10. August 2024

Diakonie sieht die Familienberatung am Limit

Lange Wartelisten, immer komplexere Fälle und ein überlastetes Hilfesystem: Die evangelischen Erziehungs- sowie Familien-, Paar- und Lebensberatungsstelle in Wuppertal stößt an ihre Grenzen. Es droht ein Versorgungsengpass. Grund: Die steigende Nachfrage.

Die Familien-Beraterinnen des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe arbeiten am Limit – © Diakonie RWL

Dieses Problem haben mittlerweile die meisten Beratungsstellen auf dem Gebiet des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL).

In den Erziehungs- sowie Familien-, Paar- und Lebensberatungsstellen finden die Menschen schnelle Hilfe, bevor ihre Probleme noch komplexer und sie lange krank werden und auf Psychotherapie oder einen stationären Klinikaufenthalt angewiesen sind – auch mit wirtschaftlichen Folgen. „Heute an Beratung zu sparen, kostet morgen viel mehr und macht Menschen das Leben schwer“, erklärt die Wuppertaler Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann.

Die Diakonie bietet in Wuppertal vielfältige Beratungsmöglichkeiten. „Wir wollen frühzeitig helfen, so dass Probleme erst gar nicht zu groß werden“, betont Bärbel Hoffmann, Geschäftsführerin der Kinder Jugend und Familien gGmbH der Diakone „aber mittlerweile werden Wartelisten immer länger und es wird immer schwieriger, zeitnah Menschen in Notsituationen zu begleiten.“

„Wir bieten in Wuppertal ein sehr breites Beratungsangebot für Familien in den unterschiedlichsten Lebenslagen an“ berichtet Bärbel Hoffmann. „Schon in der Schwangerschaft begleiten wir Frauen in Krisen, ganz junge Familien, die sich in der neuen Lebenssituation schwertun, bekommen frühe Hilfen, möglichst noch bevor Probleme eskalieren. Auch bei der Erziehung größerer Kinder, bei Familien- und Paarkonflikten oder in Trennungssituationen sind wir ansprechbar.

“Die Rückmeldungen der Menschen, die bei uns Unterstützung bekommen haben, sind extrem gut“, ergänzt Sabine Federmann. „Sie empfehlen uns weiter und das ist toll. Gleichzeitig aber sind unsere Kapazitäten mehr als ausgelastet. Immer mehr Hilfesuchende treffen auf ein unterfinanziertes System. Häufig haben wir einfach keine Möglichkeiten zu helfen, obwohl Unterstützung dringend nötig wäre.“

Das sind aus Sicht der Diakonie aktuell die vier wichtigsten Punkte für den entstandenen Versorgungsengpass:

Mehr Ratsuchende 

Immer mehr Menschen suchen mit immer komplexeren Themen Rat, wodurch längere und häufigere Beratungen notwendig sind. Sie belasten beispielsweise der Krieg in der Ukraine, die Nachwirkungen der Pandemie, weltpolitische Krisen und der Klimawandel.

Überlastetes System 

Neben der steigenden Nachfrage sehen sich die Beratungsstellen auch mit Engpässen in anderen Hilfesystemen konfrontiert. Viele Kinder und Jugendliche warten bis zu zwei Jahre auf einen Therapieplatz. Beratungsstellen versuchen, diese Wartezeit zu überbrücken, haben aber bei weitem nicht genug Kapazitäten.

Knappe Finanzen 

Die finanziellen Ressourcen sind ebenfalls knapp. Seit 1993 werden keine neuen Beratungsstellen mehr in die allgemeine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen, die zudem seit Jahren nicht angepasst wurde. Die Landesförderung deckt im Durchschnitt ein Viertel der Personalkosten und 20 Prozent der Betriebskosten der evangelischen Beratungsstellen. Trotz eines Kommunalen Zuschusses reicht die Förderung nicht aus, zudem sind die Förderungen nicht an die gestiegenen Personalkosten angepasst. Die Lücke zwischen öffentlichem Geld und den tatsächlichen Kosten der Evangelischen Beratungsstelle wird immer größer.

Die Diakonie fordert daher dringend eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Beratungsstellen durch die Kommunen und das Land NRW, um Familien, junge Menschen und andere Hilfesuchende in der notwenigen Weise zu unterstützen.

 

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert