4. September 2024Peter Pionke
Klaus Saalmann hat viel über die Stille nachgedacht
Manche Protagonisten kennt man gut, andere weniger. Ob bekannt oder weniger bekannt: Wer ihre Portraits liest, möchte vermutlich die eine oder den anderen persönlich kennenlernen. Bisher hat Dr. Matthias Dohmen an gleicher Stelle Dorothea Brandt, Klaus Burandt, Christine Flunkert, Uwe Flunkert, Peter Klassen, Heidemarie Koch, Werner Kleine, Johannes Nattland, Josa Oehme, Willfried Penner, Reiner Rhefus, Erika Schneider, Ingrid Schuh, Hermann Schulz, Klaus Schumann, Michael Walter und Wolf von Wedel Parlow vorgestellt.
Über Stille hat Klaus Saalmann viel nachgedacht. Und über Buddhismus. Zum Beispiel bei Meditationswochenenden oder Aufenthalten in Klöstern. Acht Mal war Klaus Saalmann auf dem Jakobsweg unterwegs: „Nach einer Woche hört man anders, sieht anders, riecht anders und nimmt Mitmenschen anders wahr“, ist Klaus Saalmann überzeugt.
Hermann Hesse gehört zu seinen Lieblingsautoren, aber auch der vielfach als Exot verschriene Philosoph Arthur Schopenhauer, der von 1788 bis 1860 gelebt hat und der auf den Fotos, die man in Lexika findet, meist griesgrämig aussieht. Wie Hesse und Schopenhauer steht auch Saalmann fernöstliches Gedankengut sehr nahe.
Geboren wurde Klaus Saalmann, der in Wuppertal als Leiter des Finanzamtes Elberfeld bekannt wurde, am 3. April 1948 in Recklinghausen als Sohn einer Verkäuferin und eines Schlossers. Also ein Arbeiterkind. Über 40 Jahre war er verheiratet, bis seine Frau 2016 starb. Er hat einen 40jährigen Sohn, der als Jurist in Berlin lebt. Heute ist er glücklich mit einer Apothekerin liiert, die ebenfalls im Ruhestand lebt, aber gelegentlich noch an ihrer alten Wirkungsstätte tätig ist.
Klaus Saalmann studierte in Münster und Köln Jura und trat 1975 in die nordrhein-westfälische Finanzverwaltung ein und arbeitete eine Zeitlang als Dozent, sieben Jahre als stellvertretender Schulleiter und eine Dekade als Chef der Landesfinanzschule von Nordrhein-Westfalen. Von 2001 bis 2014, dem Jahr, als er verabschiedet wurde, war er Chef des Finanzamtes an der Kasinostraße.
Wo heute Steuerbescheide erarbeitet werden, stand zu Beginn der 1820er-Jahre ein „Museum“, das einem elitären Publikum zum Austausch von Literatur und Kunst diente und das mit Namen wie Goethe und Jung-Stilling verbunden ist und den Spott von Friedrich Engels auf sich gezogen hat. Der damals 19jährige Gesellschaftstheoretiker und Politiker aus Barmen schrieb wörtlich: „Übrigens ist das Gebäude so plump in allen Dimensionen, dass man es abends für ein Kamel hält.“
Als der Musentempel 1858 einem Brand zum Opfer fiel, wurde an gleicher Statt ein „Casino“ errichtet, ebenfalls ein Ort der Kultur, in dem 1927 Thomas Mann aus seinem Roman „Joseph und seine Brüder“ las. Doch auch dieser Kulturort überlebte nicht, sondern wurde im Juni 1943 ein Opfer des von den Nationalsozialisten provozierten Bombenhagels der Alliierten.
Nicht nur, dass Klaus Saalmann über die Geschichte des Finanzamtes an der Casinostraße und seiner Vorgänger und Nachfolger gearbeitet hat, er veranstaltete dort auch regelmäßig Ausstellungen. Daneben zog es ihn 40 Jahre lang in Sachen Aus- und Fortbildung in die weite Welt, so nach Brasilien, Kenia, Namibia, Nepal, Russland, Serbien, Südafrika und Tansania, also Staaten höchst unterschiedlicher Klimazonen, politischer Strukturen und Kontinente.
Er reist viel, er liest viel. Und hat auch schon Karikaturenbücher herausgegeben zu von ihm organisierten, bundesweit gezeigten Wanderausstellungen wie „Ohne Moos nix los“ oder „Krötenwanderung – Karikaturisten sehen Steuerstress und Steuerrecht in Deutschland“. Zitiert werden in dem letztgenannten Werk Georg Lichtenberg, Benjamin Franklin, Horaz und viele andere politische und Geistesgrößen, die unter der Last behördlicher Finanzforderungen gelitten haben.
Der am Katernberg wohnhafte vielseitig interessierte Mensch, der so gar nicht an einen Bürokraten denken lässt, war 15 Jahre im Aufsichtsrat der örtlichen Caritas und acht Jahre im Stiftungsvorstand des St.-Josef-Krankenhauses. Er sitzt weiter im Kuratorium der „Stiftung Seelsorge“, die sich zur Aufgabe gestellt hat, „Menschen, Ideen und Finanzen“ für gute Zwecke zusammenzuführen.
Schließlich engagiert sich Klaus Saalmann am Simonshöfchen in der Gefangenenfürsorge mit unterschiedlichen Projekten wie einem Deutschkurs für Analphabeten oder – gegenwärtig – einem Schachkurs. Einem anderen Publikum als dem der Steuerzahler ist er über die Friedrich-Spee-Akademie und das Katholische Bildungswerk bekannt geworden: Mit Powerpoint-Präsentationen über so disparat erscheinende Themen wie „Bilder und Geschichten rund um den Kasinokreisel und den Laurentiusplatz“ und „Die Kathedrale von Chartres und der Geist des Mittelalters“.
Die „Faszination der Stille“ demonstrierte er kürzlich bei seinem im Katholischen Stadthaus gehaltenen Vortrag anhand von Bildern von Mark Rothko und Caspar David Friedrich. „Rückenfigur“ auf dem Rothko-Bild zeigt im Übrigen Klaus Saalmann selbst in der Neuen Nationalgalerie vor dem Bild eines der populärsten US-amerikanischen Maler, der „Wanderer über dem Nebelmeer“ ist eines der Schlüsselwerke aus der deutschen Romantik.
Dr. Matthias Dohmen
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