23. Juli 2024

‚Tante Jens‘: Der Paradiesvogel mit dem großen Herz ist tot

Große Trauer auf Norderney - und nicht nur da! Jens Langner alias „Tante Jens“ ist tot. Der Betreiber der Kabarett-Bar (früher "Kings Club") ist am Wochenende ganz plötzlich verstorben – vermutlich an Herzversagen. Er hinterlässt eine große Lücke.

Jens Langner war immer glücklich im Kreise der Kinder, für die er die Schule in Accra (Ghana) gegründet hat. Links neben im sein Lebenspartner Seedrase – © privat

Seit 2009 brachte der Selfmade-Entertainer die Gäste seiner Schlager-Disco zum Schunkeln und zum Lachen. Auf der Nordseeinsel war die schillernde Persönlichkeit eine große Nummer. Die Travestie-Shows bei „Tante Jens“ hatten Kult-Charakter. Und die Stimmung in seinem Lokal im 70er Jahre Style erreichte jedes Mal den Siedepunkt, wenn er selbst zum Mikrofon griff und Gassenhauer von Hildegart Knef oder Marlene Dietrich sang. Sein Motto: „Normal sein kann jeder“.

„Tante Jens“ alias Jens Langner hatte zwei Gesichter. „Tante Jens“ verkörperte den immer gut gelaunten, humorvollen Paradiesvogel und Vollblut-Gastronomen. Jens Langner war ein verantwortungsbewusster Mensch mit hoher Sozialkompetenz und einem großen Herzen. Er gründete 2015 in den Slums von Accra, der Hauptstadt von Ghana, eine Schule für notleidende, einheimische Kinder.

Bis zuletzt betreute er diese Schule mit Unterstützung seines Lebenspartners Seedrase. Jens Langer investierte in sein Herzensprojekt viel eigenes Geld und viel Zeit. Zusätzlich sammelte er fleißig Spenden von Freunden, Bekannten und Gästen. Er hing aber sein enormes, caritatives Engagement nie an die große Glocke.

Jens Langner alias „Tante Jens“ – © Susanne Bellenbaum

Mehrmals im Jahr schloss er seine Kabarett-Bar ab und flog nach Ghana. Hier  krempelte er selbst die Ärmel hoch, um seine Schule für die lernbegierigen Mädchen und Jungen immer weiter auszubauen und aufzuhübschen.

Aus kahlen Räumen, die eher Garagen glichen, wurden freundliche Klassenzimmer.  Der Schulhof erhielt ein Vordach, um die Kinder vor der gleißenden Sonne zu schützen. Neue sanitäre Anlagen sorgten für einen Komfort, den Kids vorher gar nicht kannten. Für die dankbaren Kinder war Jens Langer, ein Wohltäter, ein Held.

In der Heimat auf der Urlaubsinsel Norderney galt „Tante Jens“ längst als Original, sozusagen als  „bunter Seehund“. Ein Pfundskerl, nicht der nur wegen der mindestens 120 Kilo, die er auf die Waage brachte. Kein Wunder, dass er auch in der WDR-Film-Dokumentation  „Wunderschön – Norderney im Winter“ (erhältlich als DVD & Blu-ray) seinen großen Auftritt bekam.

Den außergewöhnlichen Spitz- und späteren Künstlernamen „Tante Jens “ verdankte er übrigens einem Gast, der ihn aufgrund seiner langen Haare „Tante Jens“ taufte. Das war noch als Gastronom auf der Szene-Insel Sylt. Doch dort fand er nicht sein Glück – weder als Geschäftsmann, noch in der Liebe.

Jens Langner hatte immer gute Laune – auch bei Schneetreiben auf Norderney – © privat

Sein wohlverdientes Glück traf er schließlich auf Norderney und in Ghana. Jens Langner hat nie einen Hehl aus seiner Homosexualität gemacht. Ganz offen gab er zu: „Mich zog es, was die Liebe zu Männern angeht, schon immer nach Afrika. Über ein Internetportal fand ich schnell Kontakt zu einem Ghanaer namens Seedrase. Kurz darauf habe ich die Koffer gepackt, um ihn und sein Land kennenzulernen. Homosexualität ist in den meisten Teilen Afrikas streng verboten und wird zum Teil mit Gefängnis oder sogar mit dem Tod bestraft. Aber wo das Herz hingehört, da findet man auch Mittel und Wege.“

Nicht nur Lebensgefährte Seedrase trauert jetzt um ihn, auch viele Freunde, Bekannte und Gäste. Und nicht zuletzt auch sein Freund und Stammgast Mickie Krause. Der Schlagersänger („10 nackte Friseusen“) tritt beim Musik-Event „Summertime“ (24. -28.07.) auf Norderney auf und freute sich so sehr auf ein Wiedersehen mit seinem Kumpel „Tante Jens“ alias Jens Langner.

Doch das Schicksal war dagegen. Tief erschüttert will Mickie Krause jetzt seinen Auftritt „Tante Jens“ widmen, seinem so plötzlich verstorbenen Freund.

Text: Peter Pionke

 

 

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