9. Juli 2024

Peter Klassen: Der Künstler, der die Kataloge gestaltet

„Update“ heißt unsere Serie, in der Matthias Dohmen, Journalist, Dozent und Historiker, Persönlichkeiten aus dem Bergischen Land vorstellt. Mit alten und neuen Texten. Mit Fotos und Dokumenten. Menschen, die ihm etwas bedeuten. Diesmal steht Peter Klassen im Fokus.

Der erfolgreiche Wuppertaler Künstler Peter Klassen – © Süleyman Kayaalp

Manche Protagonisten kennt man gut, andere weniger. Ob bekannt oder weniger bekannt: Wer ihre Portraits liest, möchte vermutlich die eine oder den anderen persönlich kennenlernen. Bisher hat Matthias Dohmen an gleicher Stelle Dorothea Brandt, Klaus Burandt, Christine Flunkert, Uwe Flunkert, Heidemarie Koch, Johannes Nattland, Josa Oehme, Erika Schneider, Ingrid Schuh, Hermann Schulz, Klaus Schumann, Michael Walter und Wolf von Wedel Parlow vorgestellt.

Peter Klassen wurde 1951 in Hagen geboren. Er studierte von 1968 bis 1973 Visuelle Kommunikation an der Gesamthochschule Wuppertal und arbeitet seitdem als Grafik-Designer. Seit 1975 entwickelte er im Rahmen der Unternehmenskommunikation der Stadtsparkasse Wuppertal Konzepte und Kampagnen. Einem größeren Publikum bekannt wurde er mit der Betreuung der Ausstellungsreihe „Kunst in der Sparkasse“.

Wie ein Kunstkatalog entsteht

Mitte der 1960er-Jahre profilierte er sich als Musiker in und mit verschiedenen Bands und Projekten, beteiligte sich an zahlreichen Kunstprojekten etwa der Künstlergruppe „sixpack“ („Ein Kubikmeter Kunst auf Reisen“). Und er malt freie Improvisationen, gestaltet Collagen, Loops, Bilderreihen, Arbeiten auf Leinwand, Papier und Aluminium.

2018 erschien in eigener Sache das 232-seitige Buchprojekt „Der lange Marsch“. Ein Coffee Table Book über 40 Jahre Kunstarbeit im Atelier- und Galerie-Kollektiv, 2019 in ureigenster Angelegenheit „Peter Klassens Sammelalbum Kunst“.

Ein Kunst-Katalog begleitet in der Regel eine Ausstellung. Bei seiner Arbeit geht es um insgesamt über fünfzig Exemplare, die für die Reihe „Kunst in der Sparkasse“ entstanden sind. Jedes im gleichen Quer-Format, jeweils in einer Auflage von 500 Stück, herausgegeben zu den Ausstellungen in der Stadtsparkasse Wuppertal, die er seit über zwölf Jahren verantwortlich kuratiert.

Schon seit den 1970er Jahren arbeitet er als Grafik-Designer sowohl für die Redaktion wie auch für die Gestaltung und Produktion der Kataloge. Peter Klassen: „In enger Abstimmung mit den Künstlern entstehen höchst individuelle Ideen, um ihre Kunst zu vermitteln. Manchmal werden es sogar eigene kleine Kunstwerke.“

Peter Klassen mit einem seiner Werke – © Süleyman Kayaalp

Vom ersten Katalog an, der 1994 entstand, „27 internationale Künstler in Wuppertal“, war es ihm wichtig, dass nicht nur die Kunstwerke „originalgetreu“ abgebildet werden, sondern auch die Arbeitssituation der Künstler im Atelier gezeigt wird. Denn die Kunst entsteht nicht in einem von allen Zwängen losgelösten Raum, dieser Raum wird vom Künstler selbst geschaffen. Manchmal wie in großzügigen, lichtdurchfluteten Räumen, häufig aber unter schwierigen, räumlich begrenzten Bedingungen. Das soll den „Betrachtern“ auch vermittelt werden.

