3. August 2024Peter Pionke
Michael Wessel: Nachtwache in der Pflege kostet 1.000 €
Der Pflege-Unternehmer macht deutlich: „Das steht in keiner Relation zu den normalen Personalkosten.“ Und die sind seit Einführung der Tarifpflicht im Herbst 2022 sowieso kaum noch bezahlbar.
Denn diese Kosten werden auch zwei Jahre später, entgegen der Versprechen der Politik, in keinster Weise refinanziert. Im Gegenteil: Ausgaben steigen, Einnahmen sinken, Versorgungslücken entstehen, weil sich Pflege in einigen Fällen schlicht nicht mehr lohnt. „Dazu trägt auch die Zeitarbeit bei“, sagt Wessel.
Er und erklärt weiter: „Die Kosten für Leiharbeiter sind einfach zu hoch. Die Gehälter, die dort gezahlt werden, übersteigen jeden Lohn, den Pflegebetriebe ihren Festangestellten bieten können.“ Von den immensen Summen, einen Mitarbeiter aus seinem Vertragsverhältnis der Zeitarbeit in Festanstellung zu übernehmen, einmal ganz abgesehen.
Ein gefährlicher Kreislauf
Ein gefährlicher Kreislauf, denn welcher Arbeitnehmer will schon auf Geld verzichten, um in eine Festanstellung im Unternehmen zu wechseln? Zeitarbeitsfirmen werben zudem gezielt mit einem höheren Verdienst sowie flexibleren und verlässlicheren Arbeitszeiten.
Und dadurch mit einer besseren Work-Life-Balance, die vielen Menschen immer wichtiger wird. Als einziger Nachteil werden der Wechsel des Betriebes nach spätestens 18 Monaten und eine höhere Reisebereitschaft dargestellt.
Was die Zeitarbeitsfirmen wissen und – in der aktuellen Situation zurecht – ausnutzen: die Personalnot in der Pflege. „Wir sind fast in jeder Ferienzeit auf Leiharbeiter angewiesen“, sagt Michael Wessel. Denn zu den geplanten Urlaubsabwesenheiten kommen noch Krankmeldungen. „Um unseren Betrieb in den Pflege-Wohngemeinschaften für demenzkranke Menschen aufrecht halten zu können, kaufen wir Personal ein. Für hunderttausende Euro.“
Wohlgemerkt zusätzlich zu dem abwesenden Personal, das weiterbezahlt wird. „Ein totaler Irrsinn, dass Pflegekräfte bei der Zeitarbeit ein höheres Gehalt bekommen, als von den Unternehmen selbst.“ Und das, obwohl die Löhne in der Altenpflege erstmals über dem Median aller Löhne liegen: Fachkräfte bekommen im Mittel 3901 Euro pro Monat (ein Anstieg um acht Prozent), das Gehalt von Pflegehelfern ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 10,3 Prozent von 2635 auf 2906 Euro gestiegen (Quelle: Bundesagentur für Arbeit).
Forderung: Gesetzgeber muß regulierend eingreifen
„Es ist dringend notwendig, dass der Gesetzgeber hier regulierend eingreift und die Löhne in der Zeitarbeit gemäß den Tarifgehältern deckelt“, sagt Wessel und fügt einen weiteren Kostenfaktor hinzu, der den wenigsten bekannt sein dürfte: „Zeitarbeitsfirmen verdienen Geld mit der Vermittlung von Pflegepersonal, beteiligen sich aber nicht an den Kosten ihrer Ausbildung. Dagegen sind alle Pflegebetriebe verpflichtet, eine Ausbildungsumlage zu zahlen, ob sie selbst ausbilden oder nicht.“
Bei Pflege Wessel ist das ein Betrag in Höhe von 150 000 Euro pro Jahr. „Auch hier sollte seitens der Politik nachgebessert werden: Zeitarbeitsfirmen müssen ebenfalls einen Teil der Kosten tragen.“
Link zur Webseite von Pflege Wessel:
http://www.pflegedienst-wessel.de
Weiter mit:
„1087,38 Euro pro Nacht für eine Nachtwache“
Ist die Zahlung für EINE Person – das wäre zuviel – oder für ZEHN Personen – das wäre zu wenig.
Deshalb sagt diese Halb-Information überhaupt nichts aus.