2. August 2024

Wuppertaler SV ging gegen RWO mit 0:5 unter

„Der WSV zerfällt gegen RWO in seine Einzelteile“. Treffender als es „RevierSport“ formulierte, kann man die Vorstellung des Wuppertaler Fußball-Regionalligisten kaum beschreiben. Das Team von Trainer Rene’ Klingbeil unterlag vor 3.320 Zuschauern beim Heimdebüt der Saison 2024/25 mit 0:5 (0:3) Toren und findet sich nach dem 2. Spieltag im Tabellenkeller wieder.

Ein Foto mit Symbolcharakter: Kevin Hagemann schleicht nach seiner völlig unnötigen Gelb-Roten Karte wegen Meckerns vom Platz – © Jochen Classen

Man muss schon ins letzte Jahrtausend zurückblättern, um auf eine solche satte Heim-Niederlage zu stoßen. Am 15. Oktober 1993 unterlagen die Wuppertaler in der 2. Bundesliga gegen Carl-Zeiss Jena 0:5 und davor gab es nur am 05. Mai 1973 in der 1. Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach eine vergleichbare „Klatsche“.

Dabei standen diesmal die Zeichen mehr als gut. Nach vielversprechenden Vorbereitungen im Management und bei strahlendem sommerlichen Wetter ging es mit einer tollen Choreografie los. Der 70. Vereinsgeburtstag am 08. Juli wurde mit einem Fahnenmeer eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Mehr als 1.000 WSV-Fahnen, die die Fanszene vor dem Spiel verteilt hatte, wurden vor dem Anpfiff geschwenkt und erzeugten eine grandiose Stimmung, so wie in Bundesligastadien heute üblich. Interessant, dass sich beide Fanlager verbrüderten und wechselseitig jeweils die gegnerische Team anfeuerten. Mit Sam Barth wurde zudem ein neuer, junger gewandter Stadionsprecher eingeführt.

Die Mannschaft gab sich schon nach 20 Minuten auf

„Ich bin einfach enttäuscht“, erklärte Trainer Klingbeil nach dem Spiel und fügte hinzu: „Wenn Du vor so einer Kulisse als Heimmannschaft so auftrittst, dann ist das einfach nicht gut“. Noch vor der Begegnung hatte er seiner Überzeugung Ausdruck gegeben, dass seine Mannschaft die Erwartungen der Zuschauer erfüllen würde, nämlich „hart zu malochen und den letzten Saft aus sich herauszuholen“.

Die WSV-Spieler Oktay Dal, Vincent Gembalies, Shinnosuke Nishi (v.l.) versuchen vergeblich, Cotrell Ezekwem (Grünes Trikot) zu stoppen – © Jochen Classen

Tatsächlich erlebte man aber eine Mannschaft, die sich bereits nach 20 Minuten aufgab. Da hatte der sträflich freistehende Oberhausener Timur Mehmet Kesim in der 6. und 19. Minute bereits eine 2:0-Führung herausgeschossen. Schon hier wirkte die WSV-Abwehr wenig disponiert, der Gegner hatte relativ leichtes Spiel. Kapitän Nikas Dams: „Wir waren bei zwei Bällen überhaupt nicht zugegen. Die Tore haben wir hergeschenkt:“

Dominik Bilogrevic’s kapitale Fehler und ein Gegentor aus 40 Metern

Auch Mittelfeldspieler Marco Terrazzino sprach von „Geschenken an den Gegner. Das hat uns verunsichert.“ Das größte Geschenk war das 3:0 in der  39. Minute. Der von Paderborn wieder zum WSV gewechselte Dominik Bilogrevic leistete sich wie schon in der Vorwoche einen kapitalen Fehler. Sein Fehlpass im Mittelfeld nutzte Oberhausens überragender Regisseur, Routinier Moritz Stoppelkamp (37), eiskalt aus. Er traf aus rund 40 Metern (!) zum 3:0. WSV Torwart Krystian Wozniak hatte zu weit vor seinem Kasten gestanden.

Dieser Stoppelkamp spielte in verschiedenen Bundesligavereinen und hat sich schon mehrfach mit Toren dieser Art auszeichnen können. Im Bundesligaspiel des SC Paderborn gegen Hannover 96 markierte er 2014 beim 2:0-Sieg gegen Hannover 96 einen Treffer aus 82,3 Metern Entfernung. Es war das „Tor Monats“ und wurde von den „Sportschau“-Zuschauern beim „Tor des Jahres 2014“ hinter dem legendären Treffer von Mario Götze im WM-Finale 2014 gegen Argentinien auf Platz zwei gewählt. In Paderborn hat man die Strasse am Stadion-Vorplatz daraufhin in „Stoppelkamp-Allee“ umbenannt.

Auch Gaetano Manno, Sportlicher Leiter des WSV, war nach der 0:5-Pleite restlos bedient – © Archivfoto Jochen Classen

Kevin Hagemann legte sich mit dem Schiedsrichter an

Das endgültige Aus für den WSV aber kam nur wenige Minuten nach dem 0:3. Eine für viele undurchsichtige Schlüsselszene des Spieles: Kevin Hagemann, oft Turm in der Schlacht, legte sich in mit dem Schiedsrichter an und sah erst Gelb (40.) und dann Gelb-Rot (41.). Die erste gelbe Karte erhielt er wegen eines Fouls. Sekunden später meckerte er Schiedsrichter Jonas Fischbach an, als der einen Vorteil nicht weiterlaufen ließ und berührte die erhobene Hand des Schiedsrichters, in der dieser die Pfeife hielt.

Zwangsläufige Folge: Die restliche knappe Stunde mußte der WSV in Unterzahl mit nur zehn Akteuren auskommen und durfte von Glück sprechen, dass am Ende nicht noch mehr Treffer fielen. Ein Oberhausener Kommentator sah es so: „Unsere Chancenauswertung ist zu bemängeln“. Lob verdiente sich hier indessen WSV Torwart Krystian Wozniak, der noch Schlimmeres verhinderte.

Trainer René Klingbeil war bedient

Insgesamt wirkte die neue, noch sehr junge WSV-Mannschaft überfordert. Ein besserer Verlauf wäre denkbar gewesen, wenn es in der frühen Spielphase zur Führung gekommen wäre, als Mittelstürmer Pedro Cejas im Mittelfeld den Ball eroberte, Kevin Hagemann einsetzte und dessen Pass an den Fünfmeter-Raum nur hauchdünn von Niek Munsters verpasst wurde.

Eine der ganz wenigen Torchancen für den WSVan diesem Tag. Ärgerlich auch, dass der aus dem Raum Siegen-Wittgenstein mit guter Reputation angereiste Schiri Fischbach den Bergischen einen Handelfmeter verweigerte. Das rechtfertigt allerdings nicht, dass ihm der aufmerksame Ordnungsdienst nach der Partie vom Spielfeld in die Kabine Geleitschutz geben musste.

Wuppertals Oguzhan Kefkir (r.) im Zweikampf mit Oberhausens Routinier Moritz Stoppelkamp, Schütze des spektakulären Tores zum 0:3 – © Jochen Classen

Bei WSV-Trainer Klingbeil lagen bei der Pressekonferenz die Nerven offenkundig schon blank, als er von uns mit der Bitte um seine Erklärung auf die Schlüsselszene des Spieles angesprochen wurde und wenig professionell antwortete, als er den Chronisten kritisierte. Den Fehler, seine Spielern mit Schuldzuweisungen zu bedenken, machte er indessen nicht.

Der angefressene Trainer stellte sich vor seine Mannschaft und verteidigte zudem den Schiedsrichter. Auch unternahm er einen Versuch, sich bei den Fans für die gezeigte Leistung zu entschuldigen. Über Konsequenzen wollte er nicht reden, ausser der Ankündigung, trainingsfreie Tage zu streichen.

Maßlose Enttäuschung auch bei Gaetano Manno

Eine Basis schaffen und mit deutlich reduziertem Etat und stark verjüngter Mannschaft neu aufbauen, so das diesjährige WSV-Ziel. Gast Rot-Weiß Oberhausen steht vor den gleichen Aufgaben. Der für den Neuaufbau der Mannschaft zuständige Sportliche Leiter des WSV Gaetano Manno erklärte: „Ich bin maßlos enttäuscht. Wir hatten keine Körpersprache, nicht die Gier, das Tor zu verteidigen. Es hat an allen Ecken gefehlt.“ Vorstand Thomas Richter versuchte zu beschwichtigen: „Wir werden alles in Ruhe gründlich analysieren und nichts überstürzen“.

Ende einer Täuschung?

Trainer Klingbeil sagte noch: „Fussball ist ein Fehlersport, wer auf die Fresse kriegt und fällt, muss auch wieder aufstehen“. Bleibt zu hoffen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden und die Enttäuschungen nicht das „Ende einer Täuschung“ waren…

Text: Siegfried Jähne

 

Pressekonferenz nach der Pleite gegen RWO: (v.l.) Daniel Balk (Co-Trainer RWO), Max Schleicher (WSV-Pressesprecher) und WSV-Cheftrainer René Klingbeil – © Jochen Classen

Wuppertaler SV – Rot-Weiß Oberhausen 0:5 (0:3)

Aufstellung des Wuppertaler SV:

Wozniak – Dams (46. Grym) – Gembalis – Müller (64. Nishi) – Bilogrevic (46. Ametov) – Hagemann – N. Munsters – Saric (46. Schmidt) – Cejas – Kefkir – Terrazzino (46.  Dal) – Trainer: René Klingbeil

Tore: 0:1 Kesim (06.) – 0:2 Kesim (19.) – 0:3 Stoppelkamp (39.) – 0:4 Ezekwem (76.) – 0:5 Schlax (82.)

Zuschauer: 3.320

Schiedsrichter: Jonas Fischbach

Besondere Vorkommnisse: 41. Gelb-Rote Karte für Kevin Hagemann wegen Meckerns

Nächstes Spiel: Samstag (10.08.) um 14 Uhr beim SV Eintracht Hohkeppel

Beeindruckend, das Fahnenmeer im Stadion am Zoo. Schade für die Fans, dass die Partie mit einer solchen Pleite endete – © Siegfried Jähne

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