigung wird nur noch übertroffen von dem, was die versteckten Kameras über mehrere Wochen dokumentierten.

Jan Peifer: “Immer wieder ist zu sehen, wie Mitarbeiter Puten treten, schlagen und teils Meter weit werfen. Einige Puten brechen sich dabei augenscheinlich die Flügel, andere können minutenlang nicht aufstehen und bleiben regungslos am Boden liegen. Auch der Betreiber selbst ist zu sehen, wie er Puten misshandelt. Besonders skandalös: Nach eigenen Aussagen des Landwirts ist der Betrieb Teil der Initiative Tierwohl.“

Wer bekommt bei diesem Foto kein Mitleid mit dieser gequälten Pute? – © ANINOVA

Jan Peifer und sein engagiertes Team setzen sich seit Jahren dafür ein, die Haltungs- und Lebens-Situation von Zuchttieren zu verbessern. Sie haben viel Grausames gesehen, was für einen normal fühlenden und denkenden Menschen  gar nicht oder nur schwer zu ertragen ist. Doch immer wieder stoßen auch sie an Grenzen. Und neben Schock, Fassungslosigkeit und Wut kommt dann am Ende noch die große Enttäuschung hinzu.

Jan Peifer: „Das Ausmaß der Verrohung gegenüber den Tieren hat selbst uns schockiert. Tierquälerei darf nicht ungestraft bleiben. Wir haben deshalb bereits Mitte Juni eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Kleve erstattet und das zuständige Veterinäramt Anfang Juni informiert. Leider mussten wir in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung machen, dass Verurteilungen eher selten sind und vergleichsweise gering ausfallen. Deshalb können wir nur immer wieder betonen: Lassen Sie sich nicht von Werbeversprechen und Tierwohl-Siegeln täuschen. Nur eins schützt Tiere wirklich: Sie nicht zu essen.“

Hier kann sich jeder selbst ein Bild von den Zuständen in der Putenzucht-Anlage machen, die mit dem „Tierwohl-Siegel“ dekoriert ist – © ANINOVA

Wer allerdings auf Fleisch nicht verzichten kann oder will, muss sich zumindest sicher sein können, dass Siegel wie „Tierwohl“, die eigentlich eine artgerechte, faire Tierhaltung garantieren und der Verbraucherin und dem Verbraucher ein gutes Gefühl vermitteln sollen, keine zynische Mogelpackung sind.

Link zum Video, das die Mißstände in der Puten-Zucht-Anlage dokumentiert:

 https://aninova.org/aufdeckung/tierquaelerei-in-einer-putenmast/

Link zur Webseite der Tierrechts-Organisation ANINOVA:

http://www.aninova.org

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