Wie das vor sich geht, beschreibt Klassen so: „Sind erste Ideen zu einer Ausstellung entstanden, geht es auch mit den Überlegungen zum Katalog los. Je nachdem, ob es eine Einzelausstellung ist (eher selten) oder sich eine Gruppe zusammengefunden hat oder eine Konstellation verschiedener Künstler geplant ist, werden Kunstwerke für die Ausstellung und den Katalog ausgesucht. Sie müssen fotografiert werden, sinnvoll zusammengestellt und in ein Katalogkonzept eingebunden werden. Wird es einen begleitenden Text geben? Ist er hilfreich? Sind die Bilder sich selbst genug?“

Individuelle Zusammenarbeit mit den Künstlern

Die Zusammenarbeit mit den Künstlern ist in höchstem Maße individuell geprägt: Gibt es ein loses Konzept? Ist alles gesammelt und digitalisiert, versucht Peter Klassen einen sinnvollen Zusammenhang und Ablauf des Kataloges herauszuarbeiten. Die Fragen sind dann: Wie groß sollen die Bilder erscheinen? Soll es Ausschnitte geben? Welche Bilder eignen sich besser als andere zur Wiedergabe?

Es ist ein ständiges Abwägen und Prüfen, aber nach einiger Zeit kristallisiert sich eine bestimmte Form heraus, die sich am besten eignet, um die Arbeit des Künstlers wiederzugeben. Darüber hinaus wächst und entwickelt sich eigentlich quasi als eigenes Wesen – der Katalog. Natürlich sind Termine zu machen und einzuhalten: Redaktionsschluss, Abgabe der Dateien an die inzwischen ausgesuchte Druckerei.

Letzte Korrekturen, Probedrucke werden kontrolliert, Korrektur muss gelesen werden. Dann beginnt die Herstellungsphase in der Druckerei. Es gilt die Ausführung des Druckes zu überwachen, die korrekte Umsetzung der Farben ist einzuhalten, immer muss man zwischen Wunsch und technischer Möglichkeit moderieren. Immer ist es ein Prozess – in dieser Phase in enger Absprache mit dem jeweiligen Drucker. Das kann dann auch schon mal dazu führen, dass man sich morgens früh um vier gemeinsam mit dem Künstler zur Frühschicht in der Druckerei einfindet.

An all diesen Büchern und Katalogen hat Peter Klassen mitgewirkt – © Peter Klassen

Danach beginnt immer eine etwas unruhige Phase: Alles scheint erledigt, eigentlich sind sich alle Beteiligten sicher, dass keine Fehler mehr auftreten werden. Der Liefertermin steht fest, der Termin zur Eröffnung auch. Klassen: „Wir drücken allen Beteiligten die Daumen. Bisher ist es noch immer gut gegangen. Auch wenn es schon mal eng geworden ist.“

Und wenn die ersten Besucher dann einen fertigen Katalog in den Händen halten, ist man auch noch gespannt darauf, ob das auch funktioniert, was man erreichen wollte. Das Design ist wie bei jedem Handwerk gut und gelungen, „wenn es nicht zu sehen ist“. Peter Klassen: „Der nun total entspannte Designer hat seine Arbeit ordentlich erledigt und kann sich dem nächsten Projekt widmen. Bisher waren es über fünfzig Kataloge. Und daneben noch etliche weitere außerhalb dieser Reihe.“

Das letzte größere Buch-Exemplar mit dem Titel „Daxophonie – Hans Reichel“ ist in einer engen Zusammenarbeit mit dem Designer Klaus Untiet entstanden und im September 2023 im Wolke-Verlag erschienen. Er ist auf Bücher zur Musik spezialisiert und vertreibt das Buch international. Das Buch ist zweisprachig angelegt und besonders beliebt in den USA. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Rezensionen des Buchs in verschiedenen Fachzeitschriften, zuletzt in einem Beitrag im Deutschlandfunk in der Reihe „milestones“.

Dr. Matthias Dohmen

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert